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Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika
Autoren: Ewald Arenz
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der Luftdruck ihm nicht die Trommelfelle platzen ließ.
    Diesmal nahm die Druckwelle die Masten und Leif mit, der sich nicht rechtzeitig geduckt und schon immer eine Vorliebe für lose, weite Kleidung gehabt hatte.
    Der Rest ist bekannt. Erik besiedelte das Land nicht und Leif wurde zunächst Mitglied eines Stammes im Mittleren Westen der späteren USA, die sich – nach einer ihrer bevorzugten Drogen – »Mescaleros« nannten. Aus historischer Sicht macht das keinen Unterschied, außer dass McDonald’s heute Eriksen’s hieße und Fishburger verkaufen würde. Leifs interessante Karriere begann erst ein paar Jahre später.
    Der Pilot an Bord des Raumschiffes fand Südamerika beim zweiten Überflug auf Anhieb und setzte zum Sinkflug an.
    »Fantastisch«, sagte er zu Gilead, der neben ihm stand, »sieh dir diese Landebahn an. Da hat sich einiges getan seit dem letzten Mal.«
    »Das letzte Mal war nach Ortszeit vor 1336 Jahren«, sagte Gilead düster, »und ich wäre dir dankbar, wenn du mich einfach absetzen würdest, ohne die Architektur zu bewundern.«
    »Okay, okay, Gilly-Boy«, sagte Misrah, woraufhin Gilead deutlich zusammenzuckte. »Ich bin ja nur der Pilot und du der große Verbannte. Mexico, hä? Von hier haust du nicht ab, Gilly-Sugar.«
    Nach Gileads blutunterlaufenen Augen zu schließen, schätzte er gerade die Chance ab, den Piloten zu töten und trotzdem heil landen zu können. Sie stand extrem schlecht. Gilead konnte nicht einmal einen Scooter anständig landen.
    »Mexico ist was anderes als Atlantis, Gilly-Honey, die bauen hier keine Raketen. Und Atlantis ist untergegangen, Gilly-Maus. Keine Raketen für dich.«
    »Fesselballons!«, sagte Gilead düster.
    »Was?«
    »Fesselballons. Sie haben schon Fesselballons entwickelt.«
    »Ist nicht wahr?«
    Der Pilot war ehrlich erschrocken.
    »Doch«, sagte Gilead boshaft, »und sie arbeiten schon an Düsenantrieben. Große Menschenopfer und so, riesige Flugwerke; unterirdisch. Sind ziemlich schlau, diese Azteken!«
    Der Pilot sah ihn zweifelnd an.
    »Doch, doch«, bekräftigte Gilead. »Wofür, meinst du, haben sie diese Landebahn angelegt, auf die du gerade runtergehst? In zehn, zwanzig Jahren bin ich wieder draußen.«
    »Ich höre überhaupt nicht hin«, sagte der Pilot und sang laut: »Halleluja, halleluja, der Tag ist da, der Tag ist da …«
    Er landete auf einer der Bahnen, die von den Azteken auf den südamerikanischen Hochebenen angelegt worden waren. Mit seinen Düsentriebwerken zerstörte er unabsichtlich den geheimen Eingang zu den aztekischen Flugwerken und schloss damit sämtliche hochkarätigen aztekischen Wissenschaftler in ihren Labors für – na ja, fast – immer ein. Da sie gerade dabei waren, ihre ersten Propellermaschinen zu entwickeln, als der Pilot den Granit ihrer Tore verschmolz, hatte Cortés ein paar Jahre später leichtes Spiel mit den restlichen Azteken. Denn die waren nach diesem Erlebnis konsequenterweise dazu übergegangen, ihre Regierung und ihr Wohlergehen nie wieder der Intelligenzija anzuvertrauen. Ganz im Gegenteil hatten sie nun traditionell den jeweils Dümmsten aller Stämme zum König bestimmt. Die moderne Archäologie sucht deshalb vergeblich nach Spuren einer hochstehenden späten Kultur der Azteken. Es gibt keine.
    Außer den Flugwerken.
    Sie standen neben dem Schiff. Das Metall der Düsen zog sich knisternd zusammen, als es abkühlte. Kein Mensch war zu sehen.
    »Also, tschüs!« sagte der Pilot und wollte einsteigen.
    »Halt!«, sagte Gilead. »Du kennst doch die Vorschriften, oder?«
    Er zitierte aus dem Kopf: »Der Verbannte ist an einem Teil der Erde abzusetzen, wo die örtliche Bevölkerung ihm freundlich gesonnen ist und sein Überleben gesichert ist . Urteil 26773 des Sironischen Gerichtshofs zur Verbannungsgesetzgebung. Und hier ist keine örtliche Bevölkerung.«
    Der Pilot war nicht überzeugt. Wenn er jetzt noch einmal aufsteigen müsste, käme er zu spät zur Abendvorstellung im Kristallan .
    »Es gibt Ameisen«, wandte er ein. »Örtliche Bevölkerung.«
    »Sind mir nicht freundlich gesonnen.«
    »Aber du kannst sie essen. Dein Überleben ist gesichert.«
    »Oder sie essen mich. Nein, nein, mein Lieber: örtliche Bevölkerung und freundlich gesonnen und gesichertes Überleben!«
    Der Pilot knirschte mit den Zähnen, forderte ihn mit einer außerordentlich obszönen Geste zum Einsteigen auf, stieg zum Oberdeck und veranlasste die Automatik, die Luke wütend zuknallen zu lassen.
    Man kann wütend Fahrrad
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