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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone
Autoren: Giovannino Guareschi
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Hund lästig ist, stopft euch Baumwolle in die Ohren und ihr werdet genauso gut schlafen wie ich. Das Pech ist nur, daß man, um nachts ruhig schlafen zu können, ein ruhiges Gewissen haben muß, und viele von euch haben das nicht. Zeigt euch lieber öfter in der Kirche!»
    Carola stimmte die «Rote Fahne» an, die mit einem raschen Finale endete, weil ihr Don Camillo die Zaunlatte nachwarf.
    Und dann, nachts, hörte man wieder das Gejaule des Hundes, und auch Don Camillo, der immerhin sein Gewissen in Ordnung hatte, konnte nicht einschlafen.
    Am nächsten Tag begegnete er Peppone.
    «Man hat mir gesagt, daß Sie gestern wegen dieses Hundes nachschauen gegangen sind», erklärte Peppone. «Ich bin auch gegangen und habe nichts gesehen.»
    «Wenn der Hund nachts auf dem Damm heult, heißt das, daß er bestimmt nachts dort zu finden ist», murmelte Don Camillo.
    «Na und?»
    «Also, wer ihn finden will, muß nachts auf den Damm, wenn der Hund dort ist, nicht tagsüber, wenn er nicht dort ist.»
    Peppone hob die Schultern.
    «Und wer geht nachts dorthin?» fragte Peppone. «Hier haben alle Angst, als ob es ein Teufel wäre.»
    «Auch du?» erkundigte sich Don Camillo.
    Peppone schwankte ein wenig auf den Füßen. «Und Sie?» fragte er.
    «Wenn ich jemanden finde, der mitkommt, dann gehe ich», sagte Don Camillo.
    «Ich auch», erwiderte Peppone, «ich gehe auch, wenn jemand mitkommt.
    Es ist aber schwer, jemanden zu finden.»
    «Hm», gab Don Camillo zu, als ob er nicht bemerkt hätte, daß die Sache bereits automatisch geregelt war, wenn beide einen Begleiter suchten.
    Es folgte ein Augenblick der Verlegenheit, dann breitete Peppone ergeben die Arme aus.
    «Wir treffen uns also heute abend um neun.»
    Sie trafen sich um neun und gingen vorsichtig durch die Weingärten; und mit Hilfe eines Lautverstärkers hätte man den Eindruck gewonnen, daß ihre Herzschläge einer heftigen Schießerei mit Maschinengewehren ähnelten. Zu einem Gebüsch unter dem Damm gelangt, bezogen sie Stellung und warteten schweigend, mit dem Doppelgewehr in der Hand.
    Stunden vergingen. Eine Friedhofsruhe herrschte, und der Mond steckte seine Nase hinter einer Wolke hervor und beleuchtete diesen Jammer.
    Und da, plötzlich, das langgezogene und lähmende Heulen, das Don Camillos und Peppones Herzen erstarren ließ. Es kam vom Strom her, die beiden traten vorsichtig aus den Büschen heraus und lehnten sich an den Rand des Dammes, wie im Schützengraben.
    Wieder ertönte die Klage, und, es gab keinen Zweifel, sie kam von einem Röhricht, das sich etwa zwanzig Meter ins Wasser hinein ausdehnte. Don Camillo und Peppone hefteten ihre Augen auf dieses Röhricht, das im Gegenlicht lag, weil der Mond das Wasser beschien; und auf einmal erblickten sie ganz deutlich einen schwarzen Schatten, der sich bewegte, und nahmen ihn auf's Korn.
    Kaum daß sich wieder das Geheule erhoben hatte, gingen zwei Schüsse los, und das Heulen verwandelte sich in ein schmerzliches Jaulen.
    Da verschwand die Furcht, und beide sprangen auf. Don Camillo schürzte die Soutane hoch und trat ins Wasser, begleitet von Peppone.
    Als sie in das Röhricht gelangten, fanden sie einen schwarzen, verwundeten Hund, und Peppone beleuchtete ihn mit der Taschenlampe.
    Es war kein schlimmes Tier, denn es leckte ihm die Hand, und Peppone verging sofort die Lust, ihm eine Kugel in den Kopf zu jagen.
    «Sie haben ihn in ein Bein getroffen», sagte Peppone zu Don Camillo.
    «Wenn schon, dann haben wir ihn beide getroffen», stellte Don Camillo richtig.
    Peppone packte den Hund am Halsband und zog ihn hinauf: unter dem Hund war ein schwimmender Sack, im Schilfrohr verhangen. Den Sack zog Don Camillo heraus – es war ein großer Militärschlafsack aus wasserdichtem Stoff, den das Wasser mit der Zeit hart gemacht hatte wie ein Blech.
    Peppone bückte sich und sägte mit einer kleinen Feile den Draht durch, mit dem der Sack zugebunden war, richtete sich aber plötzlich wieder auf und schaute blaß zu Don Camillo.
    «Alte Geschichte», antwortete Don Camillo. «Jemand, Gott weiß, vor wie langer Zeit, wird einen Menschen beseitigt haben, wird ihn dann in einen Sack gesteckt und den Sack in den Strom geworfen haben. Der Mann hatte aber einen Hund, und der Hund sprang ins Wasser und folgte dem Sack, den der Strom talwärts trieb. Und der Sack verfing sich eine Weile in einem Röhricht bei Stoppie, dann bei Casabruciata. Tagsüber versteckte sich der Hund oder ging auf Nahrungssuche, und nachts kehrte
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