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Dolly - 03 - Ein Pferd im Internat

Dolly - 03 - Ein Pferd im Internat

Titel: Dolly - 03 - Ein Pferd im Internat
Autoren: Enid Blyton
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wegen ihrer vielen Tadel wütend auf
sie. Sie ist gewiß kein schlechtes Mädchen, aber albern und ganz
falsch erzogen. Was sollen wir tun?”
“Glauben Sie, daß man ihr mit Nachhilfestunden helfen könnte?”
fragte Frau Greiling. “Sie ist beinahe sechzehn und müßte unserem
Schulstandard entsprechen. Übrigens hat sie ein recht gutes Zeugnis
aus Amerika mitgebracht.”
“Ich fürchte, Nachhilfeunterricht wird bei ihr nichts nützen”, sagte
Fräulein Wagner. “Sie paßt überhaupt nicht in die vierte Klasse. Ich
meine sogar, daß sie kaum genug kann, um in der dritten
mitzukommen. Das schlimmste ist, daß sie sehr eingebildet ist und
sich über die anderen erhaben dünkt. Darüber ärgert sich die Klasse
natürlich.”
“Mit Recht” sagte Frau Greiling. Eine kleine Weile schwieg sie. Sie
war enttäuscht. “Dann muß sie eben in die dritte Klasse gehen”, sagte
sie endlich. “Das bedeutet zwar eine Demütigung für sie, die sie als
Schande empfinden wird – aber vielleicht schadet ihr das nicht.
Schicken Sie sie zu mir.”
“Ich danke Ihnen, Frau Greiling”, sagte Fräulein Wagner. Sie war geradezu erlöst, daß sie nicht länger die Verantwortung für
die junge Amerikanerin hatte. Sie konnte nun alle Tadel ausstreichen,
die Marilyn bekommen hatte. Ihre Klasse würde sich ebenfalls freuen,
denn sie arbeitete fleißig mit, und Fräulein Wagner war stolz auf sie. Sie schickte Marilyn zu der Direktorin. Marilyn fühlte ihr Herz
mächtig klopfen, als sie in Frau Greilings hübsch eingerichtetes
Amtszimmer trat.
Die Direktorin musterte Marilyn von Kopf bis Fuß. Sie sah das mit
übertriebener Sorgfalt frisierte Haar, die auf Hochglanz polierten
Fingernägel und das zwar ungeschminkte, aber mit viel Creme
gepflegte Gesicht.
“Marilyn, ich habe dich zu mir kommen lassen, weil ich glaube, daß
du den Anforderungen der vierten Klasse in keiner Weise entsprichst”,
sagte sie. “Das tut mir besonders leid, weil du älter bist als die
anderen. Auch bin ich überzeugt, daß Nachhilfestunden zwecklos
wären. Ferner weiß ich, daß dir die Klasse deine vielen Tadel
übelnimmt.”
Marilyns Gesicht überzog ein tiefes Rot. Gleichzeitig ärgerte sie
sich, daß sie rot wurde wegen dieser dummen vierten Klasse. “Daher halte ich es für das beste, daß du jetzt in die dritte Klasse
gehst. Die nimmt das Leben noch nicht so ernst. Sicher fühlst du dich
dort wohler und wirst besser arbeiten.”
Marilyn war aufs tiefste betroffen. Welche Schande! Gewiß – sie
mochte die dritte Klasse gern und fühlte sich in der vierten nicht recht
wohl. Aber was würden ihre Eltern sagen und ihre Großmutter! “Ach, Frau Direktor, das ist schrecklich!” In ihrer Aufregung
knöpfte sie dauernd einen Knopf ihrer Jacke auf und zu – auf und zu,
ohne es zu merken.
“Laß das Knöpfen, Marilyn”, sagte Frau Greiling. “Ich glaube, du
wirst dich in der dritten Klasse gut eingewöhnen. Du kannst morgen
hingehen. Ich werde es Fräulein Peters sagen. Und nimm alle deine
Sachen mit. – Ich weiß wohl, daß dir der Betrieb in unserer Schule
noch ungewohnt ist, aber es wird schon werden. Nur darfst du auf
keinen Fall weiter absinken. Du bist aus einem großen und stolzen
Lande hergekommen. Als dessen Vertreterin mußt du dich fühlen.
Denke daran!”
Das war das einzige, was bei Marilyn Eindruck machte. Nun gut –
sie würde also in die dritte Klasse gehen. Sie würde sich auch nichts
anmerken lassen, selbst wenn die Mitschülerinnen sie neckten und
aufzogen. Jetzt würde sie wirklich arbeiten. Auf keinen Fall durfte sie
weiter absinken!
“So – nun kannst du gehen, Marilyn”, sagte Frau Greiling. Sie
beobachtete sie, wie sie in anmutiger Haltung das Zimmer verließ. “Das wird Marilyn hart ankommen”, sagte Fräulein Peters zu der
Direktorin, als diese ihr die Überweisung in die dritte Klasse mitteilte.
“Weniger die Arbeit als die Schande!”
“Manchmal schadet Härte nicht”, erklärte Frau Greiling. “Die
Mädchen kommen ja nicht nur wegen der Schulstunden hierher,
sondern sie sollen auch andere Dinge lernen: gerecht und anständig zu
sein, großzügig und freundlich. Das ist noch wichtiger als Wissen!”
Frau Greiling glaubte, das tüchtige und einsichtige Fräulein Peters
würde eine gute Klassenlehrerin für Marilyn sein. “Es steckt viel
Gutes in dem Mädchen; sie ist freundlich und nimmt nichts übel – und
ich habe ihr Lächeln gern. Am besten sagen Sie ein paar nette Worte
zu der Klasse. Machen Sie kein großes
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