Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Titel: Djihad Paradise: Roman (German Edition)
Autoren: Anna Kuschnarowa
Vom Netzwerk:
die sind ziemlich selten.«
    Romea grinste. Tatsächlich, sie grinste und ehe ich so richtig darüber nachgedacht hatte, fragte ich: »Sag mal, hast du nicht Lust, am Wochenende mitzukommen? Ich hab da mit meiner Band ’nen kleinen Auftritt in so ’nem Club. Ich … ich würde dich gern einladen.«
    Mann, war ich komplett bescheuert geworden? Das würde die nie annehmen. Nie. Hätte ich bloß die Klappe gehalten!
    Doch Romea sagte nur: »Echt? Du machst Mucke? O.k., bin dabei. Aber wenn du wieder Fotos machen willst, dann frag mich gefälligst vorher.«
    Und so kam es, dass sie am Wochenende darauf tatsächlich unten direkt vor der Bühne stand, während ich oben echt Schwierigkeiten hatte, mich zu konzentrieren. Ich wusste nicht mal, ob sie Hip-Hop und Rap überhaupt mochte. Echt, ich war noch nie so aufgeregt gewesen bei einem Konzert, und ich war richtig froh, als es vorbei war.
    Erleichtert sprang ich von der Bühne und grinste Romea an. »Und? Hast du sehr gelitten?«, fragte ich sie.
    »Nee. Die Mucke war ja echt cool, aber bitte denk noch mal über deine Texte nach. Die sind der totale Rotz.«
    Mir klappte der Kiefer nach unten und vermutlich klaffte ihr mein Mund wie ein riesiges ungläubiges Loch entgegen. Eigentlich hatte ich so was hören wollen wie: »Hey, das war echt cool, Mann.« Das sagten jedenfalls immer die anderen Ladys, die sich nach den Konzerten noch in der Nähe der Band herumtrieben. Aber gut, die waren ja auch freiwillig hier und Romea hatte ich mehr oder weniger mitgeschleppt. Ich merkte, wie ich rot wurde.
    »Was … was stimmt denn mit den Texten nicht?«, fragte ich.
    »Na ja, zum Beispiel I took my gun and shot some cops‚ ’cause I am the big dick of my gang, the king of my quarter … Das ist doch scheiße. Wieso singst du denn über amerikanische Großstadtgangs? Du hast doch gar keine Ahnung, wie es da ist. Ich meine, es ist total lächerlich, wenn du einen auf 2Pac oder so machst. Das wirkt überhaupt nicht authentisch. Wieso textest du nicht über den Mist, der hier passiert? Gibt hier doch genug, oder haste etwa keine Probleme?«
    Ja, Probleme hatte ich gerade mehr als irgendwas sonst. Trotzdem ärgerte mich ihre Kritik. Die hatte ja überhaupt keine Ahnung. Aber andererseits – irgendwie war da was dran. Was wusste ich denn über amerikanische Gangs? Na ja, und die Kiez-Paten hier, die wären gern cool, waren es aber nicht. Aber jede Menge Scheiß gab es auch hier. Da hatte sie verdammt recht. Vielleicht sollte ich mal was zu Mutsch machen und was ich von ihr hielt. Das hätte dann den echt authentischen Groove eines angry young man. Oder über Hartz IV oder so. Neulich hat Tom sein Date mit der Ollen vom Amt verpennt und die hat ihm gleich einen Teil der Bezüge gestrichen. Dabei hatten wir auch vorher schon tonnenweise Schulden.
    Romea sah mich prüfend an.
    »Ja, na ja, na klar hab ich ein paar Probleme.« Ich zuckte mit den Schultern. »Aber wer hat die nicht? Das interessiert doch keinen.«
    »Das meinst du …«
    In diesem Augenblick stöckelte Sophie um die Ecke und hielt direkt Kurs auf mich. Ach du Scheiße, ausgerechnet Sophie. Sie blieb vor mir stehen und musterte Romea abschätzig. Dann keifte sie mich an: »Hey, du Arschloch! Du hast mir neulich eine falsche Telefonnummer gegeben!«
    Sophie ist ja echt ganz süß und so, aber ihre Stimme ist dermaßen schrill und unerträglich, dass es für sie wirklich ein Segen wäre, wenn sie sich die Stimmbänder kappen würde. Ich schielte zu Romea. Sie hatte belustigt eine Braue nach oben gezogen.
    »Sophie, komm mal wieder runter. Ich hab nur meine SIM Card verloren, o.k.?« Gut, ich gebe zu, das war eine fette Lüge, und das Einzige, was ich mir gerade dringend wünschte, war, dass sie schnellstmöglich Leine zog, oder zumindest eine Rolle Paketband, um ihr den Mund zuzukleben. Was sollte Romea jetzt von mir denken, wenn Sophie hier weiter so eine Szene abzog?
    »Verarschen kann ich mich alleine! Das kannste vielleicht der da erzählen«, ihr Kopf deutete eine Bewegung in Romeas Richtung an, »aber bei mir kannst du dir solche Spielchen abschminken.«
    »Ach, ich sehe schon, ihr habt noch einiges zu besprechen. Ich geh dann mal.« Romea wandte sich zum Gehen. Dann drehte sie sich noch einmal kurz um. »Danke für die Einladung, big dick«, sagte sie, zwinkerte und verschwand. Und das Eigentümliche war, dass sie noch immer ziemlich belustigt wirkte.
    »Was? Mir gibst du eine falsche Nummer und diese Schlampe lädst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher