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Doktor Proktors Zeitbadewanne

Doktor Proktors Zeitbadewanne

Titel: Doktor Proktors Zeitbadewanne
Autoren: Jo Nesbø
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Fotoapparaten. Bsss-Klick! So was Komisches! Als sie Claude erblickten, schienen sie furchtbar Angst zu bekommen und riefen etwas in einer ihm unbekannten Sprache.
    »Buh, ihr Affen!«, rief Cliché, denn er mochte es, wenn jemand vor ihm Angst hatte. Jetzt war er glänzender Laune. Denn hinter den Menschen, über den Bäumen, konnte er Wolkenkratzer sehen. Und wo Wolkenkratzer waren, war auch der nächste Flugplatz nicht weit.
    »Denk ja nicht, es wäre vorbei, Doktor Proktor...«, murmelte er händereibend. Allerdings musste er in genau diesem Moment feststellen, dass der Käfig rechts und links von ihm weiterging. Mit anderen Worten, er selbst saß darin, nicht die schlitzäugigen Fotografierer. Hm. Na, was soll’s! Dann musste er eben die Tür dieses verfluchten Käfigs finden.
    »He, wo geht’s denn hier raus?«, rief Claude Cliché, aber die Menschen draußen starrten ihn nur wortlos an. Das heißt, eigentlich starrten sie nicht ihn an, sondern offensichtlich etwas über ihm. Und ihr Bsss-Klick verstummte. In der Stille, die sich jetzt einstellte, hörte Claude Cliché ein vertrautes Geräusch. Schnarchen. Wenn auch nicht das Schnarchen von Nilpferden. Sondern von etwas, das sehr viel größer sein musste. Zugleich war es, als schöbe sich eine Wolke vor die Sonne.
    Im Bruchteil einer Sekunde blickte Claude Cliché nach oben, konnte gerade noch kurz nachdenken, so lange, bis er begriff, wie die Geschichte des Claude Cliché enden würde. Was sie dann auch tat.
    Die Erde bebte, Staubwolken erhoben sich, als das riesenhafte schnarchende Tier zu Boden ging – und mit ihm, unter ihm Claude Cliché. Der Käfig wackelte derartig, dass ein rundes Schild, das draußen angebracht war, herunterfiel und über den asphaltierten Weg davonrollte, durch den Zoologischen Garten von Tokyo.
    Dann war es wieder still. Nichts war mehr zu hören als das Klirren des Schildes, das nicht mehr weiterrollte, son dern am Boden kullerte, direkt vor den Füßen eines kleinen Mädchens, das gerade dort vorbeikam, Hand in Hand mit seinem Vater. Und weil das Schild so liegen blieb, dass die beschriftete Seite nach oben sah, und da das Mädchen jüngst lesen gelernt hatte, las sie ihrem Vater die Aufschrift vor, ein wenig stockend, aber immerhin:
    »Kong. . .«
    »Ja«, sagte der Vater.
    »Kongoles. . .«
    »Gut«, sagte der Vater.
    »Kongolesischer Tse-Tse. . .«
    »Jaja, du schaffst es!«, feuerte sie ihr Vater an.
    »Kongolesischer Tse-Tse-Elefant!«
    »Habt ihr das gehört!«, rief der Vater den immer noch von Entsetzen geschlagenen Zuschauern zu. »Meine Tochter ist erst vier und kann schon lesen! Ein Genie!«
    »Sagenhaft«, sagte einer der Touristen.
    Und jemand zückte den Fotoapparat:
    Bsss-Klick!

23 . Kapite l
Wieder daheim
    ong soar!«
    Es war Sonntagnachmittag. Lises Eltern blickten lächelnd von den Büchern auf, in denen sie lasen, und sahen ihre Tochter an, die unvermittelt vor ihnen im Wohnzimmer stand und ihnen auf Französisch einen guten Abend wünschte.
    »Gleichfalls bong soar!«, sagte der Kommandant. »War’s nett in Sarpsborg?«
    »Ich freu mich ja so, euch wiederzusehen!«, sagte Lise und umarmte erst ihn, dann ihre Mutter lange und gründlich.
    »Hui, nicht so fest«, sagte ihre Mutter. »Hat Annas Vater dich hergebracht? Ich habe draußen einen Motor gehört.«
    »Das war Doktor Proktors Motorrad«, sagte Lise. »Ich hab ihn unterwegs getroffen, da hat er mich mitgenommen. Er hat Bulle und mich zum Abendessen in seinen Garten eingeladen, ist das in Ordnung?«
    »Na klar«, sagte ihre Mutter. »Wenn es nicht zu spät

    wird, morgen ist Schule. Hast du eigentlich Klarinette geübt? Morgen hat eure Schulkapelle Probe, nicht vergessen.«
    »Ui. Mach ich jetzt gleich.«
    Lise ließ ihren Ranzen auf den Boden fallen und lief in ihr Zimmer hinauf, von wo alsbald die etwas heiseren Klarinettentöne zu hören waren...und was spielte Lise da? War das die Marseillaise?
    »Weißt du, was ich an unserer Kanonenstraße so besonders gern mag?«, fragte der Kommandant, der die Melodie mitgesummt hatte. »Alles ist so sicher und langweilig, man braucht überhaupt keine Angst zu haben, dass irgendetwas Ungewöhnliches passiert.«
    Am Tisch im hohen Gras in Doktor Proktors Garten saßen Juliette, Lise und Bulle, die Gabeln in der Hand. Mit Hurra-Rufen begrüßten sie Doktor Proktor, der aus dem Haus kam und auf einer Hand ein Tablett mit einem mindestens eineinhalb Meter langen Karamellpudding balancierte.
    »Bitte schön«, sagte
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