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Doktor im Glück

Doktor im Glück

Titel: Doktor im Glück
Autoren: Richard Gordon
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nicht von der Vorstellung ab, sie ist schauerlich und sowieso gleich zu Ende. Sei nach zehn vor der Bühnentür »
    Die Londoner Straßen waren zu dem Zeitpunkt, da ich Petunia ach Balham zurückbrachte, so öde und verlassen wie Porterhampton an einem Sonntagnachmittag; wie so viele Glamour-Girls lebte sie brav bei ihrer Mama und wusch das Geschirr, bevor sie in den Bus stieg, der sie ins Theater brachte. Wir hatten einen vergnüglichen Abend mit einem netten Souper und anschließendem Nachtklub verbracht, und wenn auch Dr. Wattles Vorschuß dabei draufging, war mir wie einem Seemann nach neunzig Tagen Fahrt zumute.
    «Fein war's, Darling», sagte Petunia bei der Gartenpforte. «Wann wirst du wieder in London leben?»
    «Vielleicht eines Tags, wenn ich im Ruhestand bin.»
    «Im Ruhestand! Aber, Liebling, da werde ich dich ja gar nicht mehr wiedererkennen.»
    «Ich werde als Erkennungszeichen eine Spieluhr unterm Arm tragen», erwiderte ich. «Schlaf gut, mein Schatz.»
    Am nächsten Morgen fuhr ich auf Nimmerwiedersehen in die Provinz zurück, nachdem ich sämtliche Sonntagszeitungen in ein großes Packpapier gewickelt und mit der Aufschrift WIEDERWEISS-WÄSCHEREI WÄSCHT WEISSER versehen hatte.
    Dieser kleine Ausflug erwies sich jedoch als Fehler.
    Ein einziges Verkosten der Weltstadtfreuden hatte meinen Appetit auf Porterhampton für immerdar verdorben. Ich hatte mich wirklich nach besten Kräften bemüht, mir vorzuspiegeln, ich könnte in der ländlichen Umgebung aufgehen. Doch nun erkannte ich nur zu deutlich, daß ich mich nirgends auf der Welt außerhalb der City wohlfühlen würde. Endlose Abende mit Fernsehen und Wattle-Geplauder dehnten sich vor mir aus, und bei diesem Nachtmahl erregte mir die Aussicht auf beides fast Übelkeit. Doch ich mußte hierbleiben, bis das Komitee St. Swithins meinem Cousin die Hand geschüttelt und ihm mitgeteilt hatte, wohin er seinen Schirm zu hängen habe, und überdies war das liebe alte Pärchen so schrecklich anständig, daß ich es mir selbst nie verziehen hätte, wäre ich ihren Gefühlen nahegetreten.
    «Dr. Wattle», begann ich, als wir nach dem Abendessen allein zurückblieben, «ich weiß nicht, ob ich Ihnen bereits sagte, daß ich den Entschluß gefaßt habe, mich auf einen höheren ärztlichen Grad vorzubereiten. Ich hoffe, Sie werden mich nicht für unhöflich halten, wenn ich an den Abenden auf mein Zimmer gehe und ein bißchen die Lehrbücher aufschlage?»
    Er legte mir die Hand auf den Arm.
    «Ich höre dies mit Freuden, mein lieber Junge. Deshalb mit Freuden, weil Sie, anders als so viele junge Männer dieser Generation inner- und außerhalb unseres Berufes, eine hohe Auffassung von Ihrer Arbeit haben.»
    Seine Stimme nahm einen herzergreifenden Ton an.
    «Wir alle sind sterblich, Gaston», fuhr er fort. «In ein paar Jahren könnte ich recht wohl nicht mehr hier weilen —»
    «Aber, aber! In der Blüte der Manneskraft —»
    «Und ich sähe Sie gerne gut qualifiziert, wenn Sie dereinst möglicherweise diese Praxis übernehmen. In diesen wenigen Wochen haben meine Frau und ich Sie sehr ins Herz geschlossen. Wir haben, wie Sie wissen, keine eigenen Kinder. Als junger Mann hatte ich einen schweren Mumpsanfall —»
    «Verdammtes Pech», sagte ich mitfühlend.
    Das Mumpsvirus kann ja bekanntlich großes Unheil an den endokrinen Drüsen anrichten, wenn man zufälligerweise ein verzwickter Fall ist.
    «Wenn alles gut geht», so schloß er, «werden Sie hoffentlich mehr von mir übernehmen als die bloße Arbeit. Doch ich will Sie nicht länger von Ihren Studien abhalten.»
    Den Rest der Woche verbrachte ich in meinem Zimmer mit dem Lesen von Detektivgeschichten, wobei ich mir freilich hundsgemein vorkam.
    Da hielt mich eines Morgens Mrs. Wattle an der Tür zum Ordinationszimmer zurück.
    «Gaston, mein Mann und ich haben uns gestern abend ein bißchen über Sie unterhalten.»
    «Oh?»
    «Wir befürchten, daß Sie Porterhampton recht langweilig finden müssen.»
    «Aber nicht doch», antwortete ich, wobei ich mich fragte, ob mich nicht am Ende ein über die Stränge schlagender Turbinenerzeuger damals im Nachtklub entdeckt hatte. «Es ist doch immer irgendwas los», fuhr ich fort. «Letzte Woche die Gerichtssitzung, diese Woche die Kampagne gegen die Straßenverunreinigung.»
    «Ich meine, gesellschaftlich. Sie kommen doch überhaupt nicht mit jungen Leuten zusammen.»
    Es war mir noch gar nicht aufgefallen, daß es welche in Porterhampton gab.
    «Daher habe ich
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