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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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organisiert sie.“
    „Wurde Frau Bender-Bergmann in letzter Zeit von irgendjemandem bedroht? Hatte sie Feinde?“, wollte Tannenberg wissen.
    Die ganze Zeit über hatte der Mann wie ein Häuflein Elend mit gesenktem Kopf in sich zusammengesunken die Fragen beantwortet. Nun richtete er den Oberkörper auf, legte seine Arme auf den Tisch, hob den Kopf und schaute Tannenberg mit verklärtem Blick direkt in die Augen.
    „Feinde?“, wiederholte er mit gekrauster Stirn.
    „Na, ich denke, dass sie sich mit ihrem Job wohl nicht nur Freunde gemacht hat.“
    Gustav Wackernagel schüttelte monoton den Kopf.
    „Soll ich jemanden verständigen, der zu Ihnen kommen soll?“, fragte Sabrina in die Stille hinein.
    Der Kopf arretierte sich, ein trauriger Blick wanderte zur jungen Kommissarin. „Was? ... Ja, meine Schwester.“
    „Sagen Sie mir bitte ihre Nummer, dann ruf ich sie gleich an.“
    „Das mach ich ... nachher lieber selbst. Ich möchte jetzt erst mal ein paar Minuten für mich alleine sein.“
    „Verstehen wir, Herr Wackernagel. Wir lassen Sie jetzt auch in Ruhe“, beendete der Leiter des K 1 die Befragung des langjährigen Lebensgefährten der Toten.
     
    Nach einem höchstens zehn Minuten dauernden Spaziergang durch die belebende kühle Frühlingsluft trafen die beiden Kriminalbeamten im Bildungszentrum auf dem Kaiserberg ein. Zunächst irrten sie orientierungslos in den tristen Fluren des Zentralgebäudes herum, bis Tannenberg zufällig auf einen alten Bekannten aus seiner Schulzeit traf.
    „Da kommt ja der gute alte Wolfgang Vautz. Dich hab ich ja schon ewig nicht mehr gesehen. Was machst du denn hier?“
    „Arbeiten, Tanne, immer nur arbeiten!“, antwortete der große, kräftige Mann freundlich.
    „Und was arbeitest Du hier, wenn ich fragen darf?“
    „Ich bin Lehrer am Technischen Gymnasium.“
    „Aha, ein Lehrer“, entgegnete Tannenberg und wollte gerade zu einem seiner berühmt-berüchtigten Anti-Lehrersprüche ansetzen, als der hünenhafte Mann, der seine rotblonden Haare zu einem Pferdeschwanz gebündelt hatte, sich fliegenden Schrittes entfernte.
    „Bin in Eile, Tanne. Man sieht sich!“
    „Wolfgang, warte doch mal! Wo ist denn das Zimmer eurer Frauenbeauftragten?“
    Wie vom Blitz getroffen blieb der Gymnasiallehrer plötzlich stehen, drehte sich zu Tannenberg um, lachte schallend auf und rief: „Tanne, was willst denn ausgerechnet du bei ’ner Frauenbeauftragten?“
    „Dienstlich, rein dienstlich!“
    „Dienstlich? Gott sei Dank! Ich dachte schon, ich müsste mir ernsthaft Sorgen um dich machen. Na, dann geh mal eine Etage höher zum Rudolf Becker.“
    „Rudolf Becker?“
    „Klar, den kennst du doch sicher auch noch. Der war doch mit uns in Mathe in der Oberstufe.“
    „Ach, der Rudi. Natürlich kenn ich den Rudi noch!“
    „Dann geh mal hoch zu ihm. Der ist nämlich hier so was wie der Kanzler einer Uni. Der muss ja schließlich wissen, wo die ihr Zimmer hat. Die Tanne geht zur Frauenbeauftragten. Ich fass es einfach nicht!“
    Erneut lachte der Mann aus vollem Halse und nahm dabei kopfschüttelnd seinen Sturmschritt wieder auf.
    Der leitende Verwaltungsbeamte reagierte sichtlich geschockt, als ihm sein alter Schulkamerad eröffnete, dass Helene Bender-Bergmann einem grausamen Verbrechen zum Opfer gefallen war. Tannenberg fragte, ob die Frauenbeauftragte aufgrund ihrer Tätigkeit in der Vergangenheit möglicherweise irgendwelchen Anfeindungen ausgesetzt gewesen sei.
    Becker verneinte dies, wobei er ausdrücklich betonte, dass Helene Bender-Bergmann zwar eine sehr streitwillige und in der Sache oft unerbittlich Fraueninteressen vertretende Mitarbeiterin gewesen sei. Aus diesen kleinen Scharmützeln mit ihren männlichen Kollegen allerdings ein Motiv für einen brutalen Mord abzuleiten, war für ihn jedoch absolut unvorstellbar.
    Nach diesem kurzen Dialog führte der Verwaltungsleiter des Bildungszentrums die beiden Kriminalbeamten zum Dienstzimmer der getöteten Frau, das sie zu ihrer Überraschung unverschlossen vorfanden.
    Als Tannenberg den Büroraum betrat, war ihm sofort klar, dass hier ein Kampf stattgefunden haben musste. Zu eindeutig waren die eine solche Vermutung stützenden Indizien: Vor dem gläsernen Schreibtisch lag in einem Wust von wild über dem Teppichboden verteilten Papieren ein blauer Telefonapparat sowie mehrere verschiedenfarbige Stifte und Textmarker. Der Laptop befand sich ebenfalls nicht mehr an seiner ursprünglichen Stelle, sondern war gedreht worden und
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