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Dirk und ich

Dirk und ich

Titel: Dirk und ich
Autoren: Andreas Steinhöfel
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standen, um mich zu wecken, da hatte ich mir schon längst überlegt, wie ich so tunwürde, als wachte ich gerade erst auf. Ich hatte mal im Fernsehen in der Werbung für Kaffee gesehen, wie man das macht: Erst wälzt man sich kurz hin und her und man muss dabei lächeln und schnuppern, weil es nach Kaffee duftet. Dann schmeißt man die Arme hoch und räkelt und streckt sich wie eine Katze und lächelt immer noch. Man macht die Augen auf und jemand steht neben dem Bett mit Kaffee und einer Blumenvase, der sagt: Guten Morgen, mein Liebling. Und man selber antwortet: Was für ein guter Morgen mit diesem schönen, aromatischen, kräftigen Kaffee, wie froh bin ich doch, dass es ihn jetzt im Sonderangebot gibt. Dann geben sich die Lieblinge einen Kuss und gehen schwimmen oder joggen und in der ganzen Zeit steht der Kaffee zu Hause auf dem Frühstückstisch rum und dampft.
    Also alles ganz einfach.
    Als Mami sich über mich beugte mit ihrem dicken Schwangerbauch und ganz leise sagte, Andy, mein Schatz, aufstehen, fing ich sofort an zu lächeln, aber natürlich nur ein bisschen, und wälzte mich hin und her. Dann schnupperte ich, aber es roch nicht nach Kaffee, sondern so ähnlich wie in einem Hühnerstall, was ich ziemlich seltsam fand, aber ich lächelte weiter und schmiss die Arme hoch.
    Mein Bett stand fast zur Hälfte unter dem Fensterbrett, deswegen knallte ich mit dem rechten Arm in den Blumentopf mit dem Efeu, der daraufstand. Er fiel von der Fensterbank, plumpste auf irgendwas Metallisches draufund zerkrachte am Boden und es war ganz schön schwer, immer weiterzulächeln, als hätte ich nichts gemerkt.
    Ich machte langsam die Augen auf und sah Mami direkt über mir stehen, nur sah sie überhaupt nicht so aus wie der Liebling aus der Kaffeewerbung und auch nicht so, als würde sie jetzt gerne mit mir schwimmen oder joggen. Sie guckte mich an und sagte, herzlichen Glückwunsch, soeben hätte ich ihren preisgekrönten Super-Efeu demoliert, und Dirk krähte hinter ihrem Rücken, genau, und dass der Blumentopf fast mein Geburtstagsgeschenk zu Matsch gemacht hätte!
    Aber dann riefen alle, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, und Mami und Papi gaben mir einen Kuss und sie drückten mich und Dirk sprang im Zimmer rum und rief, jetzt guck mal, guck doch mal, dein Geschenk!
    Neben dem Bett, auf dem Boden, stand ein großer Käfig. Ein paar Zweige von Mamis Super-Efeu hingen drüber und es war etwas Erde aus dem Blumentopf reingefallen. Der Käfig war voller Heu und durch das Heu rannte aufgeregt ein Meerschweinchen hin und her.
    Papi lachte und sagte, das arme Vieh, es hätte sich total erschreckt wegen des Blumentopfs, das wird noch einen Herzinfarkt kriegen, wenn es weiter so rumtobt.
    Mami fragte, ob ich schon einen Namen für es wüsste. Ich überlegte einen Moment und sagte dann, weil es so rumtobt, nenne ich es Tobi.
    Ich machte den Käfig auf und nahm Tobi rauf zu mir inmein Bett. Er war ziemlich klein. Sein Fell war braun mit Weiß und ganz puschelig und er hatte braune Augen.
    Tobi schnupperte an mir herum und machte witzige Geräusche. Ich hielt ihn zwischen meinen Händen fest und konnte spüren, wie sein kleines Herzchen ganz, ganz schnell schlug, weil er so aufgeregt war. Seine Schnurrbarthaare kitzelten mich auf der Haut und ich fand Tobi total klasse und sagte, er wäre das tollste Geburtstagsgeschenk.
    Nachmittags deckten Dirk und ich in der Küche den Tisch für die Kinder, die ich eingeladen hatte, während Mami im Wohnzimmer den Tisch für die Onkels und Tanten deckte, die ich nicht eingeladen hatte, die aber trotzdem zu jedem Geburtstag angelatscht kommen. Verwandte schenken einem zum Geburtstag immer nur blöde und zu große Unterwäsche und essen den Kindern den Kuchen weg. Wenigstens waren alle meine Cousins und Cousinen schon erwachsen und blieben zu Hause. Oma wäre normalerweise auch gekommen, aber sie war zur Kur, weil sie mal wieder abnehmen musste. Sie hatte mir aber eine Geburtstagskarte geschickt mit einem rosa Nilpferd drauf, das einen Blumenstrauß in der Hand hielt und grinste.
    Jedenfalls, um halb vier ging es endlich los.
    Ich hatte Susanne eingeladen und Christiane, die jetzt wieder die besten Freundinnen waren, außerdem kamen noch Stefan und Bernd, die waren Zwillinge und beide aus einem Ei geschlüpft oder so ähnlich. Sie brachten den dicken Uli mit, der in
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