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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist
Autoren: Heather Jarman
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Debakel namens Friedensgespräche, dem Selbstmord der Schwiegertochter eines Föderationsratsmitglieds? Das alles wäre nur der erste Gang! Glaub mir, Kas, du willst das nicht hören.«
    »Will ich wohl«, beharrte sie. »Du hast mich schon beim Klatsch und Tratsch auf den neuesten Stand gebracht – auch wenn ich nicht weiß, was ich von Lieutenant Ros, ähm, Umgang mit Quark halten soll. Jetzt will ich den Rest wissen.«
    Kira erhob sich und trat zum Kamin, den sie entzündete. Den Arm gegen die Flusssteine gelehnt, betrachtete sie die Flammen. »Weißt du, dass ich mich im Stricken versucht habe? Eine unfassbar frustrierende Tätigkeit. Dabei folgte ich der Anleitung. Aber egal, wie sorgfältig ich vorging, ich verlor immer irgendwann die Maschen. Als das Garn nur noch ein Haufen Knoten war, gab ich’s auf. Und auf der Station sieht es momentan nicht viel anders aus.« Sie strich über den Kaminsims und nahm die Statuette in die Hand, die Prylar Eivos mitgebracht hatte. »Ich gebe mein Bestes, aber wohin hat uns das gebracht? Schlägereien auf der Promenade, Vandalismus, Drohungen gegenüber der cardassianischen Delegation. Ich sag’s nicht gern, aber beinahe vermisse ich den Krieg. Damals wussten wir wenigstens, warum und gegen wen wir kämpften.«
    »Nerys, ich bin keine Expertin in Sachen Raumstationen, aber …« Die Türklingel unterbrach sie. Wer ist das denn jetzt? , wunderte sich Kas. Während ihrer ersten Tage auf Bajor waren diverse hilfsbereite Einheimische uneingeladen gekommen, um nach der Gattin des Abgesandten zu sehen – als wäre dieses Haus ein Tempel oder so. Doch mit der Zeit hatte sie ihren Status als Neuigkeit verloren. Inzwischen beschützten ihre Nachbarn ihre Privatsphäre und schirmten sie vor Sensationstouristen und sogar Pilgern ab. Ich hoffe, es ist kein Notfall eingetreten. Würden sie dann nicht erst anrufen? Kasidy rutschte zur Sofakante und bereitete sich auf das Schlimmste vor.
    »Ich geh schon«, sagte Kira. Sie stellte die Statuette zurück und verschwand im Flur.
    »Ich bin keine Invalidin«, murrte Kasidy, stemmte sich hoch und folgte ihr. Das Baby drückte sich an ihre Rippen. Sie hielt inne, um es sanft wegzuschieben, schaffte es aber nicht. Schon hörte sie Kira die Zahlen eingeben, die das Türschloss öffneten.
    »Sie?«, rief ihr neuer Besucher schockiert.
    »Hatten Sie jemand anders erwartet, Vedek Yevir?«, gab Kira zurück.
    Kasidy stöhnte innerlich. Manchmal wünschte sie sich, unsichtbar zu sein. Yevir war ihr so willkommen wie ein versagender Phaser bei einem Schusswechsel. Die meisten bajoranischen Kleriker waren ja ganz angenehm – als Gattin des Abgesandten erlebte sie sie stets von ihrer besten Seite –, doch Yevir bildete die Ausnahme. Sie konnte sein scheinheiliges Getue einfach nicht ertragen, seinen als Frömmigkeit getarnten Kreuzzug um den Posten des nächsten Kais. Als Yevir Kira Beflecken ließ, zeigte er seinen wahren Charakter, und Kasidy war nicht gewillt, ihm diese rachsüchtige, politisch motivierte Schandtat zu vergeben. Mit ihm an der Spitze wäre Bajor nicht besser dran als zu Winns Zeiten. Für einen Moment dachte sie daran, einfach im Wohnzimmer zu bleiben, bis Kira ihn abgewimmelt hatte.
    Aber das wäre ihr gegenüber unfair.
    Als Kasidy um die Ecke bog, sah sie, dass Kira den Eingang blockierte. Ihrer Pose nach zu urteilen, bedurfte es schon eines mit einem bat’leth bewehrten Klingonen, um an ihr vorbeizukommen.
    »Bei allem Respekt, Vedek«, sagte sie kalt. »Warum gehen Sie nicht zurück ins Dorf und kommen morgen wieder? Nachdem Sie Captain Yates um einen Termin gebeten haben.«
    Kasidy, die ihn über Kiras Schulter hinweg ansah, setzte noch einen drauf. »Da waren Sie also gerade in der Gegend und dachten, Sie könnten mal vorbeischneien.«
    Ihr spöttischer Ton trieb ihm die Schamesröte auf die Wangen. Sein Blick traf den ihren. »Mir ist bewusst, dass ich uneingeladen erscheine, Captain Yates, aber mein Anliegen ist dringend. Ich bin sogar der Überzeugung, dass Bajors spirituelles Wohl davon abhängt.«
    Kira war nicht sonderlich beeindruckt. »Dann gehen Sie damit zur Vedek-Versammlung«, schlug sie vor.
    Kas winkte ab. »Ich bin nicht der Abgesandte, Vedek. Auch wenn ich scheinbar immer wieder daran erinnern muss …«
    »Bitte«, unterbrach er sie. »Captain, ich brauche … Ich versichere Ihnen, die Lage ist äußerst ernst.« Er machte einen Schritt auf sie zu, wich aber wieder zurück, als Kira ihn warnend ansah.
    Immer
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