Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Titel: Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)
Autoren: Joseph Maximilian Spurk
Vom Netzwerk:
»Deutzen, Sie erhalten heute eine Lektion, also passen Sie gut auf. Denn von unserem Gebieter können Sie eine Menge lernen. Die Lektion heißt ›Effektive Abschreckung‹. Den Berichten unserer Spione zufolge gibt es immer wieder, hier und da, ein paar Lebensmüde, die Streit suchen. Streit mit der Obrigkeit. Und wenn sich drei oder vier auf einem Fleck treffen, dann können sie schon von einem Aufstand träumen. Je laxer wir die Sache handhaben, desto mehr fühlen sie sich bestätigt. Sie, Deutzen, haben die Lage sicher im Griff, davon bin ich überzeugt und unser Herrscher auch, keine Bange.« Er klopfte seinem Unteroffizier aufmunternd auf die Schulter. »Aber um wie viel einfacher, um wie viel effektiver ist es, diesen kleinen Keimling der Unruhe und Missgunst nicht nur auszureißen, sondern unter unseren Stiefeln zu zerquetschen.« Da seine Füße gerade am Pferd herunterbaumelten, schlug er mit der Faust in die flache Hand, um seine Argumentation zu bekräftigen. »Meine Präsenz dient ausschließlich der bestmöglichen Einschüchterung. Die eigentliche Arbeit, Deutzen, können Sie genauso gut erledigen wie ich. Aber mein Ruf ist es, der sie schon bei meinem Anblick zu schlotternden Memmen werden lässt.«
    Der Feldwebel nickte nachdenklich vor sich hin. Aus irgendeinem Grund kam ihm die Erklärung einleuchtend vor.
    »Machen sie sich nicht allzu viele Gedanken«, beruhigte Ludewig ihn weiter. »Wir nehmen uns noch ein, zwei Dörfer vor und reiten dann nach Kargendein. Nachdem wir die Bewohner ein wenig aufgemischt haben, geht’s wieder zur Festung, ein paar Fässer Bier leeren.«
    Diese Aussicht hob sofort die Stimmung des Feldwebels. Ganz überzeugt war er aber noch nicht. »Eine Frage gestattet mir noch. Ihr seht trotz allem besorgt aus. Was ist es, wenn nicht unser Auftrag, was Euch bedrückt?«
    Ludewig schüttelte langsam den Kopf. »Das hat nichts mit unseren Zielen zu tun. Von der Festung weg zu sein, bedeutet für mich auch von meinen Kindern und meiner Frau getrennt zu sein. Ich vermisse sie. Haben Sie Kinder, Deutzen?«
    »Eins.« Der Feldwebel lächelte. »Und das zweite ist unterwegs.«
    »Dann verstehen Sie mich. Wie gern wäre ich jetzt bei ihnen und würde mit ihnen herumalbern. Glauben Sie mir, ich liebe meine Frau. Aber ich habe hier etwas Wichtigeres zu tun, Deutzen. Meine Pflicht! Meine Pflicht, meine Kinder zu schützen! Vor diesem erbärmlichen Abschaum, der hier lebt. Denken Sie an den Fetten, den wir aufgespannt haben. Unwürdig, nichtig, existenzlos schon von Geburt an. Das Dorf, das wir niedergebrannt haben. Jeder Einzelne von denen stellt eine Gefahr dar. Wir zertreten sie, um uns, um unsere Kinder zu schützen. Nur benötigen wir einen Teil dieses Ungeziefers für die mindere Arbeit, die sie hier verrichten. Aber, mein lieber Deutzen, vergessen wir nicht, wir brauchen nur einen sehr kleinen Teil von ihnen.«
    Der Unteroffizier blickte seinem Oberst verschmitzt ins Gesicht und beide fingen schallend an zu lachen.

8
    Es war der zweite Tag nach Elldrigs Tod und Illwar hatte immer noch keine Arbeit gefunden. In den Vierteln in denen man gutes Geld als Handlanger verdienen konnte, wurde er gemieden. Es hatte sich herumgesprochen, dass er öfter mit Xarna gesehen worden war. Xarna hatte einen schlechten Ruf. Die Stadtwache hatte sie bis jetzt noch nicht erwischt, aber vermutlich war es nur eine Frage der Zeit. Sie war schlimmer als eine Elster. Sie stahl so gut wie alles, was sie zum Leben brauchte. An und für sich war sie auch recht gut darin. Aber hin und wieder wurde sie doch dabei ertappt, wenn sie anderen den Beutel abschnitt. Deshalb hielt sie sich meistens in den schummrigeren Stadtvierteln auf oder in den Vorratsgewölben der Stadt, die doch tatsächlich noch verwirrender angelegt waren, als das Gassenknäuel von Kargendein selbst.
    Es half seinem Ansehen auch nicht, dass Illwar genauso dunkel gekleidet war wie Xarna – wie Diebe eben. Er würde wohl damit leben müssen – oder die Kleidung wechseln.
    Es war später Abend und Illwar saß auf den Eingangsstufen eines heruntergekommenen Hauses in einem ebensolchen Stadtteil. Aus den Augenwinkeln sah er eben diesen anderen dunkelgekleideten Schemen auf sich zukommen. Xarna fand ihn jedes Mal. Egal wo er sich aufhielt. Er hingegen hatte die meiste Zeit über keinen blassen Schimmer, wo sie sich herumtrieb. Aus irgendeinem Grund störte ihn das.
    »Du siehst schlecht aus«, begann sie das Gespräch.
    »Oh, danke für die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher