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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3
Autoren: Alexey Pehov
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deiner ewigen Nörgelei?«
    »Nein! Ich spreche davon, dass mir diese Ödnis zum Hals raushängt! Erinnerst du dich eigentlich noch, wann wir das letzte Mal etwas Anständiges zu essen bekommen haben? Ich nämlich nicht. Und mein Magen erst recht nicht. Die ganze Zeit über stopfen wir nur irgendwelchen Mist in uns hinein. Pass auf, es dauert nicht mehr lange, dann futtern wir Ratten.«
    »Schon geschehen.«
    »Bitte?!«, fragte Luk verständnislos zurück.
    »Gestern Abend standen Ratten auf unserem Speiseplan«, erklärte Ga-nor seelenruhig. »Genauer gesagt, Zieselmäuse.«
    Luk sah Ga-nor entsetzt an, begriff, dass dieser keineswegs gescherzt hatte, und sagte mit brechender Stimme: »Ich glaub, ich muss gleich kotzen.«
    »Stell dich nicht so an. Schließlich hast du gestern ordentlich zugelangt.«
    »Da wusste ich ja auch nicht, dass wir Rattenfl…«
    In dieser Sekunde riss Ga-nor jedoch die Hand hoch und gebot Luk zu schweigen. Dieser griff sofort nach dem Streitflegel. Die Stille, die sich herabsenkte, wurde nur vom Regen, der auf ihre Kapuzen prasselte, und vom Schnauben ihrer unruhigen Pferde durchbrochen. Die Straße verschwand weitgehend hinter einem Regenvorhang, sodass sie eine Sicht von weniger als hundert Yard hatten.
    Eine Minute verstrich. Noch eine.
    »Runter von der Straße!«, befahl Ga-nor. »Sofort!«
    Das taten sie zwar, doch es änderte nicht viel. Der Wald war viel zu spärlich, als dass sie beide und die Tiere sich dort hätten verstecken können, die schmalen Espen boten kaum Deckung, die wenigen Sträucher verbargen die Spuren der Tiere nicht.
    Luk knüpfte sogleich einen Lederbeutel vom Sattel, der die Armbrust gegen den Regen schützte, entnahm die Waffe, untersuchte die Sehne, spannte sie, holte einen Bolzen aus einem zweiten Beutel und setzte ihn ein. Fünf Minuten bangen Wartens vergingen, ehe Ga-nor schließlich sagte: »Ich habe mich getäuscht.«
    »Meloth sei gepriesen«, stieß Luk aus. Da er Ga-nors Instinkten blind vertraute, entlud er die Armbrust wieder und steckte sie rasch in den Lederbeutel, um sie nicht länger als nötig der Feuchtigkeit auszusetzen.
    Wortlos führten sie die Pferde auf die Straße zurück und saßen wieder auf.
    »Du hast dich also getäuscht?«, fragte Luk, wenn auch nicht in vorwurfsvollem Ton, denn auch er vertrat die Ansicht, dass sie gar nicht vorsichtig genug sein konnten. Sobald Ga-nor auch nur den geringsten Verdacht schöpfte, suchten sie deshalb stets Deckung. Zweimal waren sie den Nabatorern auf diese Weise bereits entkommen. In den letzten Tagen jedoch stellten sich Ga-nors Warnungen häufig als falscher Alarm heraus.
    »Ich habe ein Wiehern gehört«, brachte Ga-nor zögernd heraus.
    »Glaubst du etwa, in dieser Ödnis streift außer uns noch jemand herum?«
    »Das nennst du Ödnis? Ich schwöre dir bei Ug, dass ganz in der Nähe ein Dorf ist.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Riechst du den Rauch nicht?«
    Luk sog die Luft tief in sich ein, doch der Geruch der nassen Pferde überlagerte alles andere.
    »Vielleicht hast du also gar kein Wiehern, sondern Geräusche aus dem Dorf gehört?«, schlug Luk vor.
    »Red keinen Unsinn! Bis zu dem ist es noch eine Viertelleague.«
    Ga-nor streifte die Kapuze zurück und lauschte zum wiederholten Mal an diesem Tag in den kalten Regen hinein. In letzter Zeit schlief er kaum noch. Wenn das so weiterging, würden ihm schon bald gravierende Fehler unterlaufen – die ihn in die eisigen Hallen Ugs brächten.
    »Vielleicht sollten wir doch zusehen, dass du zu deinem heißen Shaf kommst«, sagte er schließlich. »Und ich zu etwas Stroh zum Schlafen. Wir müssen beide frische Kräfte sammeln.«
    »Das ist die erste gute Nachricht seit einer Woche!«, meinte Luk strahlend. »Außerdem dürfte es bald Frost geben, da könnten wir gut etwas Wärmeres als unsere Umhänge gebrauchen. Vielleicht können wir im Dorf ja ein paar Sachen kaufen …«
    Ga-nor verzog das Gesicht. Sie hatten nur wenig Geld. Und für einen Kupferling und etwas Silber würde ihnen sicher niemand Winterkleidung überlassen.
    Die Pferde liefen nun schneller, als spürten auch sie, dass sie bald ausspannen durften.
    Doch kurze Zeit später zügelte Ga-nor abrupt sein Tier, sprang aus dem Sattel und untersuchte aufmerksam den Boden.
    »Ist da was?«, fragte Luk ungeduldig.
    »Spuren. Von Pferden.«
    »Bist du sicher?« Luk vermochte sich einfach nicht vorzustellen, wie irgendjemand diesem Schlamm eine brauchbare Spur entnehmen
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