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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone
Autoren: Giovannino Guareschi
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«Gegen einen italienischen politischen Gegner zu kämpfen, ist für einen Italiener immer eine sympathische Sache.»
    «Reden Sie keinen Blödsinn, Don Camillo», brüllte Peppone. «Als ich ins Gebirge ging, machte ich keine Politik. Ich verteidigte das Vaterland!»
    «Wie?» rief Don Camillo. «Mir scheint, ich habe ‹Vaterland› gehört?»
    «Es gibt Vaterland und Vaterland», erklärte Peppone. «Das von fünfzehn bis achtzehn war ein Vaterland, das von dreiundvierzig bis fünfundvierzig war ein anderes.»
    Zur Messe für die im Kriege Gefallenen war die Kirche zum Bersten voll. Es gab keine Ansprache. Don Camillo sagte einfach:
    «Nach der Messe werden sich die Kinder ins Erholungsheim begeben und einen Kranz am Denkmal niederlegen.»
    Und nach der Messe reihten sich alle hinter den Kindern, und ein schweigender Zug bewegte sich durch das Dorf, bis zum Platz. Der Platz war leer; am Fuß des kleinen Denkmales für die Gefallenen hatte aber jemand zwei große Blumenkränze niedergelegt. Der eine war mit einem Trikolorenband versehen und trug die Aufschrift: «Die Gemeinde»; der andere war aus roten Nelken und auf dem Band stand geschrieben: «Das Volk».
    «Peppones Trupp hat es hergebracht, während Sie die Messe lasen», erklärte der Cafétier am Platze. «Es waren alle da außer Peppone.»
    Man legte den Kranz der Kinder nieder, und die Versammlung löste sich ohne Ansprache auf.
    Auf dem Heimweg begegnete Don Camillo Peppone. Fast hätte er ihn nicht erkannt, weil es leise regnete und Peppone die Kapuze seiner Pelerine über den Kopf gezogen hatte.
    «Ich habe die Kränze gesehen», sagte Don Camillo.
    «Die Kränze? Was für Kränze?» fragte Peppone gleichgültig.
    «Die am Denkmal. Schön sind sie.»
    Peppone zuckte die Schultern. «Ach, das müssen die Kinder gewesen sein.
    Ist es Ihnen nicht recht?»
    «Aber woher?»
    Vor dem Pfarrhaus tat Peppone, als ob er weggehen würde, Don Camillo hielt ihn jedoch auf.
    «Komm, auf ein Stamperl. Es ist nicht vergiftet, du kannst beruhigt sein.»
    «Ein anderes Mal», murmelte Peppone. «Ich muß nach Hause. Mir geht es schlecht, heute konnte ich überhaupt nicht arbeiten. Mir ist kalt, ich zittere am ganzen Körper.»
    «Schüttelfrost? Das ist die übliche Grippe in dieser Jahreszeit. Ein Glas Wein ist die beste Medizin. Ich habe sogar herrliche Aspirintabletten. Komm nur herein!»
    Peppone kam.
    «Nimm, bitte, Platz, ich gehe inzwischen die Flasche suchen», sagte Don Camillo.
    Als er zurückkam, nach einigen Minuten, mit dem Wein und mit den Gläsern, saß Peppone noch immer da, die Pelerine hatte er aber nicht abgelegt.
    «Mir ist hundekalt», erklärte Peppone, «ich bleibe lieber angezogen.»
    «Mach es dir bequem.»
    Er reichte Peppone ein volles Glas und zwei Pillen.
    «Hinunter damit.»
    Peppone schluckte das Aspirin und trank darauf den Wein. Don Camillo ging einen Augenblick hinaus und kam mit einem Armvoll Holz zurück, das er in den Ofen steckte.
    «Ein bißchen Feuer wird auch mir gut tun», erklärte Don Camillo, indem er das Holz anzündete.
    «Ich habe gestern viel über deine Worte nachgedacht», sagte Don Camillo, als das Feuer bereits knisterte. «Von deinem Standpunkt hast du recht. Für mich war diese Sache mit dem Krieg ganz anders. Auch ich war ein Priesterlein, das kaum über den Zaun seines Seminars hinausgeguckt hatte, als man mich hineinsteckte. Bohnen, Hunger, Flöhe, Kugeln, Leiden, genau wie bei dir. Ich ging nicht stürmen, versteht sich, ging aber die Verwundeten bergen. Für mich war es aber anders: es war mein Beruf, und ich habe mir meinen Beruf selbst gewählt. Für dich war es wieder eine andere Sache: Soldat zu sein, war nicht dein Beruf. Glücklicherweise, denn wer aus Beruf Soldat ist, ist nicht ganz bei Sinnen.»
    «Hm, das ist nicht immer wahr», murmelte Peppone. «Auch unter den Berufsoffizieren gibt es anständige Leute. Und dann, man muß es schon zugeben, gibt es Schweinehunde, die laufen herum wie ein ganzer Parfümerieladen, wenn es aber darauf ankommt, die Haut zu riskieren, machen sie keine Geschichten.»
    «Jedenfalls», fuhr Don Camillo fort, «während es für mich mein Priesterberuf war, unter dem Kugelregen zu bleiben und die Verwundeten zu pflegen und den Sterbenden die heilige Ölung zu verabreichen, war das Ganze für dich eine Plage. Es ist der Beruf des Priesters, Seelen zu fangen, um sie ins Paradies zu schicken, via Vatikan. Für einen Priester also ist es nur ein Glück, mitten in eine
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