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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone
Autoren: Giovannino Guareschi
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Herausforderungen zu antworten.»
    Peppone stimmte zu.
    «Wenn man schon einen Menschen durchprügeln muß, dann mit Gerechtigkeit und mit Demokratie.»
    Inzwischen war der Abend gekommen. Am Flußufer, im Herbst, beginnt der Abend schon um zehn Uhr vormittags und die Luft hat die Farbe des Wassers. Sie diskutierten mit Ruhe noch eine halbe Stunde, als man plötzlich einen Krach hörte, der die Fenstergläser erzittern ließ.
    Sie rannten hinaus und fanden Smilzo hinter dem Lastwagen auf der Erde ausgestreckt, wie tot, mit dem Munde voll Blut. Sie vertrauten den bewußtlosen Körper Smilzos der Hausmeisterin an und sprangen auf den Lastwagen.
    «Vorwärts!» brüllte Peppone, während Lungo das Lenkrad ergriff.
    Sie starteten wie eine Rakete, und nach zwei oder drei Kilometern schaute sich Lungo zu Peppone um.
    «Wohin fahren wir?»
    «Hm», murmelte Peppone. «Wohin fahren wir?»
    Sie blieben stehen und sammelten ihre Gedanken. Dann fuhren sie zurück, kamen wieder ins Dorf und blieben vor dem Parteiheim der Christlichen Demokraten stehen. Sie fanden einen Tisch, zwei Stühle und ein Bild des Papstes und warfen alles durchs Fenster hinaus.
    Dann bestiegen sie wieder den Lastwagen und machten sich entschlossen auf den Weg nach Ortaglia.
    «Das kann nur dieser Gauner Pizzi gewesen sein. Er hat bestimmt die Bombe geworfen, die Smilzo erschlagen hat», sagte der «Rothaut». «Er haßt uns tödlich seit damals, als wir mit ihm wegen des Landarbeiterstreiks gestritten haben. ‹Ihr werdet noch von mir hören›, hat er damals gesagt.»
    Sie umzingelten das Haus, das vereinsamt dastand. Peppone ging hinein.
    Pizzi war in der Küche und rührte die Polenta. Die Frau deckte den Tisch, und der kleine Bub, auf den Knien vor dem Herd, legte Holz aufs Feuer.
    Pizzi hob die Augen, erblickte Peppone, verstand, daß etwas nicht in Ordnung war.
    Er schaute den Buben an, der um seine Beine spielte.
    «Was willst du?» fragte er.
    «Man hat vor dem Parteiheim eine Bombe geworfen und den Smilzo erschlagen!» schrie Peppone.
    «Ich weiß nichts davon», antwortete Pizzi. Die Frau trat hervor. «Nimm das Kind und schau, daß du weiterkommst», sagte Pizzi.
    Die Frau ergriff den kleinen Buben und zog sich zurück.
    «Du hast gesagt, wir würden noch von dir hören, als wir mit dir wegen des Streiks gestritten haben. Du bist ein reaktionäres Schwein.»
    Peppone trat drohend näher, Pizzi machte aber einen Schritt zurück, ergriff die Pistole, die auf der Kaminplatte lag, und richtete sie auf Peppone.
    «Halt, Peppone, oder ich schieße!»
    In diesem Augenblick öffnete einer, der im Hinterhalt draußen stand, das Fenster, ein Revolverschuß krachte und Pizzi fiel zu Boden. Im Fallen schoß er noch aus seiner Pistole, die Kugel verlor sich aber in der Asche am Herd. Die Frau senkte die Augen auf den Körper ihres Mannes und bedeckte mit einer Hand den Mund. Der Bub warf sich auf seinen Vater und begann zu heulen.
    Die Roten bestiegen eilig den Lastwagen und entfernten sich schweigend.
    Bevor sie wieder ins Dorf kamen, stiegen sie ab und zerstreuten sich.
    Vor dem «Haus des Volkes» waren mehrere Menschen versammelt, und Peppone begegnete Don Camillo, der gerade herauskam.
    «Ist er tot?» fragte Peppone.
    «Da gehört schon mehr dazu, um einen solchen Kerl umzubringen!»
    antwortete Don Camillo grinsend. «Schön schaut ihr aus; eine Heldentat; den Tisch bei den Christlichen Demokraten zu verbrennen. Da werden die Leute lachen!»
    Peppone schaute finster drein: «Da gibt es nichts zu lachen, lieber Hochwürden, hier handelt es sich um Bomben!»
    Don Camillo schaute ihn mit Interesse an. «Peppone», sagte er zu ihm, «es gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder bist du ein Lausbub oder ein Idiot.»
    Peppone war aber weder das eine, noch das andere. Er wußte nur ganz einfach nicht, daß da keine Bombe, sondern ein Reifen vom «Dodge», der geflickte Reservereifen, der hinten angebracht war, explodiert war. Und ein Stückchen Kautschuk hatte den armen Smilzo auf den Kopf getroffen.
    Dann schaute Peppone unter den Lastwagen und sah den geplatzten Reifen und dachte an den Pizzi, der ausgestreckt auf dem Boden in der Küche lag, und an die Frau, die mit einer Hand den Mund bedeckte, um nicht zu schreien, und an den Buben, der heulte.
    Inzwischen lachten die Leute. Und dann, nach einer Stunde, hörten sie auf zu lachen, weil sich die Nachricht verbreitete, daß Pizzi verwundet war.
    Er starb am nächsten Morgen, und als die Karabinieri kamen,
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