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Dirk und ich

Dirk und ich

Titel: Dirk und ich
Autoren: Andreas Steinhöfel
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Kaltes, Glitschiges gepackt hätte!
    Quatsch, rief Christiane, das sind meine Meerjungfrauenhaare, also hör gefälligst auf, mir im Gesicht rumzukloppen, sonst kriegst du eine gescheuert!
    Aber Susanne hörte gar nicht zu, sie kreischte immer weiter und Christiane – klebte ihr eine.
    Es war ein Volltreffer, weil Susanne jetzt schrie, meine Brille, wo ist meine Brille, ich kann nichts mehr sehen! Dabei tapste sie im Dunkeln hin und her und knallte gegen die Möbel und die Wände.
    Von hinten aus dem Zimmer rief Dirk, schön doof, es könnte sowieso keiner was sehen und jemand sollte gefälligst das Licht anmachen, bevor die blinde Kuh sich noch den Kopf einrannte.
    Stefans Stimme rief von irgendwo oben, das ginge nicht mit dem Lichtanmachen, er hätte nämlich die Birneaus der Lampe gedreht, haha, und dann rief Bernd, auch von oben, hey, pass doch auf, wo du rumfuchtelst, du Idiot!
    Stefan sagte, selber Idiot, und Bernd knallte ihm eine und Stefan fiel vom Kleiderschrank runter, wo die beiden sich drauf versteckt hatten.
    Der Kleiderschrank steht neben meinem Bett, deswegen hatte Stefan Glück, weil er direkt in die Bettwäsche fiel. Uli hatte weniger Glück, der lag nämlich unter der Bettwäsche, und am schlimmsten war es für Dirk, der lag nämlich unter dem Bett, und das krachte jetzt unter dem Gewicht von Stefan und Uli zusammen.
    Dirk fing an zu schreien, jemand sollte ihn aus den Trümmern befreien und den fetten Uli von ihm runterziehen, und Uli röchelte, er würde keine Luft kriegen.
    Und da rief Richard vom Fenster her, die Rettung naht, und es gab ein Geräusch von zerreißendem Stoff und es krachte noch mal.
    Richard hatte sich nämlich auf die Fensterbank gestellt, hinter die Gardine, und die heulende Susanne war gerade in dem Moment da angekommen, als er wieder runtersteigen wollte, um Dirk und Uli zu helfen. Susanne war gegen ihn gestoßen, Richard hatte das Gleichgewicht verloren und sich an der Gardine festgehalten. Die Gardine zerriss, Richard stürzte ab und schoss dabei den nagelneuen Blumentopf mit Mamis übrigem Super-Efeu von der Fensterbank.
    Der Topf fiel auf den Boden und zerbrach, Richard fiel auf Susanne und alle schrien wild durcheinander.
    Bernd heulte auf dem Schrank, dass er nicht wüsste, wie er runterkommen soll, und ich hatte Angst, dass Dirk verletzt war und Uli womöglich gerade erstickte, und heulte auch und Christiane brüllte, die Tür ist zu, die Tür ist zu, wir müssen alle sterben!
    Ich kroch auf dem Boden rum und tastete nach dem Türschlüssel, aber ich konnte ihn nicht finden. Stattdessen trat mir Christiane auf die linke Hand und stolperte über mich und dabei klatschte sie mir ihre Spaghettihaare ins Gesicht.
    Jetzt ballerten von draußen auch noch Papi und Mami und die Verwandten gegen die Tür.
    Mami schrie, o Gott, o Gott, die Kinder, und Tante Marianne kreischte, Hiltrud, denk an das Baby, reg dich bloß nicht auf!
    Onkel Alfred grölte, wir müssen die Tür aufbrechen, und Tante Erika schnauzte ihn an, so sturzbesoffen, wie er wäre, könnte er nicht mal eine Erdnuss knacken. Dabei klang sie selber so, als hätte sie die halbe Hausbar alleine weggeputzt.
    Dann hörte ich Papi rufen, Platz da und dass wir Kinder hinter der Tür weggehen sollten. Er stieß einen lauten Schrei aus, es gab einen mordsmäßigen Schlag und plötzlich war es ganz hell, weil Papi die Tür eingerannt hatte und damit ins Zimmer fiel, genau auf Susannes Brille.
    Später, als alle aufgehört hatten zu heulen und von ihren Eltern abgeholt worden waren und Papi und Mami die besoffene Verwandtschaft in zwei Taxis geschleppt hatte, damit sie heimgebracht werden, lagen Dirk und ich in Dirks Bett, weil meins ja schrottreif war. Mami kam rein, setzte sich zu uns auf das Bett und nahm uns in den Arm.
    Sie sagte, wir wären ihre größten Schätze, aber wir müssten ein bisschen mehr aufpassen demnächst, sonst würde das Baby im Armenhaus auf die Welt kommen, bei dem vielen Schaden, den wir anrichten würden.
    Dann gab sie jedem von uns einen dicken Kuss und sagte, schlaft jetzt, ihr Engel-Bengel, und ging raus.
    Aber Dirk und ich, wir waren noch lange wach, und als ich eingeschlafen war, träumte ich von einem Spaghettimonster, das saß besoffen auf einem Schlitten, mit Tobi auf dem Schoß und einem Blumenstrauß in der Hand. Die beiden rasten zwischen tausend
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