Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone
Autoren: Giovannino Guareschi
Vom Netzwerk:
wurden zu einem einzigen See.
    Dann stellten sie die Arbeiten ein, und um jede spätere Gefahr zu vermeiden, beendeten sie die Strecke bei Boscaccio, acht Kilometer von unserem Haus entfernt.
    Und als sich der Fluß beruhigt hatte und wir mit den Leuten gingen, den Damm zu reparieren, drückte mir mein Vater fest die Hand.
    Der Damm war gerade an der Stelle durchbrochen, wo wir Gringo begraben hatten. So viel vermag eines Hundes kleine Seele. Ich sage euch, das ist das Wunder der Bassa.
    Das ist die Welt der «Kleinen Welt»: lange und gerade Straßen, kleine, rot und gelb und ultramarinblau gestrichene Häuser, verloren mitten in den Weinstockreihen. An den Abenden im August erhebt sich langsam hinter dem Damm ein roter und riesenhafter Mond, der wie ein Ding aus einem anderen Jahrhundert ausschaut. Einer sitzt auf einem Kieshaufen, am Grabenrand, mit einem an die Telegraphenstange angelehnten Fahrrad. Er dreht eine Zigarette aus dem selbstgeschnittenen Tabak. Du gehst vorbei, und er bittet dich um Feuer. Ihr redet. Du sagst ihm, daß du zum Fest tanzen gehst, und jener schüttelt den Kopf. Du sagst ihm, daß es dort schöne Mädchen gibt, und er schüttelt wieder den Kopf.

    Wie die «Bassa» die Treue hält
    Mädchen? Nichts von Mädchen! Wenn es darum geht, hie und da im Gasthaus eine Karte aufzuschlagen, zu singen, bitte, bin ich immer dafür. Für nichts anderes aber: ich habe bereits mein Mädchen, das jeden Abend bei der dritten Telegraphenstange entlang der Straße von Fabbricone auf mich wartet.
    Ich war vierzehn und kehrte auf dem Fahrrad heim, auf der Straße von Fabbricone. Ein Pflaumenbaum ließ einen Zweig über eine Mauer hängen, und einmal blieb ich stehen.
    Ein Mädchen kam von den Feldern, mit einem Körbchen in der Hand, und ich rief es.
    Sie mußte an die Neunzehn sein, weil sie viel größer war als ich und gut geformt.
    «Du, mach mir die Leiter», sagte ich zu ihr.
    Das Mädchen legte das Körbchen ab, und ich stieg auf ihre Schultern.
    Der Ast war übervoll, und ich füllte mein Hemd mit gelben Pflaumen.
    «Breite deine Schürze aus und teilen wir», sagte ich zu dem Mädchen.
    Das Mädchen antwortete, daß es nicht nötig sei.
    «Magst du keine Pflaumen?» fragte ich.
    «Schon, ich kann aber pflücken, soviel ich will», erklärte sie. «Der Baum gehört mir, ich wohne hier.»
    Ich war damals vierzehn Jahre alt und trug kurze Hosen. Aber ich war Hilfsarbeiter bei einem Maurer und fürchtete niemanden. Sie war viel größer als ich und geformt wie eine Frau.
    «Du treibst Spaß mit mir», rief ich und schaute sie böse an, «ich kann dir aber dein Gesicht herrichten. Du Häßliche, Hochbeinige.»
    Sie hauchte nicht einmal.
    Zwei Abende später begegnete ich ihr wieder auf der Straße.
    «Grüß dich, Hochbeinige!» rief ich. Und ich fluchte. Jetzt könnte ich es nicht mehr, aber damals konnte ich es besser als der Vorarbeiter, der es doch in Neapel gelernt hatte.
    Ich begegnete ihr noch zweimal, sagte aber nichts; eines Abends verlor ich endlich die Geduld, sprang vom Fahrrad und versperrte ihr den Weg.
    «Darf man wissen, warum du mich so anschaust?» fragte ich, indem ich mein Mützenschild ganz auf eine Seite schob.
    Das Mädchen öffnete weit zwei wie Wasser klare Augen, Augen, wie ich sie sonst niemals sah.
    «Ich schaue dich nicht an», antwortete sie ängstlich.
    Ich bestieg wieder mein Fahrrad.
    «Sei auf der Hut, Hochbeinige!» rief ich ihr zu. «Ich kenne keinen Spaß.»
    Eine Woche später sah ich sie in der Ferne, wie sie vor mir an der Seite eines jungen Burschen ging, und große Wut überkam mich. Ich erhob mich auf die Pedale und fing an, wie ein Besessener zu treten. Zwei Meter hinter dem Jüngling stemmte ich mich auf und versetzte ihm im Vorbeifahren einen Stoß mit den Schultern, der ihn der Länge nach auf die Erde hinstreckte wie einen leeren Sack. Ich hörte, wie er hinter mir her fluchte und mir allerlei Namen gab, da stieg ich ab und lehnte mein Fahrrad an eine Telegraphenstange in der Nähe eines Kieshaufens. Ich sah, wie er auf mich zulief wie ein Besessener: es war ein Zwanzigjähriger, und mit einer Faust hätte er mich erschlagen können.
    Ich war aber Hilfsarbeiter bei einem Maurer und fürchtete niemanden. Als es an der Zeit war, warf ich einen Stein, der ihn mitten ins Gesicht traf.
    Mein Vater war ein ungewöhnlicher Mechaniker, und wenn er einmal einen Franzosen in der Hand hatte, konnte er das ganze Dorf in die Flucht jagen.
    Und trotzdem, wenn mein Vater
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher