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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist
Autoren: Heather Jarman
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noch der Meister der Übertreibungen , dachte Kas. Und blind für subtile Hinweise. »Bedaure, aber wir sind sehr beschäftigt und …«
    »Einen Moment Ihrer Zeit, um mehr bitte ich gar nicht.« Sein Blick war regelrecht flehentlich.
    Was nun? Kasidy erwartete halb, er würde gleich einen Sitzstreik auf ihrer Veranda beginnen. Wenn sie ihm die Tür vor der Nase zuschlug, würde er vermutlich einfach dableiben. Sie seufzte. Das kann ich Nerys nicht antun. »Warum fängst du den Spaziergang nicht schon ohne mich an?«, fragte sie ihre Freundin. »Ich komme nach, sobald der Vedek wieder aufbricht.« Bitte sieh den Zaunpfahl.
    Kira sah sie überrascht an und hob die Brauen. Doch Kas zuckte nur mit den Schultern. Bringen wir’s einfach hinter uns, okay?
    Kira trat beiseite und ließ Yevir herein.
    Sichtlich bemüht, nicht in Kiras Nähe zu kommen, quetschte er sich durch die Tür, und Kas begann bereits, ihre Entscheidung zu bedauern. Sie signalisierte ihm, sie ins Wohnzimmer zu begleiten, wo sie eben noch mit Kira gesessen hatte, und spürte deren kritischen Blick im Rücken.
    Falls Kiras Skepsis Yevir verunsicherte, ließ er es sich nicht anmerken. Während er Kas folgte, setzte er seine Entschuldigungs-arie fort, bis beide Platz genommen hatten. Dann fiel die Tür ins Schloss, und Kas entspannte sich. Draußen blieben wenigstens ihrer Freundin Yevirs Spielchen erspart.
    Verglichen mit so manchen Krisen, die sie in ihrer Zeit als Frachtercaptain hatte umschiffen müssen, würde der Umgang mit Yevir ein Kinderspiel werden. Einmal hatte sie sich mit einem Nausicaaner gestritten hatte, der sie beschuldigte, ihm die falsche Fracht geliefert zu haben. Der war schwierig gewesen. Yevir war einfach nur lästig.
    Da er um diese Unterhaltung gebeten hatte, erwartete sie auch, dass er sie begann. Sie würde höflich nicken, ihm sagen, dass sie nichts tun könne und ihn wieder rauskomplimentieren. Die Hände im Schoß gefaltet, wartete sie.
    Yevir saß auf der Sesselkante und blinzelte nervös. Bisher schwieg er und wich ihrem Blick aus. Die Stille war regelrecht unangenehm.
    »Bitte erklären Sie sich, Vedek«, bat Kasidy schließlich.
    Er räusperte sich und rutschte auf seinem Sessel hin und her. »Die derzeitige Lage bereitet mir Sorgen«, begann er dann. »Ich glaube, sie birgt Gefahren für Bajor.«
    »Ich bin nicht in der Position, etwas an Bajors Lage zu ändern, Vedek«, gab Kas zurück.
    »Aber ich sollte es sein!« Er stand auf und ging vor dem Kamin auf und ab. Sein Gewand raschelte bei jedem Schritt. »Der Abgesandte wählte mich aus, ein geistiger Führer meines Volkes zu sein. Als solcher, sollte ich wissen, wie ich es am besten leite. Aber zum ersten Mal seit Captain Sisko mich auf diesen Weg führte, sehe ich nur Dunkelheit vor mir.«
    Kasidy schüttelte den Kopf. Das hier war ein Fehler … »Wenn Sie sich um Bajor sorgen, müssen Sie diese Unterhaltung mit jemand anders führen. Jemandem in der Vedek-Versammlung, der Ministerkammer …«
    »Ich wüsste nicht, was ich dort sagen sollte. Mein Volk hat eine Kreuzung auf dem Weg der Propheten erreicht, an dem ihm kein Pfeil mehr die Richtung weist. Es läuft Gefahr, sich zu verirren. Ich muss in Erfahrung bringen, wie ich dies verhindern, wie ich ihm helfen kann!«
    »Wenn Sie helfen wollen, fangen Sie doch damit an, Kiras Befleckung zu widerrufen«, erwiderte sie nüchtern.
    Yevir runzelte die Stirn und wandte den Blick ab. »Der Status des Colonels innerhalb unserer Glaubensgemeinschaft hat mit dieser Angelegenheit nichts zu tun.«
    »Doch, das hat er, sofern Sie dieses Gespräch mit mir und in meinem Haus führen wollen.«
    Er schwieg einen Moment lang. »Verzeihen Sie«, sagte er dann. »Ich bin mir Ihrer Freundschaft bewusst. In gewisser Weise ist Kiras Situation auch mit der Krise meines Volkes verbunden.«
    Die Richtung des Gespräches begann, Kas zu beunruhigen. »Sprechen Sie weiter.« Aber wenn Sie mich noch einmal reizen, schmeiße ich Sie raus. Mal sehen, wie sich das auf Ihrem Kai-Bewerbungsbogen macht.
    »Wie ich bereits erwähnte, bemühte ich mich stets, dem Weg zu folgen, den Ihr Gatte für mich vorherbestimmte. Besser gesagt meiner Auslegung dieses Weges. Ich wollte Ohalus Buch vernichten, weil es in meinen Augen besser für Bajor war. Nun jedoch … Nun bin ich mir unsicher …« Er ließ sich wieder auf den Sessel sinken, faltete die Hände und schien sich auf seine nächsten Worte zu konzentrieren. »Der klarste Moment meines Lebens war der, in
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