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Doktor im Glück

Doktor im Glück

Titel: Doktor im Glück
Autoren: Richard Gordon
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nächsten Samstag für Sie eine kleine Party arrangiert. Sie können Ihre Studien doch hoffentlich für diese Zeit unterbrechen?»
    Natürlich sagte ich, ich sei begeistert, doch den Rest der Woche verschte ich mich für jenes Fest zu stählen, gegen das die Geburtstagsfeier eines Pfarrers sich wie eine Nacht in Tanger ausnehmen würde. Als der Samstag kam, legte ich meinen besten Anzug an und harrte zwischen Rotweinbowle und belegten Brötchen auf die Gäste, fest entschlossen, den Abend zu einem Erfolg für das liebe alte Pärchen zu gestalten. Ich würde allen gegenüber vor Herzlichkeit überfließen und den einheimischen Burschen intelligente Fragen über die zweckmäßige Erzeugung von Turbinen stellen.
    «Da kommt der erste Gast», verkündete Mrs. Wattle. «Miss Carmichael.»
    Sie machte mich mit einem untersetzten Mädchen in Rosa bekannt.
    «Und hier möchte ich Sie Miss Symes und Miss Patcham vorstellen.»
    Ich verbeugte mich höflich.
    «Und auch Miss Hodder und Miss Atkinson haben sich bereits eingestellt. Das sind alle», erklärte sie. «Gaston, erzählen Sie uns doch Ihre schrecklich lustige Geschichte vom Geistlichen und dem Papagei.»
    Die gesellige Zusammenkunft erschien mir etwas eigenartig. Doch der alte Wattle reichte Getränke herum, während ich auf dem Sofa saß und die Mädel unterhielt, und nach einer Weile erwärmte ich mich für die Sache. Ich erzählte ihnen noch die andere Geschichte von der alten Dame und dem Autobusfahrer und dann noch ein paar, die mir nicht von den Jungen in St. Swithin zugeflogen waren, und sie lachten alle von Herzen und fragten mich, wie es eigentlich sei, wenn man Arzt ist. Ich bedauerte es richtig, als es Mitternacht schlug und alle an Aufbruch dachten.
    «Gaston wird euch doch sicher in seinem aparten Wagen nach Hause bringen», schlug Mrs. Wattle vor.
    Unter beträchtlichem Aufwand an Gekicher wurden die Mädchen an verschiedenen hochachtbaren Eingangstüren des Bezirkes abgeladen, bis schließlich nur noch eines neben mir übriggeblieben war.
    «Leider bin ich genau auf der entgegengesetzten Seite der Stadt zu Hause, Gaston.»
    «Je weiter, desto erfreulicher», erwiderte ich höflich.
    Sie war die Miss Atkinson, eine kleine Blondine, die eine Wiederholung der Papageiengeschichte verlangt hatte.
    «Ein ganz reizender Abend», murmelte ich.
    «Ach, Sie waren so schrecklich unterhaltend! Ich habe Ärzte immer für so langweilige alte Patrone gehalten, selbst die jungen.»
    «Auch wir Ärzte sind nur Menschen.»
    «Da bin ich aber froh», sagte sie.
    Nachdem ich sie an einer weiteren hochachtbaren Türe abgesetzt hatte, fuhr ich eilends nach Hause und warf mich ins Bett. Nichts nimmt einen so her wie eine Menge komische Geschichten erzählen.

Drittes Kapitel

    «Ich habe Ihnen etwas Erfreuliches zu berichten», verkündete Mrs. Wattle an einem der nächsten Morgen. «Ich habe die kleine Avril Atkinson zum Abendessen eingeladen.»
    «Wirklich sehr erfreut», sagte ich artig.
    Tatsache ist, ich hätte mich über jeden Gast gefreut, selbst wenn's mein Cousin gewesen wäre. Denn nun war ich draufgekommen, daß die lieben alten Wattles von nichts anderem reden konnten als den Geschehnissen in Porterhampton, und das kam für einen, der nicht schon dreißig Jahre hier gelebt hatte, etwa der Zumutung gleich, an einem Schauspiel Gefallen zu finden, das man erst vom zweiten Akt an sieht. Es tat mir unendlich wohl, eine andere Stimme am Eßtisch zu hören, selbst wenn ich aufgefordert wurde, die verdammte Papageiengeschichte nochmals vom Anfang an zu erzählen.
    Nach der Mahlzeit erklärte ich, daß mein Studium auch einen weiteren Abend ruhen könne, und schloß mich höflich der Gesellschaft im Wohnzimmer an. Dann erinnerte sich Dr. Wattle plötzlich, daß er noch einen Krankenbesuch machen müsse, und Mama Wattle mußte unbedingt Geschirr waschen gehen, so daß Avril und ich allein auf dem Sofa zurückblieben.
    «Wie wär's mit ein bißchen Fernsehen?» schlug ich vor, da Avrils Konversation sich ungefähr auf demselben Niveau bewegte wie die der Wattles.
    «O ja, bitte. Heute abend läuft mein Lieblingsprogramm.»
    Ich schaltete den Apparat ein, löschte die Lichter, und nachdem wir ein paar Gesellschaftsszenen und zwei Kerle gesehen hatten, die so taten, als gerieten sie wegen der politischen Situation einander in die Haare, brachte ich Avril äußerst gesittet nach Hause.
    «Hören Sie gern klassische Musik, Gaston?» forschte Mrs. Wattle an einem der nächsten
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