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Dolly - 03 - Ein Pferd im Internat

Dolly - 03 - Ein Pferd im Internat

Titel: Dolly - 03 - Ein Pferd im Internat
Autoren: Enid Blyton
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denn nie solche Aufgaben gelöst?” fragte Fräulein Wagner erstaunt. “Und wie steht es mit Algebra und Geometrie? Du weißt ja die einfachsten Dinge nicht!”
    “Unsere Schulstunden in Amerika verlaufen ganz anders als hier”, sagte Marilyn. “Wir nehmen sie nicht so ernst. Ich habe mir nie etwas aus Algebra und Geometrie gemacht und mir daher auch keine Mühe gegeben.”
    Fräulein Wagner sah sie mißbilligend an. Wurde in Amerika der Unterricht wirklich so nachlässig gehandhabt, oder war diese neue Schülerin vielleicht dumm?
“Du bist nicht nur in Mathematik schlecht”, sagte sie. “Es fehlt bei dir fast in allem. Hattet ihr denn keine Physik?”
    Marilyn dachte angestrengt nach. “Ich glaube schon. Aber wir haben bei der Physiklehrerin wohl nicht aufgepaßt. Wir haben in diesen Stunden nur Unfug getrieben.”
    “Und wie stand es mit Geschichte?” sagte Fräulein Wagner. “Natürlich weiß ich, daß euer Geschichtsunterricht anders verlief als der unsrige – aber Fräulein Cornelius, die Geschichtslehrerin, sagte mir, daß du auch von der Geschichte eures Landes kaum etwas weißt.”
    Marilyn war recht niedergeschlagen. Sie überlegte, worin sie auf der Schule wirklich etwas geleistet hatte. Wofür hatte sie sich ernsthaft interessiert? Ach ja, das war die Literaturstunde!
“Wir haben viele Schauspiele gelesen und gespielt. Mit verteilten
    Rollen. Das war wundervoll. Ich war recht begabt dabei.” “Ja, das kann ich mir schon vorstellen”, sagte Fräulein Wagner
trocken. “Aber in der Schule muß man etwas mehr lernen, als Theater
zu spielen. Marilyn, du mußt sehr angestrengt arbeiten, wenn du das
Klassenziel erreichen willst. Ich bin bereit, dir Nachhilfeunterricht zu
geben, und Mademoiselle Dupont, die über dein Französisch
außerordentlich betrübt ist, sagt, sie würde für dich auch etwas von
ihrer Freizeit opfern.”
Marilyn war ernstlich beunruhigt. War es nicht genug, daß sie schon
diese ganzen Klassen-und Arbeitsstunden absitzen mußte und überall
aufpassen sollte? Nun noch Extrastunden? Sie wollte ein Filmstar
werden. Wozu brauchte sie da so etwas wie Algebra und all den
anderen Unsinn?
Zeitvergeudung für ein Mädchen wie sie! Sie war nicht dumm, das
wußte sie – und sie würde schon vorwärtskommen! Das Leben in
Amerika war einfacher!
Dann besah sie sich ihre wunderschön polierten Nägel und
wohlgepflegten Hände. Fräulein Wagner wollte sie wohl absichtlich
demütigen. Das konnte Marilyn nicht ertragen. Sie war besser als alle
diese kleinen Gänschen, die von den wirklich wichtigen Dingen nichts
wußten!
Verstockt schwieg sie von da an. Fräulein Wagner hielt diese neue
Schülerin für ein recht schwieriges Mädchen.
“Soviel für heute”, sagte sie rasch. “Ich erwarte von dir viel bessere
Arbeit, Marilyn – und denke bitte auch an deine Klasse. Du weißt, daß
ungenügend gelöste Aufgaben einen Tadel zur Folge haben. Du hast
schon viel zu viele Tadel.”
Marilyn hielt diese Tadel für Albernheiten. Ihr wäre es egal
gewesen, wenn sie zwanzig oder dreißig Stück in der Woche
bekommen hätte. Aber den Mitschülerinnen waren sie absolut nicht
gleichgültig.
Lore, die Klassensprecherin, klärte Marilyn auf: “Kannst du das
nicht abstellen, daß du dauernd Tadel bekommst? Wir haben zwei
schulfreie Nachmittage pro Halbjahr. Wenn aber eine Klasse vierzig
Tadel bekommen hat, dann fällt der freie Nachmittag weg. Für die
ganze Klasse, nicht bloß für dich! Und da wurde die Klasse schön
toben!”
Marilyn bekam es mit der Angst zu tun. Wenn sie richtig arbeitete,
um ihre Lücken auszufüllen, blieb ihr ja nicht mehr genügend Zeit für
ihre Schönheitspflege! Andererseits aber mußte sie sich wirklich mehr
um die Schularbeit kümmern – sie durfte ja Amerika nicht blamieren.
Wenn sie wenigstens ihre schauspielerischen Fähigkeiten zeigen
könnte, da die vierte Klasse doch gerade ein Stück mit verteilten
Rollen las! Aber es war ein französisches Stück, und Marilyns
Französisch behagte Mademoiselle Dupont leider überhaupt nicht. “ C’est terrible! Schrecklich!” lautete ihr Urteil, und Mademoiselle
Rougier stimmte ihr voll und ganz zu. Als Marilyn fünfzehn Tadel
erhalten und drei ungenügende Arbeiten abgeliefert hatte, ja eines
Tages überhaupt nicht vorbereitet war, weil sie angeblich nichts
verstanden hatte, da ging Fräulein Wagner zur Direktorin. “Marilyn paßt nicht in die vierte Klasse”, sagte sie zu Frau Greiling.
“Die anderen Schülerinnen sind
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