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Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Titel: Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)
Autoren: Fulvio Ervas
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den Tee oben zu kühlen und unten warmzuhalten. »Alles gut Gemachte ist auch gut durchdacht«, sagte er.
    Stucky verstand, worauf er anspielte, und schon entschlüpfte ihm ein: »Ich habe ein kleines Problem …«

Dr. Kuto Tarfusser sah zu, wie es sich der junge Mann auf der Liege bequem machte. Vergebens hatte er sich erkundigt, warum er unter den vielen Psychotherapeuten der Stadt ausgerechnet ihn ausgewählt hatte. Es war natürlich keine gute Frage gewesen, und zum Glück war sie auch gleich untergegangen. Sein Klient hatte es nämlich vorgezogen, die Beschaffenheit der Liege zu testen, die Kopfstütze auszuprobieren und die Beine übereinanderzuschlagen, das rechte über das linke und das linke über das rechte, etwas unschlüssig. Tarfusser schaltete das Tonbandgerät ein, setzte sich an seinen Tisch und schlug sein Notizheft auf.
    Er seufzte. Du wirst einmal in der Ebene enden, unter diesen Auserwählten, diesen Angehörigen der »Razza Piave«, hatten sie ihm in der Familie gesagt, aber was er damals von der Ebene wusste, war nur, dass die Luft dort feucht war und dass sie dicht besiedelt war.
    Seinen Eltern und Geschwistern war sofort klar gewesen, dass er nach Abschluss der Schule nicht im Schoß der Familie bleiben, sondern mindestens bis hinunter nach Bozen ziehen würde. Nach einem Jahr Physik an der Universität Triest und einem weiteren Jahr in Udine, diesmal an der Agrarwissenschaftlichen Fakultät, hatten sie begriffen, dass er seinem Wandertrieb und instinktiv dem Lauf der Flüsse folgte, die zum Meer flossen, vom Isonzo bis zum Tagliamento.
    Er wanderte aus Liebe, weil er die Berge und auch das Meer liebte, eine doppelte Liebe, die einen zerreißen konnte. Seine Großmutter meinte, dass er vor dem Heu, dem Asthma und dem Sauerkraut geflüchtet sei. Er floh noch weiter und landete schließlich in Padua. Dort studierte er dann Psychologie. Vielleicht ist die Psychologie nicht tot, dachte er.
    »Sie können loslegen, Signore …«

»Nennen Sie mich Bizantin Dal Lago, Sohn des verstorbenen Bernardo, der sich eines Tages aus dem Staub gemacht hat, zumindest haben wir in der Familie das geglaubt. Unsere Familie bestand aus Mamma Elisabetta, Großmutter Maria, meinem Bruder Gino und der Jüngsten, meiner Schwester Antonietta. Tatsächlich hätten wir uns Sorgen machen müssen, weil außer Papà auch der Lastwagen verschwunden war, der für den Kies. Allerdings machte er immer wieder mal solche Sachen, ich meine, dass er für ein paar Tage von zu Hause abhaute, und keiner hat sich deswegen Sorgen gemacht, er war eben so, das war seine Natur, zwei oder drei Tage in Istrien, in Rovigno, und dann ist er, schön ausgeruht, zur Kiesgrube zurückgekehrt. Natürlich, sieben Tage waren schon ungewöhnlich, das war nie zuvor passiert, und außerdem hätte Papà, wenn man es recht bedenkt, den Lastwagen niemals wegen einer großen Reise einfach so auf der Straße stehen lassen und einen Unfall riskiert, dazu lag er ihm viel zu sehr am Herzen.
    Antonietta war es gewesen, der es auffiel, sie, die immer mit dem Fahrrad zur Kiesgrube fuhr, um dort zu spielen, während Papà und wir Brüder mit dem kiesbeladenen Lastwagen hinauf- und hinunterfuhren, und die Mamma mit dem Bagger zugange war. Vielleicht kann man vom Fahrrad aus die Dinge besser sehen, die Langsamkeit wird schon irgendeinen Vorteil haben, und tatsächlich hat sie diese Furchen entdeckt, zwei Furchen, die von der Straße nach unten führten, direkt hinein in die Abbauzone, in ein mit Wasser gefülltes Loch, ungefähr dreißig Meter breit.
    Jetzt erst dämmerte uns, was wirklich passiert war. Mein Bruder Gino hat gesagt: ›Hier braucht man das Boot vom Cousteau.‹ Und tatsächlich waren es Froschmänner, die Papà auf dem Grund der Grube fanden, noch am Steuer des Lastwagens, wie der Kapitän eines Segelschiffs, aufrecht und stolz, und uns kam es vor, als beobachteten wir ihn, während die Reifen die Bodenhaftung verloren und er steuerte und gegensteuerte, und dann hat die Mamma gesagt: ›Wer weiß, wie sehr er geflucht hat; er hat bestimmt unzählige Male Sakrament gesagt, bevor er auf den Boden sank, nur weil er Angst hatte, den Kies zu verschütten.‹ Den Lastwagen herauszuziehen war eine Wahnsinnsarbeit. Wir haben versucht, die Grube trockenzulegen, aber im gleichen Maß, wie das Wasser oben weggeschüttet wurde, drückte von unten welches nach. Man hat uns erklärt, dass es nicht genau das gleiche Wasser war, es war die Ader darunter, die jetzt
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