Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone
Autoren: Giovannino Guareschi
Vom Netzwerk:
während er die Pistole in der rechten Hand hielt. Und als ich in der Asche am Herd stöberte, fand ich die Kugel, die Pizzis Pistole entkam, als Pizzi fiel, getroffen von einer Kugel, die durch das Fenster gekommen war.»
    Don Camillo schaute ihn schief an.
    «Warum haben Sie das nicht gesagt?»
    «Ich habe es pflichtgemäß weitergeleitet, Hochwürden. Und man hat mir geantwortet, daß es nicht gut wäre, in einem solchen Moment den Bürgermeister zu verhaften, weil die Sache sofort einen politischen Charakter bekäme. Wissen Sie, wenn man die Politik fürchtet, verlaufen solche Fälle im Sand. Man muß auf eine Gelegenheit warten. Eine solche haben Sie mir gegeben, Don Camillo. Ich will die Verantwortung nicht auf die anderen abwälzen, ich will nur einfach verhindern, daß auch diese Sache im Sand verläuft, nur weil jemand eine politische Angelegenheit darin erblickt.»
    Don Camillo antwortete, daß der Feldwebel ganz richtig handle.
    «Ich kann Ihnen nicht zwei Karabinieri an die Seite stellen, um Ihnen den Rücken zu schützen, Don Camillo.»
    «Es wäre auch eine Frechheit!»
    «Ich weiß. Wenn ich aber könnte, würde ich Ihnen ein ganzes Bataillon geben», murmelte der Feldwebel.
    «Das ist wirklich nicht notwendig, Feldwebel. Auf meinen Rücken wird schon Gottvater aufpassen.»
    «Hoffen wir, daß er aufmerksamer sein wird als bei Pizzi», schloß der Feldwebel.
    Die Untersuchung wurde am nächsten Tag wieder aufgenommen, und die verschiedenen Gutsbesitzer und Pächter wurden einem erbarmungslosen Verhör unterworfen. Unter ihnen war auch der alte Verola, und er protestierte empört; der Feldwebel antwortete ihm ruhig, ganz ruhig:
    «Mein lieber Herr, da Pizzi unpolitisch war und da ihm niemand etwas stahl und da verschiedene neue Elemente die Hypothese eines Selbstmordes unwahrscheinlich und die eines Mordes wahrscheinlich erscheinen lassen, so müssen wir die Möglichkeit ausschließen, daß es sich hier um ein politisches Verbrechen oder um einen Raubmord handeln könnte. Wir müssen also unsere Untersuchung auf die Kreise richten, die mit Pizzi freundschaftliche oder geschäftliche Beziehungen unterhielten und eventuell einen Grund hatten, ihn zu hassen.»
    So ging das noch einige Tage, und die verhörten Leute waren höchst empört.
    Brusco war voll Wut, schwieg aber.
    «Peppone», sagte er zum Schluß, «dieser verdammte Feldwebel spielt mit uns wie mit Kindern. Du wirst sehen. Nachdem er alle hier im Dorf verhört haben wird, auch die Hebamme, wird er in fünfzehn Tagen zu dir kommen und dich lächelnd fragen, ob du etwas dagegen hättest, wenn er auch einen von den unseren verhören würde. Und du wirst ihm nicht nein sagen können.
    Und er wird verhören und alles kommt heraus.»
    «Daß ich nicht lache!» schrie Peppone. «Nicht einmal, wenn er mir die Nägel abzieht!»
    «Er wird weder dich, noch mich, noch die anderen, an die wir denken, verhören. Er wird sich schon den vornehmen, der alles ausplaudern wird. Er wird gerade den verhören, der geschossen hat.»
    Peppone grinste.
    «Rede keinen Blödsinn! Nicht einmal wir wissen, wer geschossen hat!»
    Es war auch so. Niemand hatte gesehen, wer von den fünfundzwanzig Mann des Trupps geschossen hatte. Als Pizzi gefallen war, stiegen sie alle auf den Lastwagen und trennten sich, ohne ein Wort zu sagen, und sprachen nicht mehr davon.
    Peppone schaute Brusco in die Augen. «Wer kann nur geschossen haben?»
    fragte er.
    «Was weiß ich? Vielleicht gar du?»
    «Ich?» schrie Peppone. «Wie hätte ich denn können, ich war nicht einmal bewaffnet.»
    «Du hast allein das Haus des Pizzi betreten. Niemand hat gesehen, was du drinnen gemacht hast.»
    «Man hat aber vom Fenster aus geschossen. Jemand wird wissen, wer beim Fenster gestanden ist!»
    «In der Nacht sind alle Katzen grau. Wenn auch jemand gesehen hat, hat er nichts gesehen. Ein einziger hat das Gesicht des Schützen gesehen, und das war der Bub. Sonst hätten sie nicht gesagt, daß er schon im Bett war. Und wenn das der Bub weiß, dann weiß es auch Don Camillo. Wenn er es nicht sicher wüßte, hätte er nicht getan und gesagt, was er getan und gesagt hat.»
    «Zum Teufel, wer ihn nur hergebracht hat!» brüllte Peppone.
    Indessen schloß sich der Kreis immer enger, und der Feldwebel kam jeden Abend gehorsamst zum Bürgermeister, um ihm über den Fortschritt der Untersuchung zu berichten.
    «Ich kann Ihnen, Herr Bürgermeister, nicht mehr sagen», sagte er eines Abends. «Wir haben es: es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher