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Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika
Autoren: Ewald Arenz
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bei 25.363 Erdjahren liegt.
    Auf Siron war nämlich mit der Entwicklung der bemannten Raumfahrt ein bisher im gesamten Universum noch nie dagewesenes Phänomen aufgetreten: Zum ersten Mal in der Geschichte dieses Universums hatte ein technischer Fortschritt einen positiven Nebeneffekt. Ähnlich wie die NASA ihren Raketenmüll außerhalb des Geländes von Cape Canaveral ablagerten und sich nicht im Geringsten um die Wirkungder Strahlung auf die Anwohner kümmerten, geschah das auch bei Port Noxin auf Siron, nur etwa anderthalb Jahrzehntausende früher. Als man dort nach einiger Zeit feststellte, dass der Hausmeister im Hauptgebäude, die Putzfrauen und das Bodenpersonal seit mehr als achtzig Jahren auf der Gehaltsliste standen, folgte eine Untersuchung, deren Ergebnisse zunächst streng geheim gehalten wurden. Nicht, weil Unsterblichkeit – oder extrem lange Sterblichkeit – so teuer war; sie war im Gegenteil sehr, sehr billig. Aber man fürchtete eine Bevölkerungsexplosion, gegen die das irdische China wie ein Pfennigkracher gewirkt hätte.
    Aber, wie gesagt, es war ein einzigartiges Phänomen, das sich von selbst regelte: Man erkannte, dass sich der Beginn der Fruchtbarkeit immer weiter nach hinten verschob, je länger die Menschen lebten. Ausnahmsweise verkraftete der Planet einen menschlichen Eingriff in die Natur.
    Natürlich glaubten die Sironer, diese Ausnahme sei jetzt die Regel, und begannen, ihren Planeten extrem auszubeuten.
    Das ging nicht gut.
    Überhaupt nicht.
    Als bekannt wurde, wie man sozusagen unsterblich werden konnte, setzte ein Run auf die Müllhalden von Port Noxin ein. Dann stellte man fest, dass schon der strahlende Abfall aus den Sironischen Kraftwerken reichte, und man begann, all die Salzbergwerke aufzubrechen, in denen die Sironer Tausende von Fässern gelagert hatten, damit sich die nächste Generation darum kümmerte. Kein Mensch war jemals auf den Gedanken gekommen, der Abfall könnte ungefährlich sein. Aber da er jetzt sogar als äußerst nützlich erschien, beschloss man, ihn auch in den Bereichen der Chemiefabrikation und der Landwirtschaft zu verwenden. Deshalb dauerte es eine Zeit, bis man entdeckte, dass die volle Lebenserwartung eines Sironers bei weit über achthundert Jahren lag. Denn selbst eine Quasiunsterblichkeit schützt nicht vor den üblen Folgen massiver Düngemittelvergiftung durch mehrere Jahrhunderte lange Fast-Food-Ernährung.
    Als man auf Siron endlich umdachte, war es für den Planeten fast schon zu spät. Der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre lag bei 4 ½ Prozent und der Meeresspiegel war um 23 Meter gestiegen. Es gab kein Ozonloch mehr, sondern einzelne Ozonwölkchen von wenigen Quadratkilometern Durchmesser, die verloren über den Planeten segelten – immer dorthin, wo sie am nötigsten gebraucht wurden. Aber dafür dachte man nun gründlich um und erließ Umweltgesetze. Danach brauchte man keine Schilder mehr, die das Betreten des Rasens oder das unkontrollierte Fällen von Bäumen verboten. Auf die Zerstörung sauerstoffspendender Pflanzen stand eine Strafe von fünfhundert Jahren Gefängnis oder eine Geldstrafe, die das Bruttoeinkommen des größten Kontinents überstieg. Die meisten Delinquenten wählten das Gefängnis – bis auf einen ehemaligen Chemiefabrikanten namens Krupp, der sich erbot, die Geldstrafe zu zahlen. Allerdings gehörte ihm zu diesem Zeitpunkt der größte Kontinent.
    Glücklicherweise erinnerte sich einer der Richter an einen alten Sozialisierungsparagraphen aus der Zeit vor der Langlebigkeit und enteignete Krupp in einer halbstündigen Gerichtssitzung. Danach ging es mit Siron wirklich aufwärts.
    Der Planet erholte sich über die Jahrhunderte, und zum ersten Mal in der Existenz des Universums übergab eine Generation der nächsten einen Planeten, der sauberer war, als sie ihn selbst erhalten hatte.
    Die meisten Gesetze wurden im Allgemeinen eingehalten – vor allem, weil man nicht mehr darauf hoffen konnte, nach dem Gefängnisaufenthalt neue Leute kennenzulernen. Die Gesellschaft wurde ein bisschen starr und man begann, Störenfriede immer mal wieder ein wenig zu verbannen. Hier dreihundert Jahre, dort fünfhundert Jahre, ab und zu achthundert bis tausend Jahre. Meistens waren es Leute wie Gilead, die in einer kurzlebigen Gesellschaft einige zwanzig Jahre Durcheinander stiften und die man im Allgemeinen in Künstler und Kriminelle einteilt. Bei Gilead war man sich zum Zeitpunkt seiner Verbannung nicht sicher, welcher der beiden
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