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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug
Autoren: Georg Gracher
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wissen, wie ich
     nach Hause komme.«
    »Du fährst mit dem
     zweiten Dienstwagen nach Salzburg. Was glaubst du, für wen ich diesen
     ganzen Taxi-Zirkus überhaupt veranstalte? Doch nur für dich,
     damit du zu einer christlichen Zeit daheim bist. Kann die Leiche
     abtransportiert werden?«
    »Ja.«
    »Na, dann tschüss.«

 
    4
    DIE SCHLEISSHEIMERS bewohnten
     im Marktflecken Lafén ein gediegenes Einfamilienheim.
     Bezeichnenderweise setzt man bei einem Bankangestellten eine solche
     Behausung voraus, dachte Feuersang.
    Salma Schleißheimer war
     zu Hause und nicht sonderlich überrascht, von der Kripo herausgeläutet
     zu werden.
    »Sie wissen, warum wir
     hier sind?«, ließ Kotek gleich an der Türschwelle einen
     Versuchsballon steigen.
    »Haben Sie ihn
     gefunden?«, antwortete Salma Schleißheimer mit einer
     Gegenfrage. Resi Neuhuber hatte nicht übertrieben: Die Mittdreißigerin
     war ziemlich attraktiv. Fast so attraktiv wie ich, aber nur fast, dachte
     Kotek selbstbewusst. Die Frau wirkte sportlich und feminin zugleich.
     Apartes, ebenmäßiges Gesicht, kastanienrotes Haar, grüne
     Augen, ausreichend Holz vor der Hütte und ein Becken, das auf Männer
     wie ein Schlüsselreiz wirken musste.
    »Wen meinen Sie, Frau
     Schleißheimer? Wen haben wir gefunden?« Auch Kotek konnte mit
     Gegenfragen dienen.
    »Na, meinen Mann natürlich.«
    »Sie haben eine
     Vermisstenanzeige aufgegeben?«, fragte Feuersang.
    »Nein, bisher nicht.
     Wollte ich aber noch. Hat ihm eine seiner Baby-Nutten eine Cola-Flasche
     über den Schädel gezogen, statt ihm einen zu blasen?«
    »Dürfen wir
     reinkommen?« Kotek drückte ihr den Haussuchungsbefehl in die
     Hand, wartete, bis sie begriffen hatte, und ging dann an ihr vorbei in die
     Diele. Feuersang und Wegener folgten.
    »Bitte, tun Sie sich
     keinen Zwang an.« Salma Schleißheimer schloss die Haustür
     hinter den Beamten, nicht ohne einen bösen Blick auf die Fenster
     zweier Nachbarhäuser zu werfen, hinter deren Gardinen sie die
     Bewegung sehr wohl bemerkt hatte. Hier auf dem Land blieb nichts vor
     niemandem geheim. Morgen würde ganz Lafén wissen, dass die
     Kripo bei ihr gewesen war.    
    »Der Kollege von der
     Spurensicherung möchte sich ein wenig bei Ihnen umsehen«, erklärte
     Kotek, während sie und Feuersang darauf warteten, im feudalen, aber kühl
     anmutenden Wohnzimmer Platz nehmen zu dürfen. Man sah es dem Raum an,
     dass er nicht allzu oft als Staffage für familiäre Idylle
     diente.
    »Ihr Mann hat sicher
     ein Büro im Haus, Frau Schleißheimer?«, fragte Wegener.
     »Wo finde ich es?«
    »Die Treppe rauf, erste
     Tür links«, gab die Gefragte Bescheid. An die beiden anderen
     Beamten gewandt sagte sie: »Bitte, setzen Sie sich doch.« Sie
     selbst nahm auf der dunkelgrünen Velourscouch Platz, Kotek und
     Feuersang ließen sich in die Fauteuils fallen.
    »›Eine seiner
     Baby-Nutten‹, haben Sie gerade eben gesagt«, knüpfte Leo
     Feuersang an ihre eingangs gemachte Bemerkung an. »Das müssen
     Sie uns näher erklären.«   
    »Eins nach dem anderen«,
     wehrte Salma Schleißheimer ab. »Erst sagen Sie mir, was mit
     Fredl ist.«
    »Ihr Mann ist gestern
     ermordet worden, Frau Schleißheimer«, sagte Kotek ohne
     Umschweife. »Mein Beileid zu dem schweren Verlust.«
    Salma Schleißheimer war
     vorgewarnt gewesen. Schließlich hätte sich die Salzburger Kripo
     kaum wegen eines Bagatelldelikts hierher bemüht. Kerzengerade saß
     sie auf der Couch und blickte starr an der Überbringerin der
     Nachricht vorbei. Als sie auch nach etlichen Sekunden nicht reagierte,
     fragte Kotek nach: »Sie haben verstanden, was ich gesagt habe?«
    »Wo? Wo ist es
     passiert?«
    »In der Rettenwänd-Hütte.
     Sagt Ihnen das was?«
    Salma Schleißheimer
     starrte auf den beigen Teppichboden. »Ich weiß, wo das ist.
     Unterm Schwalbenkar, am Rand der Gadaunerer Hochalm. Aber sonst sagt es
     mir nichts.«
    »Ist Ihnen in der
     letzten Zeit irgendetwas aufgefallen? Vielleicht hat Ihren Mann ja etwas
     besonders beschäftigt?« Kotek wartete. »Jetzt reden Sie
     doch endlich mit uns. Was hat es mit diesen Baby-Nutten auf sich? Müssen
     wir damit rechnen, dass eine Minderjährige Amok gelaufen ist?«
    Salma Schleißheimer schüttelte
     den Kopf. »Was fragen Sie mich? Ich weiß nichts Konkretes, nur
     das, was hin und wieder an Gerüchten bis zu mir durchgesickert ist.
     Aber heute Morgen ahnte ich schon, dass etwas passiert sein musste. Es war
     nicht
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