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Diner des Grauens

Diner des Grauens

Titel: Diner des Grauens
Autoren: A. Lee Martinez
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Koffer zu öffnen, aber der Deckel war von innen verriegelt. Er schlug gegen die Seitenwand. Sie klapperte bei jedem Schlag.
    »Verdammt! Nur noch zehn Minuten!«
    »Zehn Minuten, ja klar«, grummelte Duke und hob den schweren Koffer in die Luft. Selbst in seiner momentanen menschlichen Gestalt war er doppelt so stark wie die meisten Männer seiner Größe, und es gab deren nicht viele. Er drehte den Koffer um und schüttelte ihn.
    »Schon gut, du Vollidiot!«
    Kichernd schüttelte Duke den Koffer noch ein paar we i tere Male, bevor er ihn wieder absetzte. Der Deckel flog auf und der benommene Vampir tauchte auf.
    »Mein Gott, Duke, was hat dich denn gebissen?«
    »Während du geschlafen hast, musste ich den ganzen Nac h mittag graben.« Er klopfte einen Teil des Schmutzes von seiner Hose.
    »Ist doch nicht meine Schuld, dass ich ein Hautproblem h a be.«
    Duke verzog das Gesicht, als er ihm ein volles Steingu t gefäß reichte. Der Vampir hielt sich die rote Flüssigkeit unter die große Nase.
    »Was ist das?«
    »Frühstück. Ich habe Loretta ein paar Hamburger au s pressen lassen.«
    »Duke, du weißt, dass ich das kalte Zeug nicht trinken kann. Stellt fiese Sachen mit meiner Verdauung an.«
    »Wie du willst. Hab ungefähr eine Meile westlich von hier 'ne Viehherde gesehen.«
    »'ne Viehherde?«
    »Das hier ist eine Kleinstadt, Earl. Wäre vermutlich be s ser, wenn du aufpasst, was du isst.« Er drehte den Wasse r hahn auf, der gleich rasselte und ächzte. Er hielt die Hände unter das braune Wasser und rieb sie kurz aneinander.
    »Ich kann was zwischen die Zähne bekommen, ohne den g e ringsten Ärger zu verursachen.«
    »Und was war das in Tulsa?«
    »Dass du mir das immer wieder aufs Brot schmieren musst! Ich habs dir doch gesagt! Das war ein Unfall!«
    »Halt dich einfach an die Kühe und Esel«, seufzte Duke. »Hab auch 'ne Lama-Ranch gesehen. Die hatten ein paar Emus. Könntest du mal ausprobieren, wenn dir nach was Exotischem ist.«
    »Na toll. Kannst du wenigstens mitkommen? Dieses Tierding machen, das du immer machst?«
    Duke schüttelte seine Hände trocken. »Sag mir nicht, dass du Angst vor ein paar Kühen hast.«
    »Ich hab vor gar nichts Angst, du Arsch. Es ist nur ei n facher so.«
    Der Werwolf legte sich auf das Feldbett und schloss die A u gen. »Nach dem Frühstück solltest du diesen Friedhof mal checken.«
    »Friedhof? Allein?«
    »Ich kümmere mich um die Gasleitung. Du übernimmst die Zombies.«
    »Aber … «
    Duke rollte sich auf die Seite und drehte Earl den Rüc k en zu. »Verdammt, ich bin müde. Außerdem weißt du ganz genau, dass du für solche Sachen mehr Talent hast.«
    »Aber … aber … «
    »Gott, Earl, manchmal benimmst du dich wirklich wie ein Mädchen.«
    Der Vampir richtete sich auf und warf ihm einen finst e ren Blick zu. »Ich hab vor gar nichts Angst!«
    »Ja, ja.«
    »Fick dich, Duke.«
    »Leck mich, Earl.«
    Earl stürmte aus dem Diner und wurde nur für einen Moment langsamer, um sein Frühstück neben den Küche n herd zu ste l len. »Danke, ich suche mir selbst was.«
    Loretta warf ihm einen missbilligenden Blick zu, an t wortete aber nicht. Sie beugte sich über einen hartnäckigen Fettfleck auf der Theke und schrubbte weiter.
    Der Vampir fand sein Essen dösend eine halbe Meile wes t lich des Diners. Er lehnte sich an den Palisadenzaun und beobachtete die schlummernde Kuh. Earl hasste Ri n derblut. Das Einzige, was er noch mehr hasste, war kaltes Rinderblut. Er konnte sich zwar von dem Zeug ernähren, aber das hieß nicht, dass er das auch wollte. Doch so u n gern er es auch zugab: Duke hatte Recht. Das hier war sicherer.
    Earl musste seine Mahlzeit nicht töten, wenn er aß, aber manchmal passierten eben Unfälle. In einem Truckstop auße r halb von Tulsa war er während des Abendessens erwischt und von einem Haufen religiöser Spinner fast einen Kopf kürzer gemacht worden. Duke hatte damals seinen Arsch gerettet und seither keinen Tag verstreichen lassen, ohne ihn daran zu eri n nern.
    Earl hatte schon oft Rinder gejagt und die meisten Hau s tie r rassen probiert. Emus schmeckten nicht übel , aber sie waren sehr schreckhaft und traten aus wie die Verrückten. Ziege war gut, aber eine Stunde später war man schon wieder hungrig. Schwein war ganz nett, aber Earl kroch nicht gern im Schlamm herum. Pferde hatten einen fürc h terlichen Nachgeschmack, und Esel waren bis zu einem gewissen Alter einfach grauenhaft. Lama hatte er nie probiert. Hatte es nie geschafft,
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