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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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stand nun so, dass der aufgeklappte Bildschirm mit seinem Rücken direkt auf den ledernen Bürostuhl zeigte. Eine buschige Zimmerpflanze war von der Fensterbank herabgefallen und lag nun schräg auf der Seite, mitten in einer Unzahl kleiner brauner Tonkügelchen, von denen einige sogar fast bis an die Eingangstür gerollt waren.
    „Na, dann haben wir ja mit hoher Wahrscheinlichkeit wenigstens schon mal den Tatort“, stellte der Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission zufrieden fest und gab seinem alten Schulkameraden einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter.
     
    „Es gibt wohl kaum einen Mann in deiner Altersklasse hier in unserer Stadt, den du nicht kennst, oder?“, fragte Sabrina Schauß, als die beiden Kriminalbeamten gerade die hohen stacheldrahtbesetzten Mauern der ehemaligen Justizvollzugsanstalt in der Morlauterer Straße erreichten.
    „Na ja, das ist schließlich auch kein Wunder, wenn man an einer reinen Jungenschule war“, entgegnete Tannenberg, während sie den direkt daneben befindlichen, bis vor einigen Jahren als Amtsgericht genutzten Gebäudekomplex passierten.
    „Gab’s da wirklich nur Jungs an eurer Schule?“
    „Ja, klar!“ Tannenberg blieb stehen und zeigte mit seinem ausgestreckten Arm auf das Rittersberggymnasium, das sich just in diesem Augenblick in sein Blickfeld geschoben hatte. „Da hinten sind wir zur Schule gegangen. Stell dir mal vor: 50 Jungs waren wir in der Sexta! Da würden sich heutzutage solche Weicheier-Pädagogen wie mein Bruder oder meine liebe Schwägerin sofort erschießen, wenn sie vor solch einen wilden Haufen müssten.“
    „Und wo waren die Mädchen früher?“, fragte Sabrina erstaunt.
    „Die durften damals doch noch gar kein Abitur machen.“
    „Ha – ha – ha!“
    „Scherz beiseite, liebes Sabrinalein.“ Er legte zärtlich seinen Arm auf ihre Schulter. „Es gab zu unserer Zeit zwei Gymnasien, die ausschließlich Mädchen aufgenommen haben. Das eine war die HWB – Abkürzung für ›Höhere weibliche Bildungsanstalt‹. Und das andere war der Nonnenbunker – der heißt heute übrigens immer noch so.“
    „Das ist wirklich ausgesprochen interessant! Aber mit den Mädels hattet ihr keinen näheren Kontakt, nicht wahr?“
    „Wieso?“ Tannenberg blieb stehen. „Aber natürlich! Es gab doch die legendären Klassenfeten, die wir sofort in irgendwelchen kirchlichen Kellerräumen veranstaltet haben, sobald einer von uns mal eine von denen kennengelernt hat. Ist aber leider nicht so oft vorgekommen!“
    „Das erklärt einiges, wenn nicht sogar alles!“
    „Wie? – Was erklärt was?“
    „Na ja, jetzt weiß ich endlich, warum du dich Frauen gegenüber oft so komisch verhältst – irgendwie so verklemmt bist!“

2
    Verklemmt! Ich und verklemmt! So ein Witz!
    Seit dem gestrigen Mittag hatte er nahezu pausenlos auf diesem unverdaulichen Brocken herumgekaut, es aber weder geschafft, ihn hinunterzuschlucken, noch ihn auszuspeien. Aus purer Verzweiflung hatte er sich sogar gestern Abend hilfesuchend an seinen Bruder gewandt, der sich allerdings nur auf seine Kosten amüsiert und erbarmungslos weiteres Salz in die offene Wunde gestreut hatte. Und selbst nachdem er eine unruhige Nacht hinter sich gebracht hatte, steckte ihm Sabrinas provokative Bemerkung noch immer in den Knochen.
    So ein ausgemachter Blödsinn! Verklemmt! Dass ich nicht lache, wütete es unvermindert heftig in seinem Innern weiter, als er an diesem wolkenlosen Aprilmorgen das Kommissariat betrat.
    „Was steht ihr denn hier alle rum? Habt ihr denn nichts zu tun?“, polterte er grußlos seinen Mitarbeitern entgegen. Dann registrierte er etwas, das ihn sogleich noch ein wenig griesgrämiger werden ließ. „Wieso ist die Espressomaschine noch nicht an? Wo ist denn die Flocke?“
    „Guten Morgen, Herr Hauptkommissar, wünsche wohl geruht zu haben“, empfing Sabrina Schauß den Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission.
    Und ihr Ehemann, der die Launenhaftigkeit seines Vorgesetzten in der Vergangenheit schon zur Genüge am eigenen Leib erfahren hatte, ergänzte so freundlich wie es ihm angesichts dieser Situation nur irgend möglich war: „Morgen, Wolf. Die Flocke hat sich vorhin krankgemeldet.“
    „Wieso hat die sich denn krankgemeldet?“
    „Na, wahrscheinlich, weil sie krank ist“, entgegnete Sabrina keck, die sehr wohl wusste, dass sie sich ihrem Chef gegenüber ein wenig mehr erlauben konnte als die anderen Beamten des K 1.
    „Krank? Aber die ist doch sonst nie krank“,
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