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 Dominic Flandry - Spion im All

Dominic Flandry - Spion im All

Titel: Dominic Flandry - Spion im All
Autoren: Poul Anderson
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mich nicht, Oberst. Ich versichere Ihnen, daß ich kein weinerlicher Idealist bin. Ich habe nur etwas dagegen, wenn jemand hingeht und jedes Ei in Sicht zerbricht. Großer Murks, das.« Er machte eine Pause. »Heute werde ich Sie nicht mehr belästigen. Aber ich möchte einen ausführlichen Bericht über dieses Projekt, heute abend noch, und regelmäßige Meldungen. Ich verbiete diese Hypnosondenbehandlung nicht kategorisch, aber ich werde keine Form der Quälerei oder Folter dulden. Und ich werde mich durch eigenen Augenschein vom Befinden des Gefangenen überzeugen.« Er wendete sich abrupt um. »Nein, nein danke, Sie brauchen mich nicht hinauszubegleiten. Guten Tag, die Herren.«
    Die Tür fiel hinter seiner aristokratischen Eleganz ins Schloß. Abrams fluchte und zog sich mit Leong in eine Ecke zurück, wo sie mit gedämpften Stimmen diskutierten. Das Summen und Klicken der Maschinen erfüllte den Raum. Es war kalt. Flandry stand verloren da und starrte seinen Gefangenen an.
    »Was grübeln Sie da?«
    Flandry fuhr zusammen. Abrams war wie auf Katzenpfoten unbemerkt an seine Seite gekommen.
    »Ich ... ich habe nachgedacht, Chef«, stammelte Flandry errötend. »Hauks... ich meine, der Graf hatte recht. Sie überstürzen die Sache ein bißchen, nicht wahr?«
    »Ich muß.«
    »Nein«, widersprach Flandry ernst. »Entschuldigen Sie, aber wenn wir die Zletovarsee erkunden wollen, können wir es mit Tauchern und U-Booten tun. Den Gefangenen hier brauchen wir dazu nicht; wir sollten ihn studieren, das erscheint mir sinnvoller und auf lange Sicht nützlicher. Ich habe gelesen, was ich finden konnte, aber dieses Seevolk ist nach wie vor eine unbekannte Größe. Sie brauchen viel mehr Informationen, bevor Sie sicher sein können, daß irgendeine Form der Befragung zu Resultaten führen wird.«
    Abrams betrachtete ihn unter zusammengezogenen Brauen durch eine Wolke Tabaksqualm. »Wollen Sie mir erzählen, wie ich meine Arbeit zu tun habe?« Seine Stimme klang mild.
    »Nein, gewiß nicht. Ich – ich habe viel Respekt vor Ihnen.« Eine Erleuchtung flammte in ihm auf. »Chef! Sie haben mehr Informationen, als Sie zugeben! Eine direkte Leitung nach ...«
    »Mund halten.« Die Stimme blieb leise, aber Flandry schluckte und nahm unwillkürlich Haltung an. »Kein Wort davon, verstanden?«
    »Ja – jawohl, Chef.«
    Abrams sah sich nach den anderen Männern um. Keiner von ihnen hatte mitgehört. »Junge«, murmelte er, »Sie setzen mich in Erstaunen. Wirklich. Sie sind als Aufklärerpilot nicht am richtigen Platz. Haben Sie schon mal an eine Versetzung zum Nachrichtendienst gedacht?«
    Flandry biß sich auf die Lippen. »Los«, drängte Abrams. »Sagen Sie es Onkel. Warum gefällt Ihnen der Gedanke nicht?«
    »Es wäre – ich meine – nein, Chef, ich bin nicht geeignet.«
    »Seien Sie ehrlich, Mann. Haben Sie was gegen mich? Mir macht es nichts aus, ein Hurensohn genannt zu werden. Ich habe meine Geburtsurkunde.«
    »Also«, ermannte sich Flandry, »ich wollte sagen, daß es ein schmutziges Geschäft ist.«
    »Hm. Sie meinen diese Sache hier, zum Beispiel?«
    »Ja. Ich ... ich habe mir Gedanken gemacht«, stammelte Flandry. »Wissen Sie, ich hatte bei diesem Seegefecht keine Angst, und nachher sah es wie ein großartiger Sieg aus. Aber dann – dann sind mir die Toten eingefallen. Einer der Gefangenen wurde abgestochen wie ein Schwein. Und einer der Gestreiften brauchte zwei Tage zum Sterben. Wenn ich mir diesen hier ansehe – er weiß nicht einmal, was mit ihm geschehen wird!«
    Abrams paffte eine Weile. »Alle Wesen sind Brüder, nicht wahr?« sagte er schließlich.
    »Nun ja, nicht unbedingt, aber ...«
    »Nicht unbedingt? Sie sollten es besser wissen. Sie sind es nicht! Nie gewesen. Sicher, der Krieg ist eine deprimierende Sache. Sicher, der Friede ist wunderbar. Aber man kann nicht immer Frieden haben, außer im Tod, und man kann schon gar keinen Frieden haben, der nicht auf allseitigem Interesse beruht, der sich nicht für alle Beteiligten auszahlt. Gewiß, das Imperium ist krank. Aber es ist unser Imperium. Es ist alles, was wir haben. Es wäre unverantwortlich, wollte man seine Liebe und Loyalität so dünn und gleichmäßig verteilen, daß für die wenigen Geschöpfe und Institutionen, denen man sie schuldig ist, nicht genug übrigbliebe. Sie sollten ein paar von den Büchern lesen, die ich in meinem Quartier habe, hauptsächlich altes Zeug, Aristoteles, Juvenal, Machiavelli, Clausewitz und so. Aber das wird eine Weile
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