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Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika
Autoren: Ewald Arenz
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Autowerkstätten in Nürnberg, Fürth und Erlangen. Manche Mechaniker nannten ihn insgeheim den »Kometen«, weil er in regelmäßigen Abständen auftauchte und Glück brachte – für die Mechaniker, versteht sich. Aber irgendwann hatte Bébé es satt, ununterbrochen alte Schüsseln zu kaufen, die ständig repariert werden mussten, und legte sich einen besser gepflegten Wagen zu, der prompt nach drei Monaten mit einer gebrochenen Getriebewelle in die Werkstatt kam. Daraufhin kaufte Bébé einen Kadett aus erster Hand, scheckheftgepflegt, von einem alten Mann, der in zehn Jahren 1300 Kilometer gefahren war. Bei Kilometer 6300 platzte der Kühler.
    Bei seinem nächsten Auto, einem Mercedes, fiel ihm auf der Autobahn schlicht der Motor aus dem Wagen und schlitzte den gesamten Unterboden auf, als Bébé darüberrollte. Zufällig war Christoph dabei und betrachtete fasziniert Bébé – dem es gelungen war, sie beide auf den Seitenstreifen zu retten –, wie er den Mercedes mit Benzinübergoss, anzündete, in wilder Zerstörungswut um das Feuer tanzte und dabei heilige Eide schwor, nie wieder ein Auto zu kaufen. Als sie später in dem ausgebrannten Wrack saßen, das langsam abkühlte, und auf den Pannenhilfsdienst warteten, war Bébés Blick auf den Tachometer gefallen.
    »Komisch«, hatte er gesagt, »genau 5000 Kilometer, seit ich die Karre gekauft habe.«
    Christoph hatte gelacht und gesagt: »Na ja, wie bei all deinen Autos.«
    Bébé hatte zuerst nur bitter gegrinst. Dann begann er, nachdenklich zu werden, und versuchte, sich an die Kilometerzahlen früherer Autos zu erinnern. Rein zeitlich kam es in etwa hin.
    Als Otto vom Pannenhilfsdienst kam – Bébé kannte sie natürlich alle namentlich und duzte sich mit ihnen –, waren die Freunde schon ziemlich aufgeregt und brannten darauf, nach Hause zu kommen. Spät nachts prüften sie zusammen Unterlagen: Hunderte von Werkstattrechnungen, auf denen jedes Mal säuberlich der Tachometerstand angegeben war. Sie rechneten. Sie rechneten noch einmal. Und ein drittes Mal, um absolut sicherzugehen. Jedes Mal genau 5000 Kilometer von Panne zu Panne. Und – auch über mehrere Autos gerechnet – jedes Mal 25.000 Kilometer bis zu einem totalen Zusammenbruch.
    »Das glaube ich einfach nicht!«, hatte Bébé damals mit einem fast schon religiösen Schauder gesagt.
    »Karma!«, hatte Christoph gedankenvoll geantwortet. »Warst du in deinem letzten Leben Mechaniker?«
    Seitdem hatten sie schon Verschiedenes probiert, um die magische Marke zu überwinden. Bébé hatte Christoph fahren lassen, als die 5000 Kilometer fast erreicht waren. Christoph fuhr vorsichtig an, der Tachometer klickte leise, Christoph sah triumphierend zu Bébé hinüber, gab Gas und fuhr mit Schwung in die Kurve, wobei die Lenksäule brach. Er trat panisch auf die Bremse und krachte, exakt zwischen zwei Bäumen hindurch, in einen Haselnussstrauch.
    Offensichtlich reichte es, wenn Bébé im Auto saß.
    Das nächste Mal stieg Bébé aus und Christoph fuhr allein weiter. Noch langsamer als das erste Mal. Das war gut so, denn als die magische Zahl im Tachometer erschien, klirrten sämtliche Bremsbeläge auf die Straße, und Christoph landete im Straßengraben. Offensichtlich reichte es, wenn Bébé in der Nähe war.
    Bei ihrem bisher letzten Versuch vor zwei Monaten waren sie sehr schlau vorgegangen: Bébé hatte das Auto pro forma an Christoph verkauft, der nun als Halter eingetragen war. Um ganz sicherzugehen, hatten sie den Verkauf in Gegenwart des Autos abgeschlossen und dabei so gebrüllt, dass sie gebeten wurden, den Hof der Kfz-Zulassungsstelle zu verlassen. Bébé »lieh« sich nun das Auto von Christoph. Als die Fünftausend erreicht waren, saß Christoph am Steuer und Bébé mehrere Kilometer entfernt in der Wohnung. Als das Telefon klingelte und Christoph ihm mitteilte, dass er nun wüsste, wie Ventile von innen aussähen, hatte Bébé nur resigniert »Jaja« gesagt und war losgezogen, um Christoph abzuholen.
    Offensichtlich wusste das Auto, dass es Bébé gehörte. Seitdem waren die beiden noch auf keine neue Strategie gekommen.
    »Wie viel noch?«, fragte Christoph beim Einsteigen.
    »Bisschen über sechshundert«, antwortete Bébé nach einem kurzen Blick und warf Christoph den Tabak auf den Schoß.
    »Kannst du mir eine drehen?«
    »Wohin jetzt?«, fragte Christoph, als er fertig war.
    » Ich muss jetzt arbeiten«, sagte Bébé, »kann nicht jeder so ein Leben haben wie du. Soll ich dich zu Hause
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