Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug
Autoren: Georg Gracher
Vom Netzwerk:
Verdacht auf Magenkolik ins Krankenhaus
     Schwarzach eingeliefert worden.«
    »Ach was, Magen! Das
     ist sicher wieder seine Galle. Ich werd gleich mal seine Frau anrufen.«
    »Nicht nötig, hat
     er noch selbst gemacht. Auch die Prints hat er der Familie Neuhuber noch
     abgenommen. Was ist mit dir? Schon was gefunden?«
    »Und ob! Schleißheimer
     war nicht nur ein pedantischer Büromensch, sondern auch leicht
     paranoid. Hatte interessante Sachen in einem kleinen Wandsafe aufbewahrt.
     Der Schlüssel war allerdings nicht rasend gut versteckt, er befand
     sich in einem Geheimfach hinter einer verkürzten Schublade in seinem
     Biedermeier-Schreibtisch.«
    »Kein Nummerncode?«
    »Nein. Der Safe hat
     zwar ein Nummernschloss, aber das war nicht aktiviert. Es befanden sich
     auch keine Wertsachen in den beiden Fächern, dafür aber das
     hier.« Er hielt einen roten Schnellhefter und einen dicken gefütterten
     Briefumschlag in die Höhe und kam damit die Treppe hinunter.
    »Spann uns nicht auf
     die Folter. Was hast du für uns?«, fragte Feuersang ungeduldig.
    »Nur keine unösterreichische
     Hast, Leo. Von den Dokumenten ist nur eines interessant: die Überschreibung
     des Hauses auf Salma Schleißheimer. Sie ist die alleinige Besitzerin
     der Liegenschaft.«
    Die Blicke aller drei
     Kriminalbeamten richteten sich auf die frisch gebackene Witwe.
    Die zuckte die Achseln.
     »Und? Ist es ein Verbrechen, ein Haus zu besitzen?«
    Feuersang schürzte die
     Lippen. »Frau Schleißheimer, sparen Sie sich Ihre
     Schnoddrigkeit. Die Überschreibung stellt ein klares Motiv dar. Es
     reicht, um Sie für vierundzwanzig Stunden festzusetzen. Und währenddessen
     finden sich vielleicht noch andere Motive.«
    »Machen Sie sich nicht
     lächerlich. Die Überschreibung fand schon vor zehn Jahren statt.
     Außerdem habe ich ein Alibi.«
    »Ein von der Mutter
     bestätigtes Alibi«, sagte Kotek mitleidig. »Das wird
     Ihnen vor dem Untersuchungsrichter nicht viel nützen.«
    Wegener entnahm dem dicken
     Umschlag einen Minirekorder. »Herr Alfred Schleißheimer hat
     durchaus mit der Möglichkeit seines plötzlichen Ablebens
     gerechnet. Deshalb hat er vor wenigen Wochen, wenn die Datierung stimmt,
     zwei Kundengespräche heimlich auf Kassette aufgezeichnet.«
    »Sie kennen den Inhalt?«,
     fragte Kotek die Witwe.
    »Das glaube ich nicht«,
     sagte Wegener, noch ehe Salma Schleißheimer sich zu einer Antwort
     entschließen konnte. »Das Kuvert war immerhin zugeklebt und
     versiegelt, und eine der Aufnahmen bezieht sich auf die Zeugin –
     wenn auch nur mittelbar.«
    »Du hast schon reingehört?«
    »Ein bisschen. Eine
     Kassette gibt ein Gespräch unter vier Augen wieder – mit Schleißheimers
     Chef, Jean Pierre Regenmandl, todsicher ohne dessen Wissen aufgenommen.
     Anscheinend hat er seinen Untergebenen gezwungen, Risikopapiere an
     Stammkunden der Bank zu verhökern.«
    »Gezwungen?«,
     fragte Kotek verwundert.
    »Ja, er hat ihn genötigt,
     und zwar nachdrücklich. Schleißheimer muss auf einer Bank in
     Zell am See bereits Geld veruntreut haben. An einer Stelle sagt Regenmandl
     wörtlich: ›Du warst doch früher nicht so zimperlich, als
     es um die Einlagen der Zeller Senioren ging.‹«
    »Das ist allerdings
     eindeutig.« Kotek wandte sich an die Witwe: »Frau Schleißheimer,
     ich wiederhole meine Frage: Ist Ihnen der Inhalt dieser Kassetten bekannt?«
    »Nein. Fredl hat nur
     gesagt, dass ich den Umschlag unserm Anwalt übergeben soll, falls
     …«
    »Falls ihm plötzlich
     etwas zustoßen sollte«, ergänzte Feuersang den nicht
     beendeten Satz.
    Salma Schleißheimer
     nickte. »Und die Sache damals in Zell am See –« Sie
     stockte.
    »Was ist damit?«,
     drängte Kotek.
    »Sie hat unmittelbar
     mit der Überschreibung des Hauses auf mich zu tun. Fredl hatte schon
     vor unsrer gemeinsamen Zeit einen ziemlich aufwendigen Lebenswandel geführt.
     Baby-Nutten sind kostspielig, wenn ihnen ihre Möglichkeiten erst
     einmal bewusst werden. Vor circa fünfzehn Jahren fehlten in der
     Zeller Filiale des Öfteren größere Beträge auf Sparbüchern
     betagter Kunden. Auf solchen Sparbüchern finden erfahrungsgemäß
     oft jahrelang kaum Bewegungen statt. Doch irgendwann kam man Fredl auf die
     Schliche. So was fliegt immer auf. Er musste sich verpflichten, den
     Schaden wiedergutzumachen, wenigstens teilweise, und wurde nach Hofgastein
     versetzt.«    
    »Und hier haben Sie
     beide dann das Haus gebaut, auf das die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher