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Dinner für eine Leiche

Dinner für eine Leiche

Titel: Dinner für eine Leiche
Autoren: Jean G. Goodhind
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versiegelte Kammer aufging. Honey und Steve kamen mit klappernden Zähnen herausgestürzt, sprangen auf und ab und wedelten wie wild mit den Armen, um sich aufzuwärmen.
    Lindsey sprang mit ihnen auf und ab, allerdings vor Freude. Sie hatte es geschafft! Plötzlich tippte ihr jemand auf die Schulter. Sie fuhr so rasch auf, dass sie jeden Hochsprungwettbewerb gewonnen hätte.
    »Erledigt«, sagte Gloria und wirkte außerordentlich zufrieden mit sich.
    »Ich muss Verstärkung rufen«, meinte der noch immer vor Kälte bibbernde Steve.
    »Bereits geschehen«, erwiderte Gloria.
    »Nicht, dass ich Zweifel an Ihrer Kompetenz hege, aber ein Polizeiauto wäre sicher schneller hier, wenn ich anrufe …« Fröstelnd nahm Steve ihr Telefon und ging in den Kühlraum zurück, damit ihn niemand hörte.
    »Das ist eine prima Idee«, flüsterte Gloria mit einem verräterischen Grinsen. »Man sollte wirklich auch die Polizei benachrichtigen.«
    Honey bemerkte das Grinsen und war beunruhigt. »Wen hast du denn angerufen, Mutter?«
    Die flüsterte zurück: »Jemanden, der weiß, wie man mit verbrecherischen Metzgern umgeht.«
    Steve kehrte aus dem Kühlraum zurück und meinte, sie sollten sich besser verborgen halten, bis sie die Polizeisirenen heulen hörten. »Sobald wir wissen, dass Verstärkung da ist, können wir unser Versteck verlassen. Aber vorher auf keinen Fall. Sonst hängen wir schließlich doch noch alle an Fleischerhaken.«
    Er wies sie an, sich wieder hinter die Mülltonnen zurückzuziehen.
    |301| Honey machte sich mit Lindsey und ihrer Mutter in diese Richtung auf den Weg. Steve schlug jedoch die entgegengesetzte ein. »Und du?«
    »Ich muss mich um diese Typen kümmern«, flüsterte er zurück.
    »Allein?« Honeys Augen weiteten sich beim bloßen Gedanken vor Schreck. Die Angst krampfte ihr den Magen zusammen. »Und du bist nicht bewaffnet. Komm mit uns.«
    Er blinzelte sie an, schüttelte aber den Kopf. »Ich bring die Sache ins Rollen. Ich muss. Und eine Waffe habe ich – na ja, so was Ähnliches.«
    Er hielt den Büstenhalter in die Höhe. Die Enden hatte er sich um die Hände gewickelt, so dass eine Art Garotte daraus geworden war. Der verstärkte Zwickel zwischen den Körbchen – er fühlte sich an wie biegsamer Stahl – würde sich richtig gut an eine Luftröhre anschmiegen. Und mit den Körbchen könnte man jemanden besser ersticken als mit manchem Kissen.
    Honey trat dicht neben ihn. »Ich komme mit.«
    »Nein …«
    »O doch. Ich brauche Bewegung. Ich muss meinen Kreislauf wieder in Gang bringen.«
    »Wir auch«, stimmten Lindsey und ihre Großmutter ein.
    Honey sah, wie sich die verschiedensten Emotionen in seinen Augen spiegelten. Steve Doherty, der hartgesottene Polizist, wusste, wann er sich geschlagen geben musste. Kriminelle waren eine Sache, aber mehrere Generationen miteinander verwandter Frauen, das war ganz etwas Anderes.
    Die drei schlichen hinter ihm her in die Richtung, wo der Wachmann verschwunden war. Sie fanden ihn und seine Kumpane in einem kleinen Büro am Ende des Flures. Drei saßen um einen Tisch herum und tranken Bier. Der Fahrer des Lastwagens war tief und fest auf einem schäbigen Sofa eingeschlafen. Sein Schnarchen dröhnte durch den Korridor.
    »Warten wir noch?«, flüsterte Honey.
    |302| Steve wollte gerade den Kopf schütteln, doch Honeys Mutter hatte sich einen ihrer langen Fingernägel am Fensterrahmen eingerissen.
    »Mist! Der hat echt Geld gekostet!«
    Die Bier trinkenden Männer hörten das und sprangen auf. Das Schnarchen verstummte.
    Doherty schaute besorgt. Er fluchte leise vor sich hin. Jetzt hatte er keine Wahl mehr.
    Er kickte die Tür auf und stürzte sich ins Zimmer, dicht gefolgt von seinem weiblichen Begleittrupp. »Halt! Polizei!«
    Er versuchte, alles nach den Regeln zu machen und seinen Dienstausweis hervorzuziehen, während er seine »Waffe« noch um die Finger geschlungen hatte. Die Männer starrten ihn an. Einen Augenblick lang waren sie wie vom Donner gerührt.
    Was dann noch geschehen wäre, ließ sich nur vermuten. Denn nun jaulten plötzlich Sirenen auf, kreischten gespenstisch auf ihrer Jagd über den St. Andrew’s Way, kamen auf das Gelände von Roland Mead Internationale Fleischlagerhäuser zugerast. Die Männer am Tisch und der unsanft aus dem Schlummer gerissene Fernfahrer flitzten los, die Verfolger hinterdrein.
    In der Hast stolperte der Lastwagenfahrer über eine Rolle Kunstdarm und fiel der Länge nach in einen leeren Müllcontainer. Dort blieb
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