Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist
Autoren: Heather Jarman
Vom Netzwerk:
deiner Rückkehr. Ich weiß nicht, was ich dir sonst sagen soll. Die anderen sind im Moment zu aufgewühlt, um mit dir zu sprechen.«
    Verwundert wandte sie sich um. Irrte sie sich, oder hatte da gerade Charivretha zh’Thane aus einem der Mannschaftsquartiere gesprochen? Entweder habe ich gestern Abend zu viel Wein getrunken, oder ich vertrage diese Schokoladenküchlein nicht. Shars Tür stand offen, Vorhänge wehten im Wind. Vorsichtig trat Ezri näher. Mit jedem Schritt wurde die Stimme lauter, der Kontext klarer. Als sie die Schwelle erreicht hatte, schlug ihr Herz wie wild. Was soll ich tun? Sie dachte daran, wegzugehen. Es wäre falsch, gerade jetzt seine Privatsphäre zu verletzen. Oder es war genau das, was er brauchte. Ezri schob den Vorhang beiseite und trat ein.
    Shar saß mit dem Rücken zur Hoftür auf dem Boden vor der Konsole. Auf dem Monitor war tatsächlich zh’Thane zu sehen. Das Ratsmitglied saß auf einem Sessel, dem Anschein nach in einer von DS9s VIP-Unterkünften. Der Schmerz, den Ezri in ihren Zügen erkannte, übertraf den in ihrer Stimme noch um Längen.
    »Sie starb ohne Schmerzen. Ich weiß, dass du nicht gewollt hättest, dass sie leidet. Niemand von uns versteht, warum sie es tat. Sie wirkte doch wieder so … gesund. Es tut mir leid, mein Chei .«
    Statisches Rauschen ersetzte ihren Anblick, dann begann die Nachricht von Neuem.
    »Thirishar. Ich wünschte, ich könnte diese Botschaft unter glücklicheren Umständen aufzeichnen, doch eine große Tragödie hat sich ereignet …«
    Ezri kniete sich hin, berührte Shar an der Schulter. Ruckartig wirbelte er herum. Sein ganzer Körper zitterte unkontrolliert. Große, schmerzerfüllte Augen starrten sie an, und mit einem Mal fühlte sie sich hilflos, fühlte sein Leiden. Wieder und wieder öffnete sie den Mund, doch sie fand keine Worte. Was kann ich ihm schon geben? Ich bin hier überfordert. Ich kann ihm nicht helfen.
    Irgendwo in ihr erklang eine Art Erwiderung. Weniger Antwort als Gewissheit, Dax’ Gewissheit. Doch. Dich. Er braucht dich , Ezri.
    Tränen stiegen ihr in die Augen. »Es tut mir so leid …« Sie breitete die Arme aus, und er ergab sich ihrer Berührung.
    Gemeinsam weinten sie.

EPILOG

    »Ich bin keine Invalidin«, protestierte Kasidy.
    »Richtig, bist du nicht«, sagte Kira geduldig, räumte die Nachtischteller vom Sofatisch und trug sie zur Küche. »Aber wenn ich nicht irre, tun dir noch jetzt die Füße von unserem Spaziergang weh. Darf ich dich daran erinnern, dass es deine Idee war, jede einzelne Marktbude zu besuchen?«
    »Wenn meine Füße noch mehr anschwellen, muss ich Warnschilder daran anbringen: Vorsicht, Fracht schwenkt aus.« Kasidy verlagerte ihr Gewicht nach vorn und hoffte, dadurch aufstehen zu können, doch das Baby hatte andere Pläne und wählte genau diesen Moment, um ihr sein Köpfchen gegen das Zwerchfell zu drücken. Mit einem Mal hatte sie Atemprobleme. »Ich glaube, ich bleibe doch noch kurz sitzen«, keuchte Kas und ließ sich wieder in die Kissen sinken. Kira grinste.
    »Na, Colonel? Kleiner Spaß auf meine Kosten?«, neckte Kasidy ihre Besucherin. Es freute sie, zu sehen, dass Kira sich allmählich entspannte. Während der ersten Tage ihres Aufenthalts hatte sie nur sehr selten gelächelt.
    Sie war sogar so blass gewesen – und hatte, davon war Kasidy überzeugt, Gewicht verloren –, dass sie sie für ernsthaft krank gehalten hatte. Doch schon bald fand sich eine logischere Erklärung: Kira war kaum eine Stunde auf Bajor gewesen, als die Station nach ihr rief. Nachricht Nummer zwei folgte keine fünfzehn Minuten später. Genau deshalb hatte Kas ja mit diesen langen Spaziergängen angefangen – damit Kira auch mal von ihrem Kommunikator wegkam.
    Jetzt kratzte sie gerade Schokoguss von den Tellern und in den Recycler. Die Teller landeten in der Spüle, wo sie auf eine spätere Reinigung warten würden. »Ich musste gerade an etwas denken«, sagte Kira. »Etwa einen Monat vor Kirayoshis Geburt saß ich mit Jadzia im Quark’s. Ich hatte ungefähr einen Liter Saft getrunken, als der Kleine dachte, das sei ein guter Zeitpunkt, um mit meiner Blase Hoverball zu spielen.«
    Nun war es an Kasidy, zu lachen. Das kannte sie nur zu gut. Sie legte die Füße hoch, stützte ihr Kinn auf die Rückenlehne des Sofas und sah Kira beim Aufräumen zu. Es war ein einfaches Mahl gewesen – frischer Salat und Gemüse aus dem eigenen Garten, dazu eine Suppe –, doch trotz aller technologischen Fortschritte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher