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Disturbance (Beachrats: Teil 10) (German Edition)

Disturbance (Beachrats: Teil 10) (German Edition)

Titel: Disturbance (Beachrats: Teil 10) (German Edition)
Autoren: Tobias Jäger
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meinen Wagen immer an anderen Stellen ab, damit die Leute keinen Verdacht schöpften. Ich entdeckte allerdings sechs oder sieben andere Fahrzeuge, die das Gleiche taten - Nacht für Nacht.
    Tagsüber vertrieb ich mir die Zeit in dem Einkaufszentrum. Man kann dort wirklich Monate verbringen, ohne dass auch nur irgendjemand Fragen stellt. Jedes Mal, wenn ich dort war, nahm ich mir einen Schokoriegel mit, der natürlich längst verschwunden war, bis ich an der Kasse ankam. Außerdem las ich noch im Laden mehrere Bücher. Niemand schien irgendetwas zu bemerken und keiner stellte auch nur eine Frage. Diese beiden Schachteln Zigaretten, die meine Mom zurückgelassen hatte, reichten natürlich nicht lange. Ich klaute dort jeden Tag eine neue Schachtel. Einmal nahm ich mir sogar eine ganze Stange und ich war überrascht, dass es niemand mitbekam, als ich damit unter der Jacke aus dem Laden ging.
    Jeden Samstag waren im ganzen Einkaufszentrum kleine Stände verteilt, an denen nette Ladys Proben von allem Möglichen anboten. Ich sah, wie Leute zu einem Stand gingen und ein Stückchen von irgendeiner neuen Wurst nahmen und sie probierten. Ich nahm mir immer gleich zwanzig oder so.
    »Mann, das ist lecker«, sagte ich dann immer zu den Ladys. »Ich muss unbedingt meine Mom finden, damit sie etwas davon kauft.«
    Die Ladys lächelten mich immer freundlich an und es gab nicht nur Wurst. An einem Stand gab es Käse, Meeresfrüchte, eine neue Art Erdnussbutter ... ich stellte ziemlich schnell fest, dass ich mir so eine ziemlich gute Mahlzeit völlig kostenlos zusammenschnorren konnte. Unter der Woche war das natürlich nicht möglich, denn die Stände waren immer nur am Wochenende aufgebaut. Aber Samstag und Sonntag waren wirklich gute Tage dafür.
    So verbrachte ich die nächsten beiden Monate. Zumindest glaube ich, dass es so lange war. Ich hatte keinen Kalender und keine Uhr oder so etwas, aber so lange fühlte es sich für mich an. Ich wusste, dass ich Weihnachten verpasste, aber das war bei uns zuhause noch nie etwas Besonderes gewesen. Aber am Weihnachtstag war selbst McDonalds geschlossen. An diesem Tag bekam ich überhaupt nichts zu essen.
    An einem Morgen, kurz nachdem ich gefrühstückt hatte, stieg ich in meinen Wagen, um duschen zu fahren. Als ich den Gang einlegte, hörte ich, wie etwas auf dem Boden aufschlug. Ich stieg aus, um nachzusehen, aber ich hatte nicht den blassesten Schimmer, was es war. Ganz zu schweigen davon, wie man es reparierte. Ein Kerl von einem der anderen Wagen kam zu mir herüber. Sein Wagen parkte seit etwa einer Woche auf diesem Parkplatz.
    »Ist alles okay?«, fragte er.
    »Ja, mir geht‘s gut. Was zum Henker ist da passiert?«
    Er ging auf die Knie und warf einen Blick unter meinen Wagen.
    »Mit der Kiste wirst du nirgendwo mehr hinfahren«, sagte er. »Deine verdammte Antriebswelle liegt auf der Straße.«
    »Typisch für mich!«
    »Wo wolltest du hin?«
    »Runter zum Rasthof zum Duschen.«
    »Da wollte ich auch gerade hin. Ich kann dich mitnehmen.«
    Während wir uns unterhielten, stellte sich heraus, dass er obdachlos war, genau wie ich. Er war einundzwanzig, schwul und war kurz zuvor aus irgendeinem Krankenhaus in North Carolina entlassen worden. Ich sagte ihm, dass ich auch schwul war. Ich dachte, dass er mich deswegen vielleicht mögen würde und ich hoffte, dass ich die Nacht vielleicht in seinem Wagen verbringen könnte.
    »Da wir ja beide schwul sind, was hältst du davon, ein bisschen rumzumachen?«, fragte er auf dem Weg zurück zum Parkplatz.
    »Nein«, sagte ich.
    »Ach, komm schon, Mann. Für wen willst du dich denn aufsparen? Prince Charming , oder was?«
    Er packte mich am Arm und ich bekam Angst.
    »Ja«, murmelte ich.
    Sobald er den Wagen anhielt, sprang ich heraus und rannte in den McDonalds . Er folgte mir, aber ich drängelte mich in eine Nische, in der vier Mädchen saßen.
    »Komm schon, Mann«, sagte der Typ und blieb vor der Nische stehen. »Ich kann deinen Arsch zum Singen bringen.«
    »Nein!«, sagte ich laut. »Das will ich nicht.«
    Der Manager der Frühschicht war mittlerweile so etwas wie ein Freund geworden. Er kam nach vorne und drohte dem Kerl mit der Polizei. Daraufhin machte sich dieser sofort aus dem Staub.
    Ich entschuldigte mich bei den vier Mädchen und erzählte ihnen meine Geschichte. Sie sagten mir, dass ich bei ihnen mitfahren könnte, wenn ich wollte. Das klang für mich nach einer richtig guten Idee. Ich holte meine Tasche und ein paar andere
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