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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone
Autoren: Giovannino Guareschi
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gezweifelt hätten. Einer von den Brüdern hat mich gefragt: ‹Ist es denn nicht verboten, Selbstmörder in die Kirche zu bringen?›
    Den Haß der Frau Pizzi sogar, die zwar nicht um sich selbst, sondern um ihren Sohn Angst hat, und schweigt, um das Leben ihres Sohnes zu schützen.»
    Das kleine Tor in der Steinkapelle knarrte, Don Camillo drehte sich um und erblickte den kleinen Pizzi.
    «Ich danke Ihnen im Namen meines Vaters», sagte er mit ernster und harter Stimme eines fertigen Mannes. Dann ging er wieder, schweigend wie ein Schatten.
    «Da hast du», sagte Christus, «da hast du jemanden, Don Camillo, der dich nicht haßt.»
    «Sein Herz ist aber voll Haß auf den Mörder seines Vaters, und es ist eine verdammte Kette, die niemand sprengen kann. Nicht einmal Du, der Du Dich für diese verfluchten, tollwütigen Hunde hast kreuzigen lassen.»
    «Die Welt ist noch nicht zu Ende», sagte Christus abgeklärt. «Die Welt ist kaum über den Anfang hinaus, und im Himmel wird die Zeit mit Milliarden von Jahrhunderten gemessen. Man braucht nicht den Glauben zu verlieren, Don Camillo. Es ist noch genug Zeit, es ist noch genug Zeit.»

DER ANGST ZWEITER TEIL
    Nach dem Erscheinen seiner kleinen Zeitung blieb Don Camillo ganz allein.
    «Es kommt mir vor, als ob ich mitten in der Wüste wäre», vertraute er Christus an. «Und es ändert sich nichts daran, wenn ich auch hundert Personen um mich habe, weil sie da sind, einen halben Meter von mir, zwischen mir und ihnen ist aber ein halber Meter Kristall. Ich höre ihre Stimmen, aber so, als ob sie aus einer anderen Welt kämen.»
    «Es ist die Angst, sie haben Angst vor dir», antwortete Christus.
    «Vor mir?»
    «Vor dir, Don Camillo. Und sie hassen dich. Sie lebten warm und ruhig, in der Hülle ihrer Schlechtigkeit. Sie wußten die Wahrheit, niemand konnte sie aber zwingen, sie zu wissen, weil niemand öffentlich diese Wahrheit gesagt hatte. Du hast so gehandelt und gesprochen, daß sie jetzt die Wahrheit wissen müssen. Und deswegen hassen sie dich und haben Angst vor dir. Du siehst die Brüder, die sich wie Schafe den Befehlen des Tyrannen unterwerfen, und schreist: ‹Wacht auf aus eurem Totenschlummer, schaut euch die freien Menschen an; vergleicht euer Leben mit dem Leben der freien Menschen.› Sie werden dir aber nicht dankbar sein, sie werden dich sogar hassen und, wenn sie können, dich töten, weil du sie zwingst, etwas zu beachten, was sie schon wußten, aus Hang zum ruhigen Leben aber nicht zu wissen vortäuschen. Sie haben Augen, wollen aber nicht sehen. Sie haben Ohren, wollen aber nicht hören. Sie sind niederträchtig, wollen aber nicht, daß man ihnen sagt, sie seien niederträchtig. Du hast eine Ungerechtigkeit bekanntgemacht und hast die Leute in ein schweres Dilemma gebracht: wenn du schweigst, billigst du das Verbrechen, wenn du es nicht billigst, mußt du sprechen. Es war so bequem, es ignorieren zu können, dieses Verbrechen. Wundert dich dies alles?»
    Don Camillo breitete die Arme aus.
    «Nein», sagte er. «Es würde mich wundern, wenn ich nicht wüßte, daß Du dafür gekreuzigt wurdest, weil Du den Menschen die Wahrheit sagen wolltest.
    Es tut mir nur weh.»
    Ein Bote kam vom Bischof. «Don Camillo», erklärte er, «Monsignore hat Ihre Zeitung gelesen und erfahren, welche Reaktion sie in der Gegend hervorgerufen hat. Die erste Nummer hat ihm gefallen, es wird aber wenig fehlen und die zweite Nummer könnte Ihren Nekrolog enthalten. Passen Sie auf!»
    «Das hängt nicht vom Willen der Direktion ab», antwortete Don Camillo.
    «Darum müssen Sie sich mit dieser Bitte nicht an mich, sondern an Gott wenden.»
    «Ausgerechnet das tut auch unser Bischof», erklärte der Bote. «Und er wollte, daß Sie es wissen.»
    Der Gendarmeriefeldwebel war ein Kerl, der mit beiden Füßen im Leben stand; zufällig begegnete er Don Camillo.
    «Ich habe Ihre Zeitung gelesen», sagte er. «Diese Sache mit den Reifenspuren im Hof des Pizzi ist sehr interessant.»
    «Hatten Sie diese Spuren nicht bemerkt?»
    «Nein», antwortete der Feldwebel. «Ich habe sie nicht bemerkt, weil ich, kaum daß ich sie gesehen hatte, ein wenig Gips hineinschütten ließ, und so habe ich dann später zufällig, nachdem ich die Abgüsse mit den Reifen auf den verschiedenen Autos in der Gegend verglichen hatte, festgestellt, daß die Spuren vom ‹Dodge› des Bürgermeisters stammen. Außerdem, immer zufällig, habe ich bemerkt, daß sich Pizzi in die linke Schläfe geschossen hat,
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