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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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Störung, Herr Wackernagel“, rief Sabrina Schauß mit einem kurzen triumphalen Seitenblick zu ihrem Vorgesetzen dem untersetzten, graumelierten Herrn entgegen. „Wir sind Polizeibeamte und hätten ein paar Fragen an Sie. Dürften wir zu Ihnen hereinkommen?“
    Ohne zu antworten entriegelte der schätzungsweise sechzigjährige Mann elektronisch das Türschloss und gewährte dadurch den unerwarteten Besuchern Zutritt in den mit einem hohen Zaun eingefriedeten und von alten Koniferengewächsen dominierten Vorgarten.
    Da sich der ältere Herr gegen Sabrinas spekulative Anrede nicht zur Wehr gesetzt hatte, sprach nun auch der Leiter des K 1 den Mann mit dessen vermeintlichem Familiennamen an: „Guten Morgen, Herr Wackernagel. Ich bin Hauptkommissar Tannenberg und das ist meine Mitarbeiterin Kommissarin Schauß.“
    Dann legte er eine kleine Sprechpause ein, in der er und seine junge Kollegin nahezu synchron ihre beiden Dienstausweise zückten, die der Mann aber nur eines flüchtigen Blickes würdigte. „Könnten wir bitte ins Haus gehen?“
    „Ja, natürlich. Aber machen Sie’s bitte kurz. Ich arbeite nämlich in der Wetterstation auf dem Weinbiet und habe gerade meine Nachtschicht hinter mir. Und jetzt bin ich hundemüde“, sagte der Mann gähnend. „Außerdem wüsste ich beim besten Willen nicht, was ich denn Schlimmes verbrochen haben sollte.“
    Gleich im Flur fiel Tannenberg mit der sprichwörtlichen Tür ins Haus, indem er die zentrale Frage ohne Umschweife schonungslos in den Raum warf: „Wohnt hier bei Ihnen die Frauenbeauftragte des Bildungszentrums auf dem Kaiserberg?“
    „Ja. Aber ich wohne eher bei Helene, als ...“
    „Wann haben Sie Frau Bender-Bergmann zum letzten Mal gesehen?“, schnitt Tannenberg ihm das Wort ab.
    „Ähm ... Gestern Abend, als ich zu meiner Nachtschicht weggefahren bin.“
    „Um wieviel Uhr war das?“
    „Ja, wie immer: um 19 Uhr. Aber was ist denn eigentlich passiert?“
    „Könnten Sie uns bitte ein Foto von Frau Bender-Bergmann zeigen?“, bat Sabrina ohne auf die Frage des völlig übermüdet wirkenden Mannes einzugehen.
    „Ein Foto?“ Hilflos blickte sich Gustav Wackernagel im Korridor um. „Ein Foto von Helene? – Ach, da liegt ja ihre Handtasche. Die hat sie wahrscheinlich vergessen, als sie heute Morgen zur Arbeit gegangen ist.“ Verwundert krauste er die Stirn, schüttelte den Kopf.
    Sabrina begab sich umgehend zu einer Weichholzkommode, auf der neben einem altmodischen Telefon auch eine braune Lederhandtasche stand. Ohne bei dem älteren Herrn um Erlaubnis nachzufragen, zog sie den Reißverschluss auf, kramte darin herum, entnahm ihr eine schwarze Brieftasche, klappte diese auf und überreichte sie ihrem Vorgesetzten, der nach einem kurzen Blick auf das Passbild kopfnickend bestätigte, dass es sich bei der im Dinopark aufgefundenen Toten eindeutig um die Frau auf dem Foto handelte.
    „Herr Wackernagel, wir müssen Ihnen leider eine traurige Mitteilung machen: Frau Bender-Bergmann ist tot“, sagte Sabrina Schauß mit leiser, einfühlsamer Stimme.
    „Was? ... Wieso? ...“, stammelte der untersetzte Mann.
    „Möchten Sie sich nicht besser irgendwo hinsetzen?“
    Der Meteorologe, dessen merkwürdiger Seemannsbart Tannenberg an irgendeinen bekannten Politiker oder Funktionär erinnerte, war verständlicherweise sichtlich geschockt und antwortete zunächst nicht. Daraufhin hakte ihn Sabrina unter und führte ihn wie einen Demenzkranken in die Küche. Dort ließ er sich gleich auf dem erstbesten Stuhl kraftlos niedersinken.
    Tannenberg folgte. „Mein Beileid, Herr Wackernagel. Ich weiß, wie Sie sich jetzt fühlen. Aber haben Sie bitte Verständnis dafür, dass wir so schnell wie möglich mit unserer Ermittlungsarbeit beginnen müssen. Darf ich Ihnen deshalb ein paar für uns sehr wichtige Fragen stellen?“
    Gustav Wackernagel schniefte und nickte.
    „Danke. In welchem Verhältnis standen Sie zu Frau Bender-Bergmann?“
    „Wir leben ... seit ... einigen Jahren ... zusammen“, kam es ihm nur stockend über die Lippen.
    „War Ihre Lebensgefährtin gestern Abend, als Sie sie verlassen haben, irgendwie anders als sonst?“
    „Wieso? ... Nein.“
    „Hatte sie gestern Abend noch irgendwas vor? Ich meine: Wollte sie noch ausgehen? Erwartete sie noch Besuch?“
    „Nein ... sie wollte nur noch mal ... kurz ins Bildungszentrum.“
    „Um diese Zeit? Warum?“, fragte Sabrina verwundert dazwischen.
    „Dort ist am ... Wochenende ein Kongress. Und den ...
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