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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone
Autoren: Giovannino Guareschi
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komm gleich zurück.»
    Ich flog über die Felder und kam nach Hause, das Herz klopfte mir im Halse. Dann kehrte ich um und lief noch schneller.
    Mein Vater stand noch immer da, fest und breitspurig, mit dem Gewehr unter dem Arm, und der Priester betete ununterbrochen kniend auf der Altartreppe.
    «Vater!» schrie ich außer Atem. «Chico geht es besser! Der Arzt sagt, daß er außer Gefahr ist! Ein Wunder! Alle lachen und freuen sich.»
    Der Priester stand auf. Er schwitzte, und sein Gesicht war aufgelöst.
    «Geht in Ordnung», sagte barsch mein Vater.
    Und während der Priester mit offenem Munde dreinschaute, nahm mein Vater aus der Tasche einen Tausender und warf ihn in den Opferstock.
    «Die mir erwiesenen Dienste bezahle ich», sagte mein Vater. «Gute Nacht.»
    Mein Vater prahlte niemals mit dieser Geschichte; es gibt aber heute noch in Boscaccio hie und da Verfluchte, die behaupten, daß damals auch Gott einmal Angst hatte.
    Das ist die Bassa, ein Land, wo es Leute gibt, die ihre Kinder nicht taufen lassen und fluchen, nicht etwa um Gott zu verneinen, sondern um Gott zu trotzen. Es ist etwa vierzig Kilometer oder auch weniger von der Stadt entfernt; in dieser von den Dämmen zerschnittenen Ebene, wo man kaum über einen Zaun oder über eine Straßenbiegung hinaussieht, ist jedoch jeder Kilometer zehn Kilometer wert Und die Stadt ist ein Ding von der anderen Welt.
    Ich erinnere mich.

    Wie der Fluß ein Wunder vollbrachte
    Manchmal sah man in Boscaccio auch Leute aus der Stadt: Mechaniker, Maurer. Sie gingen zum Fluß, um die Schrauben der Stahlbrücke zu prüfen, oder zum Entwässerungskanal, um die Wände der Schleusen zu betonieren.
    Sie trugen einen Strohhut oder eine Stoffmütze schief über dem Ohr, ließen sich vor dem Gasthaus der Nita nieder und verlangten Bier und Beefsteak mit Spinat.
    Boscaccio war ein Ort, wo die Leute zu Hause aßen und ins Gasthaus gingen nur zum Fluchen, zum Kegelspielen und um in Gesellschaft Wein zu trinken.
    «Wein, Bohnensuppe mit Speck und Eier mit Zwiebel», pflegte Nita, angelehnt an die Türe, zu antworten. Und dann begannen meistens diese Menschen ihre Strohhüte und Mützen nach hinten zu schieben und zu schreien, daß das und jenes an Nita schön sei, und mit großen Fäusten auf den Tisch zu schlagen und wie Gänse zu schnattern.
    Diese Leute aus der Stadt verstanden nichts: wenn sie auf dem Lande herumgingen, führten sie sich wie Säue im Roggen auf: Krach und Skandal.
    Diese Leute aus der Stadt aßen zu Hause faschiertes Pferdefleisch und in Boscaccio verlangten sie Bier, wo man dort höchstens Wein aus Näpfen hätte trinken können, und behandelten mit Überheblichkeit Menschen, die – wie mein Vater – dreihundertfünfzig Stück Vieh, zwölf Söhne und tausendfünfhundert «biolche» Boden besaßen.
    Das hat sich jetzt ziemlich geändert, weil auch auf dem Lande Leute sind, die die Mütze ganz schief tragen, faschiertes Pferdefleisch essen und den Mädchen im Gasthaus zurufen, daß das und jenes an ihnen schön sei; der Telegraph und die Eisenbahn haben auf diesem Gebiete viel geleistet. Damals war es aber anders, und wenn jene aus der Stadt nach Boscaccio kamen, gab es Leute, die nur mit geladenem Doppelgewehr (mit Schrot oder sogar mit einer Kugel) auszugehen pflegten.
    Boscaccio war ein solches gottgesegnetes Dorf.
    Wir saßen einmal um den Holzstock der Tenne und schauten unserem Vater zu, wie er aus einem Pappelklotz eine Weizenschaufel anfertigte, als Chico dahergelaufen kam.
    «Uh, uh», sagte Chico, der zwei Jahre alt war und keine langen Reden halten konnte. Ich kann es nicht fassen, wie es mein Vater anstellte, immer zu verstehen, was Chico stotterte.
    «Es ist ein Fremder oder ein Viech», sagte mein Vater, ließ sich ein Gewehr bringen und sich von Chico zur Wiese vor dem ersten Eschenbaum führen.
    Wir fanden sechs Unglückselige aus der Stadt vor: sie hatten dreifüßige Gestelle und weißrote Stangen und maßen, ich weiß nicht was, indem sie den Klee zertraten.
    «Was macht ihr da?» fragte mein Vater den nächsten, der eine von diesen weiß und rot gefärbten Stangen hielt.
    «Ich mache meine Arbeit», erklärte dieser Idiot, ohne sich umzuschauen, «und wenn auch Sie Ihre Arbeit machen, werden wir uns viel Gerede ersparen.»
    «Schauen Sie, daß Sie weiterkommen!» schrieen die anderen, die mitten im Klee um den Dreifuß herumstanden.
    «Weg!» sagte mein Vater, indem er sein Doppelgewehr gegen die sechs städtischen Idioten richtete.
    Und
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