Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doktor Pascal - 20

Doktor Pascal - 20

Titel: Doktor Pascal - 20
Autoren: Émile Zola
Vom Netzwerk:
daraus resultieren die Besonderheiten der damit verbundenen künstlerischen Absicht, seiner Thematik, seiner Fabel und seiner Gestaltung.
    Wollte man Zola glauben, so hätte er den Gedanken an diesen Roman schon von Anfang der Reihe an gehabt. Zumindest schreibt er das am 25. Januar 1893 an Van Santen Kolff. Die Wirklichkeit sieht etwas anders aus, die Forschung hat die Etappen der Herauskristallisierung dieses Werkes längst aufgedeckt, vor allem Henri Mitterand.
    In dem ursprünglichen Plan von 1868 ist dieser Roman noch nicht vorgesehen. Wohl aber erscheint Pascal schon im Stammbaum – der seinerseits bereits eine zweite Version darstellt –, und auch sein Beruf als Arzt ist schon fixiert: »Pascal Rougon, 1813 geboren, 1851 ist er 38 Jahre alt. Gesetz: innéité (Angeborensein), keinerlei Ähnlichkeit mit seinen Eltern. Arzt. Vollkommen außerhalb der Seinen. Der würdige und ausgeglichene Mann des Werkes.«
    In der dritten Liste von 1872 ist dieses Buch bereits eingeplant: »Wissenschaftlicher Roman – Pascal, Clotilde; Pierre Rougon, Félicité, Macquart usw. wieder auftreten lassen. Pascal den Söhnen Maximes gegenüberstellen.«
    1882 berichtet Paul Alexis in seinem Buch über Zola (»Aufzeichnungen eines Freundes«) von einem »wissenschaftlichen Roman«, der »den Schluß für die ganze Reihe« bilden und die »Wissenschaft« darstellen solle.
    In Zolas vierter Liste, die sich in den Vorarbeiten (1883/84) zur »Erde« findet, spricht er ebenfalls von diesem Roman über die »Wissenschaft« und nennt als Akteure den Doktor Pascal, Clotilde, Charles. Der Roman soll »alle Familienmitglieder heraufbeschwören, die, die tot sind, und die, die noch leben«.
    1890 vertraut Zola Edmond de Goncourt sein besonderes Interesse für diesen Roman an. »Im Grunde sagt mir das letzte Buch am meisten zu, wo ich einen Wissenschaftler auftreten lasse. Und ich bin sehr geneigt, diesen Wissenschaftler Claude Bernard nachzubilden, mit Hilfe seiner Aufzeichnungen und seiner Briefe. Das wäre amüsant … Ich werde einen Wissenschaftler darstellen, der mit einer rückschrittlichen Frau, einer Bigotten, verheiratet ist, die jede seiner Arbeiten, sowie sie fertig ist, vernichtet.«
    Im September 1891 verbringt er gelegentlich eines Ferienaufenthalts in den Pyrenäen einen Tag in Lourdes und macht sich neun Seiten Notizen, das heißt, er erlebt die Woge des Wunderglaubens an Ort und Stelle.
    Am 12. Mai 1892 beendet Zola den »Zusammenbruch«, am 8. Juni schreibt er an Van Santen Kolff, daß er dabei ist, Material für seinen neuen Roman zu sammeln.
    Im August 1892 ist er wieder in Lourdes und erlebt dort die Ankunft und den Aufenthalt der nationalen Wallfahrt zur Grotte der Bernadette. Am 7. Dezember 1892 beginnt er mit der Ausarbeitung des »Doktor Pascal«, Ende Januar 1893 hat er vier Kapitel fertig, am 18. März beginnt die »Revue Hebdomadaire« mit dem Feuilletonabdruck, und am 15. Mai 1893 ist der Roman beendet. Die Buchpublikation folgt im Juni.
    Nach Zolas eigenen Worten an Van Santen Kolff vom 25. Januar 1893 sollte dieser Roman das Fazit aus der ganzen Reihe ziehen: »Diesmal möchte ich eine gute Schlußfolgerung aus der ganzen Reihe ziehen … Ich schreibe diesmal wirklich das Ende der ›RougonMacquart‹, historisch, wissenschaftlich und philosophisch. Und ich wäre entzückt, wenn man fände, daß dieser letzte Roman der Knoten ist, der die Kette der neunzehn anderen zusammenhält.« (Hervorhebung R. Sch.) Daß es sich bei diesem Roman um die Schlußfolgerung aus dem ganzen Zyklus handelt, betont er auch sonst noch mehrfach, eine Schlußfolgerung, die nach den obigen Worten eine dreifache Aufgabenstellung zu erfüllen hat.
    In den ursprünglichen Planentwürfen ging es jedoch immer nur um zwei Aufgaben, um eine »Studie des Menschen in einem sozialen Milieu«, wobei die Untersuchung des »rein menschlichen, des physiologischen Elements« die »wissenschaftliche« Aufgabenstellung war und die Untersuchung der »sozialen und physischen Aktion der Milieus« die »historische«. Die philosophische ist offensichtlich neu hinzugekommen.
    Aber auch die beiden anderen entsprechen in der Ausführung im »Doktor Pascal« nicht mehr ganz der ursprünglichen Planung. Denn die eigentlich »historische Studie«, die Darstellung des Zweiten Kaiserreichs, war ja mit dem vorhergehenden Roman, dem »Zusammenbruch«, bereits abgeschlossen. Die »historische« Schlußfolgerung bezog sich also in diesem Buch nicht auf die ergriffene
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher