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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone
Autoren: Giovannino Guareschi
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Choleraepidemie oder in ein Erdbeben oder in einen Krieg zu geraten. Für jemanden, der bei der Seelenrettung das ewige Leben verdient, ist es ein Schlaraffenland. Aber einer wie du, was kann er schon in einem Krieg gewinnen? Höchstens die Haut verlieren.»
    Peppone wollte den Platz wechseln, weil die Flammen im Kamin höllisch brannten, und man so, mit zwei Aspirin im Magen und angezogen mit einer Pelerine, vor Hitze hätte platzen können.
    «Nein, Peppone», sagte Don Camillo. «Wenn du dich rührst, nützt es nichts, das Aspirin nimmt man zum Schwitzen. Je mehr du schwitzt, um so früher bist du gesund. Nimm lieber noch ein Glas Wein! Er ist kühl und wird dir den Durst löschen.»
    Peppone leerte zwei Gläser Wein und wischte sich den Schweiß ab.
    «So ist's recht», fuhr Don Camillo fort. «Ich kann sehr gut verstehen, daß einer, der gezwungen wird, seine Haut zu Markte zu tragen, nur so, ohne jeden Zweck, nur den einen Wunsch hat, zu entschlüpfen. Unter diesen Umständen ist ein Deserteur kein Feigling, sondern einfach ein menschliches Geschöpf, das seinem Selbsterhaltungstrieb folgt. Trink, Peppone!»
    Peppone trank. Er war in Schweiß gebadet, als ob er jeden Augenblick platzen wollte.
    «Jetzt kannst du die Pelerine ausziehen», riet Don Camillo. «Wenn du dann wieder draußen bist, kannst du sie umwerfen und wirst nicht den Übergang vom warmen Zimmer in die Kälte spüren.»
    «Nein, mir ist nicht heiß.»
    «Ich bin einer, der immer denkt», fuhr Don Camillo fort. «Du hast sehr gut daran getan, kein Manifest herauszubringen. Du hättest deine Grundsätze fallenlassen müssen. Gestern habe ich einfach und egoistisch nur an meinen Fall gedacht. Für mich war das mein Interesse, mein Geschäft ... der Krieg. Stell dir nur vor, was man alles für Dummheiten macht, wenn man diese Manie hat, die Seelen zu retten und sich vor Gottvater in ein günstiges Licht zu stellen: einmal hörte ich, wie mich einer rief, der, von einer Kugel getroffen, zwischen unserer und der österreichischen Schützenlinie liegengeblieben war – ich sprang aus dem Graben und ging zu ihm, um ihm die üblichen Geschichten zu erzählen, die man für die Sterbenden in Reserve hat, und er starb in meinen Armen. Ich erwischte dabei ein paar Kugeln, Kopfstreifschüsse, nichts Besonderes, nur so, um es zu sagen.»
    «Ich kenne diese Geschichte», sagte düster Peppone. «Ich habe davon in der Militärzeitung gelesen, die man uns immer in den Schützengraben gebracht hat, statt uns Essen zu bringen (diese Schweine!). Man hat Ihnen auch eine Medaille gegeben, wenn ich nicht irre.»
    Don Camillo drehte sich um und schaute zu einem kleinen Rahmen an der Wand. «Ich habe sie dort aufgehängt», sagte er. «Es gibt zu viele Medaillen im Umlauf.»
    «Sie hätten das Recht, sie zu tragen», wandte Peppone ein, nachdem er noch ein Glas hinuntergestürzt hatte. «Wer sie nicht stiehlt, darf seine Medaille tragen.»
    «Reden wir lieber nicht von diesen Dingen. Du hast mit Recht einen ganz anderen Begriff vom Krieg. Zieh aber endlich diese Pelerine aus, Peppone!»
    Peppone war bereits der Sintflut ähnlich, so heiß war ihm, aber er war starrköpfig wie ein Muli. Und er legte die Pelerine nicht ab.
    «Im Grunde genommen», schloß Don Camillo, «hast du mehr recht als die anderen, indem du alles verachtest, was nach hohlen patriotischen Phrasen klingt, und indem du dich an den Grundsatz hältst, daß die Welt dein Vaterland ist. Für dich stellt ein Datum wie der Tag des Sieges einen schlechten Tag dar, denn, wer einen Krieg gewinnt, ist immer mehr dazu geneigt, einen neuen Krieg zu entfachen, als der, der verliert. Ist es wahr, daß man in Rußland die Deserteure auszeichnet und jene bestraft, die im Kriege besondere Tapferkeit zeigen?»
    «Uff!» schrie Peppone. «Ich wußte, Sie werden schon irgendwie die Sache ins Politische ziehen! Ich wußte es ja!»
    Dann wurde er plötzlich wieder ruhig.
    «Ich sterbe vor Hitze», seufzte er.
    «Geh, ziehe diese Pelerine aus!»
    Peppone nahm endlich die Pelerine ab, und da sah man, daß er auf dem Aufschlag seiner Jacke die Silbermedaille trug, die er sich im Ersten Weltkrieg verdient hatte. «Ha», sagte Don Camillo und nahm seine Silbermedaille aus dem Rahmen und befestigte sie auf der Soutane. «Es ist eine gute Idee.»
    «Es ist an der Zeit», mahnte die alte Magd, die ihren Kopf in der Türspalte zeigte.
    «So, jetzt können wir etwas essen, nicht wahr?» sagte Don Camillo.
    Sie aßen, tranken eine
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