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Dirigent

Dirigent

Titel: Dirigent
Autoren: S Quigley
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Schostakowitsch immer wieder auch Filmmusik und sicherte sich damit eine wichtige Einnahmequelle. Daneben führte er ebenfalls Auftragsarbeiten für Theater und Ballett aus.
    1930 nahm der Komponist mit der Vertonung von Nikolai Gogols Die Nase seine erste Oper in Angriff; vier Jahre darauf folgte mit Lady Macbeth von Mzensk die zweite, die er seiner Ehefrau Nina Warsar widmete, mit der er seit 1932 verheiratet war. Die Premiere der Oper am 22. Januar 1934 war ein großer Erfolg bei Kritikern und Publikum, und das Stück wurde in den folgenden zweiJahren enthusiastisch gefeiert, bis es nach einem Besuch Stalins in einem (möglicherweise vom Diktator selbst verfassten) Prawda-Artikel vom 28. Januar 1936 mit dem Titel »Chaos statt Musik« als »formalistisch« verdammt wird. Angegriffen wurden in dieser Kampagne gegen den Formalismus, also gegen komplizierte, dem Massengeschmack unzugängliche Werke, auch Schostakowitschs Befürworter, allen voran sein bester Freund und Förderer, der Musikkritiker Iwan Sollertinski.
    Als Reaktion auf die harsche Kritik stürzte sich Schostakowitsch in die Arbeit an seiner von Mahler-Einflüssen geprägten Vierten Sinfonie, deren Aufführung jedoch abgesagt wurde, da sie den Anforderungen der Obrigkeit ebenfalls nicht entsprach. Die Uraufführung von Schostakowitschs nach eigenen Angaben womöglich bestem Werk sollte erst fünfundzwanzig Jahre später erfolgen, am 30. Dezember 1961 in Moskau. Stattdessen schrieb er als Nächstes die Fünfte Sinfonie, die sich wieder mehr im Rahmen des sozialistischen Realismus bewegte und von der Kritik gelobt wurde. Sie war die erste von vielen weiteren Sinfonien Schostakowitschs, die von dem damals noch recht unbekannten Dirigenten Jewgeni Mrawinski zur Erstaufführung gebracht wurde.
    Neben der Sechsten Sinfonie und einem erfolgreichen Klavierquintett arbeitete Schostakowitsch in der nächsten Zeit an mehreren nie vollendeten Projekten. Außerdem lehrte er ab 1937 am Leningrader Konservatorium. In jenen Jahren bekam er die stalinistischen Repressionen deutlich zu spüren, denn auch einige seiner engen Freunde und Verwandten wurden verhaftet.
    Am 22. Juni 1941 hörte Schostakowitsch schließlich auf dem Weg zum Fußballstadion vom deutschen Angriff auf die Sowjetunion und begann bald darauf mit der Arbeit an seiner berühmten Siebenten Sinfonie. Während der Belagerung Leningrads wurden die Vertreter der wichtigsten künstlerischen und intellektuellen Institutionen derStadt evakuiert, doch Schostakowitsch weigerte sich, sein Zuhause zu verlassen, bevor er den dritten Satz seiner Sinfonie beendet hatte. Am 1. Oktober wurde er schließlich doch, gemeinsam mit seiner Familie, nach Moskau geflogen, von wo aus sie nach Kuibyschew weiterreisten. Dort sorgte er sich um seine noch in Leningrad verbliebenen Angehörigen und setzte alles daran, sie nachzuholen.
    1943 zog Schostakowitsch nach Moskau und nahm einen Lehrauftrag am dortigen Konservatorium an. Seine Achte Sinfonie hatte dann auch in Moskau Premiere (wieder mit Mrawinski als Dirigent) und wurde generell positiv, wenn auch nicht so euphorisch besprochen wie die vorhergehende. Nach dem plötzlichen Tod seines engen Freundes Sollertinski im Jahr 1944 widmete Schostakowitsch ihm sein Zweites Klaviertrio, womit er die Tradition anderer russischer Komponisten fortführte, geschätzten Verstorbenen auf diese Weise ein Denkmal zu setzen. Nach Kriegsende rechnete Stalin mit einer Hymne des Komponisten zur Feier des Sieges, doch Schostakowitsch erfüllte mit seiner kurzen, ironisch gefärbten Neunten Sinfonie nicht die an ihn gestellten Erwartungen. Während der Kriegsjahre war die strikte Reglementierung der sowjetischen Künstler aus dem Fokus des Interesses der Regierung gerutscht, was sich nach 1945 jedoch rasch wieder ändern sollte. 1948 wurde eine Krise der sowjetischen Musik verkündet und erneut der Formalismus-Vorwurf an Schostakowitsch und andere Komponisten erhoben: Mehrere seiner Werke durften nun nicht mehr aufgeführt werden, und er verlor außerdem seine Lehraufträge. Dennoch wurde er ein Jahr später als Mitglied der offiziellen Delegation der Sowjetunion zur Waldorf-Konferenz nach New York geschickt, einer Weltfriedenskonferenz von Wissenschaftlern und Künstlern, bei der er als mustergültiger Repräsentant seines Landes auftrat. Zu Propagandazwecken wurde der auch im Westenbekannte und beliebte Komponist von nun an zu vielen weiteren Kongressen ins Ausland geschickt; das Verbot seiner
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