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Doktor Proktors Zeitbadewanne

Doktor Proktors Zeitbadewanne

Titel: Doktor Proktors Zeitbadewanne
Autoren: Jo Nesbø
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mit Doktor Proktors schnellwirkendem Superkleber. »Und dass ich einen kleinen morgendlichen Weckruf loslasse. Und danach improfrisiere ich.«
    Lise schüttelte langsam den Kopf.
    »Was bedeutet ›improfrisieren‹, Bulle?«, fragte Jeanne.
    Bulle bedachte sie mit seinem allerbreitesten Lächeln. »Das bedeutet, meine liebe Jeanne, dass Sergeant Bulle sich etwas Neues einfallen lässt, je nachdem, was von dem, das er geplant hatte, schiefgeht.«
    »Wir nennen das nur einfach die Bullemethode«, murmelte Lise, während Bulle sich in Jeannes bewundernden Blicken sonnte.
    »Ihr rennt einfach raus, sobald ihr das Trompetensignal hört«, sagte Bulle, griff die Trompete und drückte die Klinke herunter.
    »Momentchen . . .«, wollte Doktor Proktor sagen, aber Bulle war schon draußen.
    »Was hat er bloß vor?«, fragte der Professor Lise stöhnend, die Bulle durch den Türspalt hinterhersah.
    »Er steht vor dem einen Nilpferd, er schraubt die Klebertube auf... drückt Kleber auf das Gewehr und den Schoß des Nilpferds. Jetzt dasselbe bei dem anderen...«
    »Super, Bulle!«, flüsterte Jeanne.
    »Jetzt... jetzt schleicht er hinter den Rücken von Claude Cliché«, berichtete Lise weiter. »Und... macht die Hosenträger hinten an der Hose los...und... Claude hört auf zu schnarchen...«
    »Oh nein!«
    »Oh doch. Und jetzt... windet Claude sich...und jetzt...«
    »Jetzt? Was denn?«
    »Jetzt schnarcht er weiter.«
    Ein allgemeiner Seufzer der Erleichterung ging durchs Badezimmer.
    »Bulle bindet die Enden der Hosenträger am Heizkörper fest«, flüsterte Lise. »So. Und jetzt klettert er in den Fensterrahmen....er holt tief Luft...er...er...«
    Wie ein Messer durchschnitt das Wecksignal der Trom- pete das donnernde Schnarchen, das sofort aussetzte. Bulle senkte die Trompete und blickte in drei Paar weit aufgerissene Augen.
    »Aufgestanden!«, schrie Bulle. »Ich will einen klaren Blick sehen und alle Mann an Deck!«
    Wie auf Kommando – und es war ja auch eines – sprangen die drei Männer im Zimmer auf.
    »Knallt ihm eins vor den Latz!«, rief der Typ mit den Hosenträgern und dem fadendünnen Oberlippenbart.
    »Monsieur Cliché!«, brummte eines der Nilpferde und versuchte vergebens, das Gewehr zur Hand zu nehmen. »Die Knarre...die... sitzt fest!«
    »Dann packt ihn einfach! Der ist doch nur eine halbe Portion!«
    Während die Nilpferde auf ihn zutapsten, sah Bulle, wie die Badezimmertür aufging und seine vier Freunde herausschlüpften.
    »Kommt nur herbei, oh Giganten der finstern Tiefen des Nils!«, sang Bulle und sprang vom Fensterbrett auf den Schreibtischstuhl, während die fetten Kerle nach ihm langten. Der eine warf sich über den Stuhl, aber Bulle war schon auf den Schreibtisch weitergehüpft.
    Und eine wilde Jagd ging los. Möbel gingen zu Boden und Lampen zu Bruch, als die Nilpferde dem rothaarigen Minifrechdachs nachsetzten. Bulle sah, dass seine Freunde sicher aus der Tür waren. Gerade kamen beide Nilpferde auf ihn zugedonnert, dass der Fußboden wackelte und die Deckenlampe hin und her schwang. Bulle nahm Anlauf, sprang und griff nach ebendieser Lampe. Wenn es ihm gelang, sie zu packen, konnte er sich einfach an ihr zur offen stehenden Tür schwingen und eins, zwei, fix war er gerettet! Er war schon mitten im Flug und frohlockte innerlich. So schwierig konnte das ja wohl nicht sein, er hatte es im Fernsehen und im Kino gesehen, Hunderte Male, wenn der Held durch die Luft flog wie ein Zirkusartist. Das Problem war nur, dass Bulles Arme...nun ja, sie waren eben ein klein wenig kürzer als die der meisten anderen Helden. Außerdem hing die Deckenlampe ein klein wenig höher als die großen Kronleuchter im Film.
    Bulle ruderte wild mit den Armen, bekam jedoch nichts zu greifen als Luft. Und alles, was hochfliegt, muss irgendwann wieder hinunter, leider. Der Boden näherte sich ihm mit großer Geschwindigkeit.
    »Bomba . . .«, konnte Bulle gerade noch murmeln, schon traf seine kleine Stupsnase das Parkett mit einem knirschenden Geräusch.
    »Jetzt haben wir ihn«, hörte er Claude Clichés Stimme von der Heizung her.
    Bulle schaute hoch. Die beiden Nilpferde standen über ihm.
    Münzen klirrten.
    »Füllt ihm die Taschen«, befahl Clichés Stimme, »und werft ihn aus dem Fenster.«
    Bulle sah die Nilpferdpfoten näher kommen. Er schloss die Augen und spürte eine Hand, die an seiner Seite entlangglitt. Dann einen Ruck, als die Hand seinen Säbel aus der Scheide zog.
    »Hände weg von Bulle, ihr
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