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 Dominic Flandry - Spion im All

Dominic Flandry - Spion im All

Titel: Dominic Flandry - Spion im All
Autoren: Poul Anderson
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Mitte eines großen, hell erleuchteten Raumes schwamm der Siravo oder Seetroll in einem Wassertank, umgeben von Apparaten und Meßinstrumenten.
    Er war groß, zweihundertzehn Zentimeter lang und dick wie eine Robbe. Seine zäh und widerstandsfähig aussehende Haut war am Rücken tiefblau gefärbt, während der Bauch ein blasses Grünblau zeigte. Der Körperbau entsprach etwa dem, was man sich unter einer Kreuzung von Delphin und Robbe vorstellen könnte, aber die vorderen und hinteren Flossen waren Muskelgebilde von wunderbarer Vielseitigkeit, die auch als Greifwerkzeuge gebraucht werden konnten. Dem Rücken entwuchs eine fleischige Haifischflosse und hinter dem Kopf befanden sich an der Bauchseite zwei kurze, kräftige Arme mit je vier nagellosen Fingern. Der Kopf war massiv, mit stumpfer Schnauze, großen goldenen Augen und einem Mund, der Lippen hatte.
    Als Hauksberg, Abrams und Flandry eintraten, präsentierten die vier wachhabenden Marineinfanteristen ihre Gewehre. Die Techniker blickten von ihren Instrumenten auf und nahmen Haltung an.
    »Rühren«, sagte Abrams. »Wie schaut es aus, Leong?«
    »Ermutigend, Chef«, antwortete der diensttuende Wissenschaftler. »Die Auswertung der neurologischen Untersuchung und des Enzephalogramms ergibt, daß er mindestens eine halbintensive Behandlung mit der Hypnosonde ohne bleibende Schäden überstehen wird. In ein paar Tagen werden wir den Apparat soweit vervollkommnet haben, daß er unter Wasser eingesetzt werden kann.«
    Hauksberg ging an den Wasserbehälter. Der Schwimmer bewegte sich auf ihn zu. Ihre Blicke begegneten sich; es waren schöne Augen, die ihn aus dem Wasser ansahen. Hauksberg errötete und wandte sich um. »Wollen Sie dieses Geschöpf quälen?« fragte er streng.
    »Eine kurze Behandlung mit der Hypnosonde ist nicht schmerzhaft, Graf«, sagte Abrams.
    »Sie wissen, was ich meine. Psychologische Quälerei kann genauso schlimm sein, und das um so mehr, als er sich in den Händen fremder Wesen befindet. Ist Ihnen schon einmal der Gedanke gekommen, daß man mit ihm sprechen könnte?«
    »Wir wissen nur wenig von seiner Sprache. Die frühen Expeditionen haben diese Rasse erforscht, aber das war in der Kimraigsee, wo jetzt die Merseier sind. Möglich, daß dort eine ganz andere Sprache gesprochen wird. Der kulturelle Hintergrund von unserem Freund hier ist uns völlig unbekannt. Und er hat sich bisher nicht gerade willig zur Zusammenarbeit gezeigt.«
    »Würden Sie sich in seiner Lage anders verhalten?«
    »Ich glaube nicht. Aber wir können nicht zuwarten, bis er sich eines Besseren besinnt. Seine Leute können eine größere Operation planen, vielleicht gegen Siedlungen auf dem südlichen Archipel. Oder er geht uns hier in diesem Becken ein. Wir glauben zwar, daß Lebensbedingungen und Nahrung geeignet für ihn sind, aber wer kann das wissen?«
    Hauksberg machte ein finsteres Gesicht. »Sie werden jede Chance zerstören, seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit zu gewinnen, von seinem Vertrauen ganz zu schweigen.«
    »Für Verhandlungszwecke? Was haben wir an ihm verloren? Wir kennen seine Psyche nicht. Es kann gut sein, daß er auf erbarmungslose Behandlung eingestellt ist und nichts anderes erwartet. Wenn die Leute von Kursoviki mit kleinen Booten unterwegs sind und das Pech haben, diesen Meeresbewohnern zu begegnen, dann wissen sie, was die Stunde geschlagen hat. Unser Gefangener sieht hübsch aus, aber er ist weder mit Ihnen noch mit mir oder dem Landvolk verwandt.«
    »Er denkt. Er fühlt. Und gerade der Umstand, daß er nichts Gutes von uns erwartet, kann uns helfen – wenn wir ihn anständig behandeln.«
    »Ich weiß nicht. Was denkt und fühlt er? Ich weiß nur, daß er ein Säuger ist, obwohl er durch Kiemen atmet. Seine Lebensbedingungen sind uns völlig fremd.«
    »Die Merseier kommen gut mit ihnen zurecht.«
    Abrams nickte verdrießlich. »Sie haben sich Zeit genommen und alles gelernt, was wir nicht gelernt haben. Wir haben Versuche dieser Art unternommen, in Gebieten, die vom Konflikt bisher unberührt waren, aber die Merseier haben es jedesmal herausgebracht und die Sache hintertrieben.«
    »Wie haben sie es herausgebracht?« bohrte Hauksberg. »Durch Spione?«
    »Nein, durch Überwachung. Wenn wir irgendwie Zugang zu ihrem aufgezeichneten Wissen über diese unterseeische Rasse bekommen könnten ...« Abrams brach ab und zog eine Zigarre aus der Brusttasche. Mit heftigen Bewegungen zündete er sie an.
    Hauksberg lächelte. »Mißverstehen Sie
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