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Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Titel: Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)
Autoren: Joseph Maximilian Spurk
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Blumen.« Illwars Stimme klang resignierend. Er hatte große Pläne. Zum Beispiel Grinn ’te Kall zur Hölle zu schicken. Und hier saß er und scheiterte schon an so etwas Banalem wie Arbeit zu finden.
    Xarna griff in eine ihrer vielen Taschen und reichte ihm einen Apfel. Er nickte und nahm ihn dankbar an. Nicht dass er bereits am Verhungern war, aber seine Kost war heute doch ein wenig kärglich ausgefallen. Nun ja, er war ja auch in Kargendein.
    Die braunen Augen der Diebin ruhten anteilnahmsvoll auf ihrem neuen Begleiter. Es lag sogar ein Hauch von Sehnsucht darin. Leider fiel ihr nichts ein, mit dem sie ihn aufmuntern konnte. Außer vielleicht eine Sache, zu der sie aber noch nicht bereit war. »Hattest Du heute mehr Glück?«, fragte sie ihn, obwohl die Antwort offensichtlich war.
    Illwar warf ihr einen strafenden Blick zu. »Hast Du eigentlich schon die ganze Stadt bestohlen? Ich meine, ich bin keine drei Tage hier, man hat uns beide ein paarmal zusammen gesehen und jeder droht mir mit Handgreiflichkeiten, wenn ich nicht verschwinde. Ein Wunder, dass ich noch nicht im Turm sitze, angekettet an eine feuchte, muffige Wand und mit Ratten um mein Essen feilschend. Hmm, zumindest hätte ich dann was zu kauen.«
    »Oh, wie theatralisch! Aber glaub ja nicht, dass der Rattenfraß im Turm so süß ist, wie mein Apfel.« Xarna musste lächeln. Doch gleich darauf wurden ihre Lippen wieder ernst und sie setzte sich neben ihn. Illwar erfuhr es früher oder später sowieso, also entschloss sie sich, es ihm lieber gleich zu erzählen.
    »Um Dir die Wahrheit zu sagen«, begann sie, während sie intensiv ihre Stiefel studierte, »es ist nicht nur das Stehlen.«
    Illwar hielt mitten im Biss in den Apfel inne und drehte sich zu ihr. Er erinnerte an ein Spanferkel und Xarna, die ihn entgegenblickte, verzog die Mundwickel nach oben. Nur um sogleich wieder ernst zu werden, als er fragte »Was soll das heißen?«
    Xarna stieß hörbar die angehaltene Luft aus. »Es sind nicht alle so gutmütig, so aufgeschlossen, so vorbehaltlos , wie Elldrig. Du müsstest das verstehen, oder?«
    »Nein, muss ich nicht.« Illwars Augenbrauen und Stirnfalten grübelten sich zusammen. »Das Ganze mit Elldrig und seiner Güte hör ich von Dir nicht zum ersten Mal. Was hat es genau damit auf sich?« Er blickte auf die sich knetenden Hände der Diebin. »Erzähl!«
    Wieder stieß sie einen Seufzer hervor. »Die Leute hier leiden alle unter unserem Herrscher, wie überall im Land. Sie weinen alle den Zeiten von König Poran nach, der angeblich ach so gütig war. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber alle teilen hier die Leute in Gut und Böse, Schwarz und Weiß ein. Sie definieren bestimmte Eigenschaften als schlecht und die Menschen, die diese haben, sortieren sie aus der Gesellschaft. Und ich, ich kann das nicht verstehen! Ich will es auch nicht. Mein Leben war nicht einfach, aber ich weigere mich zu behaupten, dass meine Handlungen schlecht oder gar verabscheuungswürdig sind.«
    Illwars Blick wurde milder. »Was ist Dir widerfahren?«
    Xarna schaute ihm in die Augen. »Weißt Du, dass ich als Hexe verschrien bin, nur weil ich Männern schöne Augen mache? Ich becirce sie ein wenig, weil sie etwas haben, das ich brauche. Wenn ich es mir genommen habe, gehe ich meiner Wege.«
    »Ist das bei uns beiden auch so? Was ist es, das Du von mir willst?«
    »Nein!«, schüttelte sie energisch den Kopf und hielt dem Blick weiter stand. »Bei Dir ist es … anders! Was Du hast, kann man nicht nehmen, man kann es nur – teilen!«
    Illwar war verwirrt. Er schloss die Augen und schüttelte leicht den Kopf. »Ich verstehe nicht.«
    »Ich auch nicht«, gab Xarna zu. »Mein Leben entspricht nicht dem hochgesteckten Ideal dieser Leute. Ich bezweifle, dass sie es überhaupt selbst leben! Aber an Personen wie mir, und ich glaube auch an Dir, lassen sie ihre Unvollkommenheit aus.« Xarna musste sich irgendwo festhalten und missbrauchte Illwars Hand. »Meine Eltern waren Bauern und ihr Dorf wurde niedergebrannt, wie so viele andere auch. Meine Eltern teilten das Schicksal des Dorfes und ich war allein.« Ihre Hand krampfte sich um Illwars. »Ich bettelte mich groß. Ich lernte, wie man stahl. Als ich in das entsprechende Alter kam, hätte ich auch als Dirne arbeiten können, aber das wollte ich nicht. Stattdessen schloss ich mich einer Räuberbande an, indem ich mir deren Hauptmann als Gefährten angelte. Ich tat das alles, um zu überleben, aber ich hatte nie und habe auch
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