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Dienstanweisungen für einen Unterteufel

Dienstanweisungen für einen Unterteufel

Titel: Dienstanweisungen für einen Unterteufel
Autoren: C.S. Lewis
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zu einem gewissen Grade liebt und bewundert, werden keinen Menschen dem Hause Unseres Vaters fernhalten. Im Gegenteil, sie machen ihn für uns um so amüsanter, wenn er dort einzieht.
    Dein Dich liebender Oheim
    Screwtape

VII
    Mein lieber Wormwood,

    Ich bin erstaunt über Deine Frage, ob es wesentlich ist, Deinen Patienten über Deine Existenz in Unwissenheit zu lassen. Das Oberkommando hat, wenigstens für die gegenwärtige Kampfphase, in dieser Frage für uns entschieden. Unsere momentane Taktik ist die, uns verborgen zu halten. Natürlich war das nicht immer so. Wir stehen in Wirklichkeit vor einem grausamen Dilemma. Glauben die Menschen nämlich nicht an unsere Existenz, so verlieren wir alle jene angenehmen Resultate direkter Schreckensherrschaft und gewinnen keine Adepten der Schwarzen Magie. Glauben die Menschen jedoch an uns, so können wir sie nicht zu Materialisten und Zweiflern machen. Wenigstens jetzt noch nicht. Ich hoffe jedoch sehr, daß es uns mit der Zeit gelingt, ihre Wissenschaften derart zu emotionalisieren und zu mythologisieren, daß sich etwas, was tatsächlich Glaube an uns (natürlich nicht unter diesem Namen) ist, einschleicht, während das menschliche Herz dem Glauben an den Feind verschlossen bleibt. Die „Urkräfte des Lebens“, die Verherrlichung des Geschlechtslebens, gewisse Richtungen der Psychoanalyse können uns hier gute Dienste leisten. Wird uns erst einmal unser Meisterwerk gelingen: der materialistische Magier, der Mensch, der, was er unklar „Kräfte“ nennt, nicht gebraucht, sondern wahrhaftig anbetet, währenddem er die Existenz von „Geistern“ leugnet – dann wird das Ende des Kampfes in Sicht sein. Bis dahin jedoch müssen wir uns den erhaltenen Befehlen unterordnen. Ich nehme nicht an, daß Du Schwierigkeiten hast, Deinen Patienten über Deine Existenz in Dunkelheit zu halten. Die Tatsache, daß die „ Te u fel “ in der Vorstellung der modernen Menschen lächerliche Figuren sind, wird Dir sehr nützlich sein. Sollte sich je die leiseste Vermutung über Deine Existenz im Herzen Deines Patienten regen, dann zeige ihm im Geist das Bild von etwas in enganliegendem rotem Anzug, überzeuge ihn davon, daß sintemal er an dieses Wesen nicht glauben kann, er ganz einfach auch nicht an Deine Existenz glauben kann. (Diese Methode, die Menschen zu verwirren, entstammt einem altbewährten Lehrbuch.)
    Ich habe mein Versprechen, die Frage zu prüfen, ob wir aus Deinem Patienten besser einen übereifrigen Nationalisten oder Pazifisten machen sollen, keineswegs vergessen. Alles Übertriebene, mit Ausnahme einer völligen Hingabe an den Feind, ist zu unterstützen. Nicht immer natürlich, aber unter diesen Umständen. Es gibt Zeiten, da sind die Menschen lau und selbstzufrieden, und dann ist es unsere Aufgabe, sie in noch tieferen Schlaf zu wiegen. Andere Zeiten, wie wir sie zum Beispiel gegenwärtig durchlaufen, sind aus dem Gleichgewicht geraten und fördern Parteiungen. Dann ist es unser Geschäft, die Menschen aufzuwühlen. Jede kleine Clique, zusammengehalten durch ein gemeinsames Interesse, das von andern verworfen oder ignoriert wird, hat die Tendenz, nach innen eine Treibhaushitze gegenseitiger Bewunderung, nach außen aber einen großen Hochmut und Haß zu entwickeln, deren sie sich nicht einmal schämt, weil das alles durch die für unpersönlich gehaltene „Sache“ gedeckt wird. Sogar dann, wenn diese Clique ursprünglich den Zwecken des Feindes dienstbar war, bleibt diese Maxime bestehen. Wir wollen eine kleine Kirche, nicht nur damit weniger Menschen den Feind kennenlernen, sondern auch damit diejenigen, die sich zu ihr zählen, sich in jene krankhafte Hochspannung und die sich heftig verteidigende Selbstgerechtigkeit einer Geheimgesellschaft oder Clique hineinsteigern. Die Kirche selbst ist natürlich sehr gut verteidigt, und es ist uns auch noch nie ganz gelungen, ihr alle Merkmale einer bloßen Partei anzuhängen. Aber Parteiungen innerhalb der Kirche haben sehr oft bewundernswerte Resultate ergeben, von den Parteien des Paulus und des Apollo in Korinth bis herunter zur High Church und Low Church in der Kirche von England.
    Sollte sich Dein Patient bewegen lassen, Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen zu werden, so wird er automatisch Teil einer kleinen, lautstarken, gutorganisierten, unpopulären Gesellschaft von Menschen werden, und das dürfte sich auf solch einen neuen Anwärter des Christentums mit ziemlicher Gewißheit gut auswirken. Aber nur mit
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