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Dirk und ich

Dirk und ich

Titel: Dirk und ich
Autoren: Andreas Steinhöfel
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vorne und ich hinten.
    Festhalten, rief Dirk, jetzt geht die Post ab!
    Es war super, vor allem superschnell. Der Wind rauschte mir um die Ohren, die Schneeflocken klatschten mir ins Gesicht und ich konnte kaum was sehen, weil ich die Augen zugekniffen hatte. Es ging schneller und schneller und Dirk schrie, er wäre der beste Schlittenfahrer der Welt, und ich schrie, wann wir endlich ankämen, ich könnte nichts sehen.
    Dann gab es einen Schlag.
    Ich segelte kurz durch die Luft, es krachte und ich landete mit dem Gesicht voran im Schnee. Es tat total weh und brannte, aber wenigstens waren keine Knochen kaputt.
    Dirk war nicht da. Der Schlitten auch nicht.
    Ich guckte mich um und da hörte ich Dirk schreien, unten im Schwarzenbach. Er saß mittendrin, klatschnass, neben dem Schlitten. Gott sei Dank war der Bach an der Stelle nicht besonders tief. Dafür war die Böschung ganz schön hoch, bestimmt einen Meter.
    Ich musste lachen, weil Dirk so witzig aussah mit seiner nassen Pudelmütze auf dem Kopf. Aber er war total sauer und schnauzte mich an, was es da zu lachen gäbe, schließlich hätte ich nicht richtig gelenkt, ich wäre ein Idiot und demnächst sollte ich zu Hause bleiben und Schneemänner bauen.
    Ich schnauzte zurück, selber Idiot, du bist einfach zu doof zum Schlittenfahren, und wenn er nicht die Klappe hielte, dann könnte er sehen, wie er alleine aus dem blöden Bach wieder rauskäme.
    Dirk rief zurück, ich könnte ihn ja sitzen lassen, dann würde er erfrieren und dann würde Weihnachten ausfallen und Silvester wahrscheinlich auch noch, wegen der Trauer.
    Ich tat so, als müsste ich lange nachdenken, und dann sagte ich, na gut, ich hol dich raus – aber nur wegen Weihnachten!
    Ich hielt mich mit einer Hand am Ast von einem kleinen Baum fest, der über den Bach hing. Die andere Hand streckte ich runter zu Dirk. Es war ziemlich knapp und rutschig wegen des Schnees, aber der Ast hielt. Dirkpackte meine Hand und alles wäre prima gewesen, wenn er sich nicht nach dem Schlitten gebückt hätte, ohne mich dabei loszulassen, der Trottel.
    Der Ast knackte, riss ab und ich stürzte die Böschung runter in den Bach. Ich wollte schreien, aber da hatte ich den Mund schon voll mit Wasser. Es war eiskalt. Vor lauter Schreck konnte ich kaum atmen.
    Als ich mich aufgerappelt hatte, stand Dirk neben mir und lachte sich halb tot. Ich war so stinksauer, dass ich ihm eine mit meinem nassen Handschuh klebte. Da lachte Dirk nicht mehr, aber er klebte mir eine zurück und ruck, zuck lagen wir im Wasser und kloppten uns. Wenn es nicht so entsetzlich kalt gewesen wäre, hätten wir uns bestimmt viel länger geprügelt, aber es ging einfach nicht.
    Wir mussten den Bach ein ganzes Stück nach unten laufen, bis endlich eine Stelle kam, wo wir rausklettern konnten. Mittlerweile hatte es aufgehört zu schneien, aber es war windig und wir zitterten vor Kälte.
    Ich hatte Angst, dass wir beide festfrieren und dann in der Gegend rumstehen würden wie zwei Eiszapfen. Keiner könnte uns so zugefroren erkennen und Mami und Papi müssten die Polizei anrufen und uns suchen lassen. Es würde Monate dauern, bis sie uns fänden, bis zum Frühling, und in der Zwischenzeit würden die Hunde von den Spaziergängern an uns dranpinkeln, weil sie dachten, wir wären irgendwelche eingeschneiten Büsche.
    Am liebsten hätte ich geheult, aber dann würden mirwomöglich die Augen zufrieren. Alles war total schrecklich und dann pinkelte Dirk sich auch noch in die Hose.
    Als wir zu Hause ankamen, war Mami total wütend. Sie zog uns die nassen Sachen aus und steckte uns in die Badewanne, in ganz heißes Wasser. Mami sagte, weil ihr so doof seid und nicht auf euch selber aufpassen könnt, verbiete ich euch jetzt das Schlittenfahren, und zwar für die ganze nächste Woche.
    Dirk fing an zu heulen, aber ich dachte, von mir aus, der blöde Schlitten liegt sowieso noch im Bach. Das musste ich leider auch Papi sagen, als er nach dem Schlitten fragte, und dann war der auch noch sauer. Er sagte, es würde uns völlig recht geschehen, dass wir jetzt eine Woche lang nur Schneemänner bauen konnten.
    Er holte aber den Schlitten, während Mami Dirk und mich in die Schlafanzüge steckte und uns dann im Wohnzimmer auf der Couch ein Bett baute, mit unten einer Wärmflasche für die Füße. Sie grinste und sagte, wir wären zwar doof,
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