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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist
Autoren: Heather Jarman
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verwehrt – zumindest mit Jeshoh. Shar hatte gesehen, wie viel die beiden einander bedeuteten. Er wusste, dass sich Keren keinen anderen erwählen würde.
    »Selbstverständlich werde ich auf ihn warten, Shar«, fuhr sie fort. »Ihre Gedanken sind wieder offensichtlich«, erklärte sie, als sie seinen verwirrten Gesichtsausdruck bemerkte.
    »Verzeihung. Ich wünschte, ich könnte …«
    »Wir kannten die Risiken.« Ihr Blick ging ins Leere. »Jeshoh und ich werden eines Tages ein gemeinsames Heim haben. Ich weiß es.« Dann strich sie ihm übers Bein. »Aber ich komme auch aus einem anderen Grund. Um mich zu verabschieden – und ein Geschenk zu übergeben.«
    »Aber …«
    »Keine Widerrede.« Sie griff in ihren Rucksack und entnahm ihm einen Behälter von der Größe eines Tellers. »Nicht alle der dem Haus Perian gestohlenen Eier konnten gerettet werden. Die meisten waren bereits zu lang aus dem Wasser und Temperaturschwankungen ausgesetzt. Die Regierung ließ sie vernichten, aber ich konnte sie überzeugen, Ihnen eines zu überlassen. Als Dank für Ihre Arbeit.« Keren nahm seine Hand und legte den Behälter darauf. Sie lächelte. »Ich weiß, was Sie für Ihr Volk erreichen wollen, Shar. Hiermit haben Sie richtige Musterproben und nicht nur Computermodelle zur Verfügung.«
    Die Rührung schnürte Shar die Kehle zu. Er schluckte, öffnete den Mund, doch kein Ton kam heraus. Schließlich ergriff er Kerens Hände und drückte sie stumm.
    »Es ist das Mindeste, was ich tun kann, Shar. Sie haben es sich mehr als verdient.« Damit stand sie auf. Einen kurzen Moment lang legte sie die Wange auf sein Haar, dann ging sie. Als Shar endlich seine Verblüffung überwunden hatte, war sie schon nicht mehr zu sehen. Keren hatte sein Leben so abrupt verlassen, wie sie es einst betrat.
    Die Tür seines Quartiers glitt auf, und Nog schaute heraus. »Hey, Shar. Ich mache mich auf den Weg zum Schiff. Der Commander rief eben an. Er sagte, eine verschlüsselte Privatnachricht sei eingetroffen, aber allem Anschein nach ist sie nicht für ihn, sondern für dich. Er lässt sie gerade hierher übertragen.«
    »Danke, Nog«, sagte Shar und sah zum Eierbehälter. »Ich komme gleich. Gib mir ein paar Minuten, okay?«
    »Na klar. Wir sehen uns auf dem Schiff.«
    Shar nickte.
    Seine Finger strichen über Kerens Geschenk, in dem die Antworten auf alle Fragen ruhen mochten, die ihn sein Leben lang umgetrieben hatten. Shar senkte den Kopf, schloss die Augen und dankte dem Universum dafür, dass es ihn gerade jetzt an genau diesen Ort gebracht hatte. Nie mehr würde er an den Entscheidungen zweifeln, die ihn auf diesen Weg führten. Nie mehr würde er der sein, der er vor heute war. Schweigend lauschte Shar dem Wasser im Brunnen, dem Rauschen der Blätter. Als er die Augen endlich öffnete, war er bereit für den Dienst. Das kostbare Geschenk an die Brust gepresst, betrat er seine Unterkunft.
    Es kam selten vor, dass Ezri lange schlief, doch an diesem letzten Tag gönnte sie es sich. Schon morgen würden die Pflichten ihrer Mission wieder auf sie warten. Sie würde wieder zerknittert in die Messe stolpern, dem Replikator ihre Bestellung entgegenknurren und sich im Halbschlaf einen freien Tisch suchen. Nun aber gammelte sie halbnackt herum und dachte darüber nach, Früchte zum Frühstück zu besorgen. Wer wusste schon, ob sie vor ihrer Rückkehr nach Deep Space 9 noch einmal in den Genuss frischen Obstes kam? Julian war bereits vor zwei Stunden gegangen, um die Krankenstation startklar zu machen, und Ezri stand nun in die Bettdecke eingewickelt da und ließ sich die vor den Hoffenstern aufgehende Sonne ins Gesicht scheinen. Ihr blieb noch eine Stunde, bis sie mit Vaughn über den Dienstplan reden musste, und die Vorstellung eines Spaziergangs bekam mit einem Mal besonderen Reiz. Ezri schlüpfte in einen alten Jogginganzug aus Akademietagen und trat auf den Balkon.
    Ob sich die Station daheim auch mit derartigen Grünflächen ausstatten ließ? Vom Arboretum und einigen Botaniklabors abgesehen, musste man sich schon in die Holosuite oder nach Bajor begeben, um einem Baum zu begegnen. Ezri schlenderte die Treppe hinab und auf eine Bank zu, wo sie sich niederließ, die Beine ausstreckte und sich ein paar weitere Minuten im Licht gönnen wollte. Da …
    »Ich wünschte, wir hätten etwas tun können. Dr. Girani war gar nicht bewusst, dass sie etwas aus der Krankenstation mitgenommen …«
    Ezri richtete sich auf. Da waren doch Stimmen.
    »… bis zu
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