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Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Titel: Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)
Autoren: Joseph Maximilian Spurk
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jetzt kein schlechtes Gewissen. Meine Auffassung entspricht nicht dem hiesigen Glauben an Gut und Böse, dass manche so und manche anders sind. Man kann es nicht trennen! Es ist in uns. Beides!« Sie machte eine Pause, ließ Illwars Hand los und griff in ihre Haare, um sie behelfsmäßig zu bändigen. Sie nahm die Kälte der Steintreppe, auf der sie saß, und den modrigen Geruch der Straße nicht als von außen kommend wahr. Für sie fühlte es sich mehr als etwas Inneres an.
    Illwar folgte ihr mit den Augen, als sie aufstand, ein paar Schritte ging und wieder ihre Hände sich selbst bearbeiten ließ. Auch er war innerlich aufgewühlt. In gewisser Weise konnte er verstehen, wie sie sich fühlte, was sie durchlitt, wonach sie sich sehnte. Auch er hatte seine Eltern verloren, auch er ging einer Tätigkeit nach, die andere als nicht gut bezeichneten. Aber für ihn gab es ein ganz deutlich Böses und das lebte nicht allzu weit von hier in einer Festung. Und er war auch sicher, dass er die meisten Menschen in gut und böse einteilen konnte. Sie drehte sich wieder zu ihm um und er schenkte ihr seine volle Aufmerksamkeit.
    »Die Menschen hier wissen, was ich denke und was ich von all dem halte. Nicht alle, aber viele. Sie verstoßen mich nicht nur einfach, weil ich eine Diebin bin. Diebe gibt es hier viele. Sie verachten mich, weil ich anders bin, anders denke, ihren Schrecken nicht so wahrnehme, obwohl er auch mir meine Eltern genommen hat und auch ich nichts dagegen hätte, wenn er verschwindet, aber …«
    Illwar war schockiert. Er begriff. »Du glaubst nicht an ihre Sache. Du glaubst nicht an gute und schlechte Menschen, Du glaubst nicht an ihre Werte.«
    »Ja«, sagte sie, obwohl es nicht als Frage formuliert war.
    »Du glaubst nicht, dass wir für das Gute einstehen sollten, ja müssen?« Illwar stand ruckartig auf und atmete schwer. Diese Offenbarung und was sie implizierte, musste er erst verdauen. »Du glaubst das Böse, das dort im Gebirge in seiner Festung haust, sei nicht so schlimm, obwohl es für den Tod nicht nur Deiner Eltern, sondern von Tausenden verantwortlich ist?«
    Xarna blickte zu Boden, atmete aus und schaute ihm wieder fest in die Augen. »Willst Du für die große gute Sache fechten, ja? Willst Du das böse Ungeheuer besiegen, damit wieder die Sonne scheint und alle Menschen sich in den Armen liegen? Glaubst dann wird es keinen Hass, keinen Tod, keine Zwietracht mehr geben? All die guten und reinen Menschen regieren dann über das Land?«
    Illwar wandte sich von ihr ab und starrte ins Dunkel der Gasse.
    »Was ist? Hast Du Probleme Deine Armee der reinen Herzen mit den passenden Menschen zu füllen, damit ihr gegen das Böse ziehen könnt? Jeder Mensch ist böse, Illwar und jeder hat etwas Gutes in sich. Wir haben es alle in uns und wir müssen es in uns selbst ausgleichen. Und wir müssen entscheiden, was für uns schlecht, was gut, was erlaubt und was verboten ist. Unser Fürst hat seine eigene Abwägung getroffen und ich weine keine Träne, sollte er vom Burgfried fallen. Aber bestimmt hat er auch gute Seiten, die er für bestimmte Menschen aufbewahrt.«
    Illwar wirbelte herum, den Finger drohend auf sie gerichtet. »Du siehst Gutes im Mörder dieses Landes? Du verteidigst diesen Bastard, der die Sonne verdunkelt und die Menschen verhungern lässt? Das ist schon …«
    »Was ist es? Sag es! Blasphemisch?«
    »Du bist eine Ketzerin!«
    »Ja.« Das war alles, was sie dazu sagte. Sie stand ruhig da und schaute ungerührt in seine Augen. Er wusste nicht, in welche Richtung die Welt sich momentan drehte. Sie war eine Diebin. Was erschütterte ihn also? Dass sie einfach noch einen Schritt weitergegangen war? Er drehte ihr wieder den Rücken zu und marschierte los, weg von ihr.
    »Warum hatten Dich die netten Leute in Elldrigs Dorf gemieden? Oder waren es alle Scheusale?«
    Der Hieb ihrer Worte ließ ihn beinah stolpern, so plötzlich blieben seine Füße stehen. Er selbst? Aber er wollte doch gegen den Fürsten … Langsam bewegten sich seine Glieder in Richtung der Ketzerin. Er war sich nicht sicher, ob er sie wieder ansehen wollte, aber sein Körper schien die Entscheidung bereits getroffen zu haben. Als sie wieder Augenkontakt hatten, fing er an zu zittern. »Ich bin nicht …«, stammelte seine Stimme.
    »… böse?«, vollendete Xarna für ihn den Satz. »Das glaube ich Dir. Aber wie steht es mit Deinen dunklen Seiten? Hast Du keine, oder willst Du sie nur vor Dir selbst verbergen?«
    Er blickte
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