Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika
Autoren: Ewald Arenz
Vom Netzwerk:
Gruppen er angehörte,aber man war sich sehr sicher, dass es gut sei, ihn auf alle Fälle ein wenig zu verbannen. Siron war keine kurzlebige Gesellschaft mehr. Siron brauchte keine großen Künstler und keine Kriminellen. Man hatte auf dem Gebiet des Fernsehens wirklich bedeutende Fortschritte gemacht.
    Nur verbannte man diese Leute leider auf den einzigen anderen bewohnbaren Planeten im Universum: auf die Erde.

 5 
    Bébé und Christoph saßen im Café Querschnitt und hielten sich an ihren Kaffeetassen fest. Christoph hatte sich, um seinem Kater zu zeigen, wer der Boss ist, ein Frühstück bestellt. Das stand jetzt vor ihm und schmollte.
    »Du willst dein Frühstück nicht essen, oder?«, fragte Bébé, der angestrengt versuchte, nicht auf den Tisch zu starren, und sagte, als Christoph nicht antwortete: »Dann stell es bitte irgendwohin, wo ich es nicht sehen kann, ja?«
    »Ich muss mich erst mit ihm anfreunden. Ich kann das nicht so plötzlich wie du: Einfach über das Essen herfallen, wenn es auf den Tisch gebracht wird.«
    »Ich werde nie wieder über Essen herfallen«, murmelte Bébé düster. »Ich bin wahrscheinlich tot.«
    »Und wie ist es mit Trinken?«, fragte Christoph boshaft, obwohl ihm selbst nicht ganz wohl war. »Wirst du auch nie wieder was trinken?«
    »Nie!«, sagte Bébé im Brustton der Überzeugung.
    »Und was ist mit Kaffee?«
    »Kaffee ist kein Trinken, Kaffee ist ein Antidot.«
    Und zur Bedienung gewandt bestellte er noch eine Tasse.
    »Kaffee ist was?«, fragte Christoph nach.
    »Ein Antidot. Asterix und Kleopatra, wo Obelix den vergifteten Kuchen isst …«
    Christoph betrachtete ihn liebevoll: »Redest du irre?«
    »Lass mich in Ruhe, ich bin tot.«
    »Antitot?«
    »Was?«
    »Wie bitte?«
    »Wer hat diesen Dialog geschrieben? Kafka?«
    »Kaffka? Kannst du nicht mal Kaffeekanne richtig sagen? Du bist tief gesunken, Bébé.«
    »Deshalb sitze ich hier mit dir, nachdem uns eine Ische aus einer Wohnung geworfen hat, die ich vorher noch nie gesehen habe und die ich nie wieder sehen will. Warum hast du dich eigentlich von der Puppe abschleppen lassen? Die war doch alt, mindestens 25.«
    »Konnte ich ja gestern nicht sehen. Ich war völlig betrunken. Außerdem hat sie nicht mich, sondern dich abgeschleppt und ich bin bloß mit, weil ich ja immer bloß mitgehe, um auf dich aufzupassen. Rockmusiker an sich sollten keine feste Beziehung haben, wegen der Groupies und so. Aber du musst ja immer was Besonderes sein!«
    »Halt die Klappe.«
    »Alles klar.«
    Es ging ihnen schon viel besser. Sie beschlossen, zunächst im Café zu bleiben, weil doch nichts Besseres nachkommen würde. Eine Stunde später hatte Christoph endlich sein Frühstück gegessen und Bébé bestellte einen Kognak. Christoph machte ihn darauf aufmerksam, dass er doch tot sei, und Bébé meinte dann, das sei schon in Ordnung, weil Kognak auf Tote wie ein Antitot wirke. Und das war prima.
    Gegen 11 Uhr verließen sie das Querschnitt schon wieder ziemlich hergestellt und machten sich auf die Suche nach Bébés Auto.
    »Hoffentlich haben wir es nicht über der Burg abgestellt!«, sagte Christoph, als sie am Rathaus vorbeigingen. »Da gehe ich dann nämlich nicht hoch. Ich warte lieber und du holst das Auto, okay?«
    »Nein!«, antwortete Bébé bestimmt. »Das ist nicht okay! Wir suchen das Auto zusammen. Außerdem steht es auf dem Egidienplatz.«
    »Nie im Leben!«, protestierte Christoph. »In der Ecke waren wir gestern gar nicht.«
    »Kannst du dich so genau erinnern?«, fragte Bébé anzüglich. »Du weißt ja nicht mal, ob du mit Gisela …«
    »Mit Sicherheit nicht!«, schnappte Christoph. »So betrunken kann ich gar nicht werden.«
    Bébé grinste sich eins und sie wanderten den Egidienberg hinauf, wo sie sein Auto tatsächlich fanden.
    Bébé fuhr einen orangefarbenen VW Golf Diesel. Ein unzerstörbares Auto, wie ihm von allen Seiten versichert worden war, als er das Auto erworben hatte. Er hatte seine Zweifel gehabt. Zu Recht. Es war erst ein oder zwei Jahre her, dass er und Christoph eine eigenartige Gesetzmäßigkeit in Bébés Beziehung zu Autos entdeckt hatten: Sie gingen exakt nach 5000 Kilometern kaputt, gerechnet ab dem Tachometerstand des Kauftages. Als Bébé seinen Führerschein noch nicht lange hatte und entsprechend vergammelte Autos fuhr, war es ihm völlig normal erschienen, dass er das Auto alle paar Monate zur Reparatur bringen musste. Er entwickelte in seinen Jugendjahren eine profunde Kenntnis sämtlicher
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher