Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
Vom Netzwerk:
knurrte Tannenberg mürrisch zurück.
    „Manchmal werden eben auch die zuverlässigsten Sekretärinnen krank. Und jetzt hat sie nun halt mal ’ne Magen-Darm-Geschichte. Ist aber bestimmt nur’n Virus.“
    „Virus? Quatsch, das kommt garantiert von diesem blöden Diätfraß, den sie immer in sich hineinstopft.“ Wolfram Tannenberg blickte auf seine Armbanduhr. „Zehn vor Neun. Geiger, du schmeißt jetzt die Espressomaschine an und ...“
    „Wieso denn schon wieder ich, Chef?“, unterbrach der Kriminalhauptmeister mit grimmiger Miene.
    „Frag nicht so viel, Geiger, mach einfach das, was ich dir sage! Albert, ruf mal den Mertel und den Doc an und kümmer dich drum, dass die beiden auch ja rechtzeitig um Neun da sind. Ich hab nämlich keine Lust, auf die beiden Herrn zu warten. Und wenn die endlich hier aufgekreuzt sind, kommt ihr alle sofort zu mir rein!“
    Nach dieser geradezu militärischen Befehlsausgabe verzog sich Tannenberg in sein geräumiges Arbeitszimmer und drückte die Tür demonstrativ fest ins Schloss. Dann entledigte er sich seines Mantels, stellte die schwarze Aktentasche an der Wand hinter seinem Schreibtisch ab und begab sich zur großflächigen Fensterfront. Dort öffnete er ein Fenster, sog in tiefen Zügen die kühle Morgenluft ein, dehnte den eingerosteten Körper. Noch bevor er das Fenster wieder verschlossen hatte, klopfte es an der Tür – die angesetzte Dienstbesprechung konnte beginnen.
     Anscheinend hatte jemand den Gerichtsmediziner bereits im Vorfeld über Tannenbergs schlechte Laune informiert, denn Dr. Schönthaler begrüßte seinen alten Freund mit den Worten: „Hallo, mein lieber Morgenmuffel. Ich hab vor kurzem gelesen, dass irgendwelche amerikanischen Kommunikationspsychologen ein wahres Wundermittel zur Radikal-Verbesserung angeschlagener Betriebsklimas entdeckt hätten.“
    Ohne sich umzudrehen verriegelte Tannenberg schweigend das Fenster. Dann wandte er sich um, griff sich mit beiden Händen an die Schläfen, massierte sie leicht, verzerrte dabei das Gesicht.
    Der Rechtsmediziner ließ sich allerdings von diesem plakativen Hinweis auf Tannenbergs hämmernde Kopfschmerzen nicht im Geringsten beeindrucken, sondern führte seinen inspirativen Gedankengang genüsslich zu Ende: „Und zwar soll man an die Tür des Chefs ein Stimmungs-Barometer hängen, auf dem er dann seine in diesem Augenblick gerade aktuelle emotionale Befindlichkeit mit Hilfe eines verschiebbaren Zeigers seinen Untergebenen kundtun kann. Die Skala reicht von Grün bis Rot – wobei man bei dir ja völlig auf die grüne Farbe verzichten könnte!“
    Außer Dr. Schönthaler, der nach seinem kleinen Vortrag schallend zu lachen begann, getraute sich keiner der Anwesenden, sich die inhaltliche Zustimmung zu dem Gesagten auf irgendeine Weise äußerlich anmerken zu lassen.
    „Ich lach mich wirklich gleich tot, Rainer! – Schluss jetzt mit diesem albernen Blödsinn!“, sprach Tannenberg ein resolutes Machtwort. „Mich interessiert heute Morgen nur eins: Was habt ihr an Fakten für mich? – Los, Karl, fang du mal an!“
    Bevor der angesprochene Kriminaltechniker der Aufforderung entsprach, nahm er wie die anderen zuerst einmal in aller Ruhe an dem rechteckigen Konferenztisch Platz. Dann begann er in tiefer Stimmlage zu sprechen: „Da wäre zunächst einmal die nicht uninteressante Frage zu beantworten, wie der Täter es denn überhaupt geschafft hat, mitsamt der Toten in das geschlossene Gartenschaugelände einzudringen.“
    Plötzlich erhob er seine auf dem Tisch zusammengefalteten Hände, schlug sie mit einer klatschenden Bewegung aneinander und korrigierte sich. „Quatsch! Ich muss ganz anders anfangen!“
    „Mensch, Karl, konzentrier dich jetzt – bitte!“
    Der berufserfahrene Leiter der Spurensicherung stimmte mit nach unten gezogenen Mundwinkeln kopfnickend zu und antwortete: „Also, Wolf, wir gehen ja bislang davon aus, dass die Frau in ihrem Büro im Bildungszentrum ermordet wurde.“
    „Ja, das tun wir“, bestätigte der Kommissariatsleiter.
    „Gut. In diesem Raum haben wir natürlich alle möglichen Fingerabdrücke sichergestellt.“ Er brach ab, krauste die Stirn, kratzte sich am Kopf. „Außer an den Türgriffen, da war nichts zu finden. Die hat wohl jemand feinsäuberlich abgewischt. Aber sonst: massenweise, kann ich dir sagen. Auf der Schreibtischplatte, dem Laptop ...“
    „Schon gut“, unterbrach Tannenberg gelangweilt. „Ich weiß, was jetzt wieder kommt: Wie immer habt ihr nun
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher