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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone
Autoren: Giovannino Guareschi
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diese, als sie ihn so sahen, groß wie eine Pappel, mitten auf dem Steinweg, ergriffen ihr Werkzeug und liefen wie die Hasen davon.
    Als wir abends um den Holzstock herumstanden und unserem Vater zuschauten, wie er mit den letzten Schlägen der Hacke seine Schaufel zurichtete, kamen die sechs von der Stadt in Begleitung zweier Wachleute, die aufzustöbern sie bis zum Bahnhof in Gazzola gegangen waren, zurück.
    «Dieser da», sagte einer von den sechs Erbärmlichen und zeigte auf meinen Vater.
    Mein Vater fuhr fort zu basteln, er hob nicht einmal den Kopf, und der Wachtmeister sagte, daß er nicht verstehe, wie das passieren konnte.
    «Es ist passiert, daß ich sechs Fremde gesehen habe, wie sie mir meinen Klee zugrunde richteten, und daß ich sie von meinem Grund weggejagt habe», erklärte mein Vater.
    Der Wachtmeister sagte, daß es sich um einen Ingenieur und seine Gehilfen handle, die gekommen seien, Messungen für die Strecke einer Dampftramway vorzunehmen.
    «Sie hätten es sagen sollen. Wer mein Haus betritt, muß um Erlaubnis bitten», erklärte mein Vater und betrachtete zufrieden seine Arbeit. «Und übrigens werden gar keine Tramways durch meine Felder ziehen!»
    «Wenn es uns gefällt, wird die Tramway durchziehen», lachte wütend der Ingenieur. Mein Vater aber hatte bemerkt, daß die Schaufel an der Seite einen Buckel hatte, und war mit ganzer Aufmerksamkeit dabei, diesen auszuglätten.
    Der Wachtmeister behauptete, mein Vater müsse den Ingenieur und seine Gehilfen auf seine Felder lassen.
    «Es ist eine Regierungssache», schloß er.
    «Wenn sie mir ein Papier mit dem Regierungsstempel zeigen, werde ich sie lassen», murmelte mein Vater. «Mein Recht kenne ich.»
    Der Wachtmeister gab zu, daß mein Vater recht hätte und daß der Ingenieur ein gestempeltes Papier bringen müsse.
    Der Ingenieur und die fünf Städtischen kamen am nächsten Tag wieder. Sie betraten den Hof, die Strohhüte auf den Hinterköpfen und die Mützen übers Ohr geschoben.
    «Da ist das Papier», sagte der Ingenieur und legte meinem Vater ein Blatt vor. Mein Vater nahm das Blatt und ging ins Haus. Wir folgten ihm. «Lies langsam», befahl mir mein Vater, als wir in der Küche waren. Und ich las und las wieder.
    «Geh und sage ihm, daß er gehen kann», sagte schließlich finster mein Vater.
    Als ich wieder ins Haus kam, folgte ich meinem Vater mit den anderen auf den Dachboden, wo wir uns um das runde Fenster stellten, das zu den Feldern hinschaute.
    Die sechs Idioten gingen fröhlich und ein Liedchen summend den Steinweg bis zum Eschenbaum. Plötzlich sahen wir sie wütend gestikulieren. Einer tat, als ob er zu unserem Haus laufen wollte, die anderen aber hielten ihn auf.
    class="calibre2">Auch heute noch machen es die Leute aus der Stadt so: sie tun, als ob sie sich auf einen stürzen würden, die anderen halten sie aber immer zurück.
    Sie blieben noch einige Zeit auf dem Steinweg und berieten, zogen dann die Schuhe, die Strümpfe aus und krempelten die Hosen auf. Endlich betraten sie hüpfend die Kleewiese.
    Es war eine harte Arbeit von Mitternacht bis fünf Uhr früh gewesen: vier Tiefpflüge, von achtzig Ochsen gezogen, hatten die ganze Kleewiese aufgerissen. Dann mußte man die Gräben vertiefen und andere öffnen, um die gepflügte Erde zu überschwemmen. Schließlich mußte man zehn Zisternen voll mit dem Zeug aus dem schwarzen Stallbrunnen bringen und sie ins Wasser entleeren.
    Mein Vater blieb bis Mittag mit uns am Dachbodenfenster und schaute zu, wie die Menschen aus der Stadt umhersprangen.
    Jedesmal, wenn einer von den sechs stolperte und in den Schmutz fiel, trillerte Chico wie ein Vöglein, und meine Mutter, die heraufgestiegen war, um uns zu sagen, daß die Suppe fertig sei, zeigte sich sehr zufrieden.
    «Schau ihn nur an: seit heute früh hat er wieder seine gute Farbe bekommen. Er hat geradezu Bedürfnis nach ein wenig Unterhaltung gehabt.
    Der liebe Gott sei bedankt, daß er dir heute nacht diesen Gedanken gab», sagte meine Mutter.
    Gegen Abend kamen die Sechs aus der Stadt wieder, begleitet von Wachen und von einem in Schwarz gekleideten Herrn, der von Gott weiß woher aufgetaucht war.
    «Die Herren behaupten, Sie hätten ein Feld überschwemmt, um sie in ihrer Arbeit zu behindern», verkündete der schwarzgekleidete Mann, verärgert, daß mein Vater sitzen geblieben war und nicht einmal aufgeschaut hatte.
    Mein Vater machte seinen Pfiff, und im Hof erschien sein Gesinde, Männer, Frauen und Kinder, so an
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