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Dinnerparty

Titel: Dinnerparty
Autoren: Anke Clausen
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zwischen Umzugskisten und Farbeimern Wein getrunken und bis in die Nacht gequasselt. Es war fast wie früher gewesen. Nur ihre Kopfschmerzen am nächsten Morgen waren schlimmer.
    »Ich sitze in der Redaktion. Du glaubst nicht, wer der Star der Woche sein wird: Laura.«
    Tina schnappte nach Luft. »Unsere Laura? Aber die ist doch in Amerika.«
    »Ne, jetzt nicht mehr. Sie dreht in Deutschland.«
    »Ich fass es nicht. Wie sieht sie denn jetzt aus?«
    »Ich habe sie noch nicht getroffen.« Im Hintergrund war plötzlich Gemurmel zu hören. »Tina, ich muss auflegen. Ich werde dir alles berichten. Und ich mach mir Gedanken, wann ich euch besuchen komme. Grüß alle.«
    Tina ließ das Telefon sinken. Laura Crown, die Außerirdische. Sie hatte immer gedacht, dass Lauras Leben einen spannenden Verlauf nehmen würde. Dass sie am Ende doch noch einen Oscar gewinnt oder einen echten Filmstar heiratet. Aber Dreharbeiten in der alten Heimat? Das war nun wirklich nicht spektakulär.
     
    *
     
     
    Laura Crown lief in ihrer Suite auf und ab wie ein Tiger im Käfig. Es war bereits früher Nachmittag. Sie hatte den ganzen Morgen mit höllischen Kopfschmerzen im Bett verbracht. Nach einem starken Schmerzmittel und drei Tassen Kaffee war es ihr zumindest so gut gegangen, dass sie ein Bad nehmen konnte. Angezogen war sie noch immer nicht. Ihr langes Haar war feucht und ungekämmt. Sie sah aus wie eine Vogelscheuche. Ihre Nerven fingen wieder an zu flattern, als sie zum Schreibtisch sah. Dieser verdammte Brief. Wie in einem schlechten Krimi waren die Buchstaben aus einer Zeitschrift ausgeschnitten und aufgeklebt worden. Mit ein paar Metern Abstand sah er aus wie eine lustige Kinderbastelei. Doch der Text, den die bunten Buchstaben bildeten, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Laura überlegte gerade, ob sie sich einen Drink einschenken oder ein Valium nehmen sollte, als das Telefon klingelte. Sie konnte ihr eigenes Herz schlagen hören. Die Wände des Zimmers schienen auf sie zuzukommen. Auf ihrer Stirn bildete sich kalter Schweiß. Der Anruf könnte wichtig sein. Und wenn es ihr Feind war? Sie schluckte heftig. Jetzt brauchte sie sofort etwas zu trinken. Es blieb keine Zeit, die Wodkaflasche aus dem Kleiderschrank zu holen. Mit zitternden Händen öffnete sie die Minibar. Nur ein kleines Fläschchen. Hektisch schraubte sie den Deckel ab und ließ die wenigen Milliliter ihre Kehle hinabfließen. Das Telefon klingelte noch immer. Langsam näherte sie sich dem Apparat. Mit dem Ärmel ihres Bademantels wischte sie sich die Stirn ab und atmete tief durch. Ihre Hand zitterte, als sie endlich den Hörer abnahm.
    »Laura Crown«, meldete sie sich mit rauchiger Stimme und amerikanischem Akzent.
    »Laura! Na endlich! Hier ist Sophie. Wo hast du denn gesteckt? Ich wollte gerade auflegen und es später noch mal versuchen.«
    Laura setzte sich auf den Schreibtischstuhl.
    »Sophie! Wie schön, dass du anrufst. Hast du Neuigkeiten?«
    Sie fühlte eine warme Welle der Erleichterung. Sie hatte sich im Griff. Ihre Stimme klang fest. Sie spielte ihre Rolle gut.
    »Ja, habe ich. Wir machen die Story mit dir. Ich komme gerade von der Redaktionskonferenz.«
    Lauras Augen füllten sich mit Tränen. Schnell räusperte sie sich. »Das ist doch wunderbar für uns alle!«, stellte sie mit der Stimme einer Geschäftsfrau fest.
    »Das stimmt wahrscheinlich. Wir haben aber nicht viel Zeit. Die Sendung wird ja schon übermorgen aufgezeichnet. Ich erkläre dir, wie wir vorgehen. Ich schicke dir meine Interviewfragen per E-Mail. Entweder noch heute Abend oder morgen früh. Zu der Aufzeichnung der ›Dinnerparty‹ komme ich mit einem Fotografen vorbei. Wir machen da ein paar Fotos von dir und deinen Gästen und welche von dir in der Küche beim Kochen.«
    »Alles klar.«
    »Das eigentliche Shooting müssten wir auch so schnell wie möglich machen. Deine Geschichte soll in die übernächste Ausgabe. Hast du einen Wunsch oder eine Idee, wie und wo wir dich ablichten sollen?«
    Laura sah auf die Binnenalster. Alles lief gut. Sie musste sich beruhigen und schnell nachdenken.
    »Laura?«
    »Ich bin noch da. Ich dachte gerade, dass wir die Fotostrecke vielleicht im Hamburger Hafen machen sollten. Die Serie erzählt die Geschichte einer Reederfamilie mit allen Höhen, Tiefen und natürlich auch Intrigen.«
    »Großartige Idee. Wir gehen auf eines der Museumsschiffe. Cap San Diego oder Rickmer Rickmers. Das wird chic. Also lass es dir gut gehen. Wir sehen uns
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