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Dir darf ich nicht gehören

Dir darf ich nicht gehören

Titel: Dir darf ich nicht gehören
Autoren: Mary Balogh
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ungetrübter
Freude auf diesen Tag zurückschauen konnte.
    »Ich
habe nur auf den richtigen Partner gewartet, Sir«, sagte sie. Und dann,
heftiger und mit gesenkter Stimme: »Ich habe auf Sie gewartet.«
    »Tatsächlich?«
Er streckte eine Hand aus. »Nun, hier bin ich.«
    Sie
ließ ihr Umhängetuch achtlos ins Gras fallen und legte eine Hand in seine. Sie
schloss sich fest darum, bevor er sie davonführte.
    Danach
war alles reine Verzauberung. Der Anger wurde von den flackernden Flammen der
Freudenfeuer beleuchtet. Die Luft war voll des beißenden Geruchs von Holzrauch.
junge Männer führten ihre Partnerinnen bereits voran und beanspruchten die
bunten, herabhängenden Bänder. Aber der Fremde sicherte sich zwei und reichte
eines davon Viola, während seine Zähne in der Dunkelheit weiß schimmerten. Und
dann spielten die Geigen eine fröhliche Weise und der Tanz begann - die
leichten, tänzelnden, komplizierten Schritte, die Bewegung im Uhrzeigersinn,
das Wirbeln und Sichbeugen und Durchfädeln, während sich die Bänder verflochten
und dann wundersamerweise wieder lösten, der pulsierende, stetige Rhythmus, der
mit dem Blut durch die Adern pochte. Die Sterne über ihnen drehten sich. Die
Feuer knisterten, hüllten Gesichter in einem Moment in geheimnisvolle Schatten
und beleuchteten im nächsten Moment die fröhliche Lebendigkeit darin. Die
Zuschauer am Rande des Angers klatschten im Takt mit den Geigern und Tänzern.
    Und der
Mittelpunkt der Verzauberung - der gut aussehende, langbeinige Fremde,
noch immer in Hemdsärmeln, den verwelkenden Bund Gänseblümchen als Zierde im
Knopfloch - tanzte mit leichtfüßiger Anmut, pulsierender Kraft und
fröhlichem Lachen. Und beobachtete ihren Überschwang. Als drehe sich das
Universum um sie beide, wie sie den Maibaum umkreisten.
    Viola
war außer Atem, als die Musik endete, und so glücklich, dass sie meinte, vor
Glück zu zerspringen. Und auch bekümmert, weil dieser magische Tag nun doch zu
Ende ging. Hannah würde nach Hause wollen. Der Tag war für sie ebenso
arbeitsreich gewesen wie für Viola. Sie würde ihrem Dienstmädchen nicht das
Gefühl vermitteln, aus Pflichtbewusstsein länger bleiben zu müssen -
obwohl sie diesem großzügigen Impuls rasch wieder entsagte, zumindest für
Augenblicke.
    »Sie
wirken, als könnten Sie ein Glas Zitronenlimonade gebrauchen«, sagte der
Fremde, legte ihr eine Hand auf den Rücken, beugte sich herab und lächelte sie
an.
    Auf der
Kirchwiese wurde kein Tee mehr serviert. Aber zwei Tische mit jeweils einer
großen Schüssel Zitronenlimonade und einem Tablett mit Gläsern standen noch
draußen. Es wurde nicht viel davon getrunken. Die meisten der Älteren waren
nach Hause gegangen und die jüngeren Leute bevorzugten anscheinend das im
Gasthaus servierte Ale.
    »Das
ist wahr«, stimmte sie ihm zu.
    Sie
schwiegen, während sie den Anger und dann den Weg zur Kirche überquerten und zu
dem Tisch unter der Eiche traten, wo sie Schutz vor der Sonne gefunden hatte,
nachdem sie den Pastetenwettbewerb beurteilt hatte. Er goss mit der Kelle ein
Glas Zitronenlimonade ein und sah zu, wie sie trank, dankbar für die herbe
Kühle. Hinter ihr, hinter dem wuchtigen Stamm der alten Eiche verborgen,
spielten die Geigen erneut auf und der Klang der lebhaften Musik vermischte
sich mit dem Klang von Stimmen und Gelächter. Voraus konnte sie Mondlicht auf
der Oberfläche des Flusses schimmern sehen, der hinter der Kirche am Dorf
vorüberfloss.
    Es war
eine Szenerie, die sie sich genau einzuprägen versuchte.
    Als sie
ausgetrunken hatte, nahm er ihr das leere Glas aus der Hand und stellte es auf
den Tisch. Es lag ihr auf der Zunge, ihn zu fragen, ob er nicht auch durstig
war. Aber zwischen ihnen herrschte ein gewisser Zauber, eine gewisse
Anspannung, die Worte vielleicht gebrochen hätten.
    Viola
hatte keine richtige Kindheit gehabt - zumindest nach ihrem neunten
Lebensjahr nicht mehr. Keine Gelegenheit, sich davonzustehlen, um ein
unschuldiges, heimliches Stelldichein mit einem Kavalier zu erleben. Es hatte
keine Gelegenheit für eine Romanze oder auch nur eine unbeschwerte, harmlose
Tändelei gegeben. Im Alter von fünfundzwanzig Jahren fühlte sie sich plötzlich
wie das Mädchen, das sie vielleicht hätte werden können, wenn sich ihr Leben
nicht vor mehr als einer halben Lebensspanne für immer geändert hätte. Es
gefiel ihr, dieses Mädchen zu sein, wenn auch nur für einen flüchtigen
Augenblick.
    Er
legte ihr einen Arm um die Taille und zog sie
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