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Dienstanweisungen für einen Unterteufel

Dienstanweisungen für einen Unterteufel

Titel: Dienstanweisungen für einen Unterteufel
Autoren: C.S. Lewis
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Denn er birgt gewisse Tendenzen, die an sich für uns keineswegs günstig sind. Gewiß, wir dürfen auf viel Grausamkeit und Unmenschlichkeit hoffen. Aber wenn wir nicht aufpassen, dann werden wir erleben, wie Tausende in dieser Prüfung sich dem Feinde zuwenden. Das Interesse aber von Zehntausenden, die vielleicht nicht so weit gehen, wird immerhin abgelenkt werden von ihrer eigenen Person auf Werte und Ideen, die sie für höher erachten als das eigene Ich. Ich weiß, daß der Feind viele dieser Ideen nicht gutheißt. Aber gerade darin ist Er so unehrlich. Oft beansprucht Er Menschen als Seine Beute, obwohl sie ihr Leben für eine Sache einsetzten, die Er nicht für gut hält, und zwar mit der ungeheuerlichen, sophistischen Begründung, daß die Menschen die Sache für gut gehalten haben und ihr mit bestem Wissen gefolgt seien. Bedenke auch, was für unerwünschte Todesfälle im Kriege vorkommen! Menschen kommen um in einem Dienst, in dem ihnen die Todesnähe bewußt ist, und falls sie gar zur Partei des Feindes gehören, gehen sie vorbereitet in den Tod. Wieviel vorteilhafter wäre es für uns, wenn alle Menschen in teuren Kliniken sterben würden, eingelullt von den Lügen von Ärzten, Schwestern und Freunden, die wir dazu abgerichtet haben, den Sterbenden Leben zu versprechen, sie in der Meinung zu unterstützen, Krankheit entschuldige alles Sich-gehen-Lassen. Wenn unsere Arbeiter ihr Handwerk verstehen, wird sogar der Seelsorger nicht gerufen werden, der dem Kranken seinen wahren Zustand verraten könnte. Und wie verheerend ist für uns das dauernde Wissen um die Todesnähe, das der Krieg den Menschen aufzwingt. Eine unserer besten Warfen, die sich selbst genügende Weltliebe, ist nun wertlos. Während des Krieges glaubt kein Mensch daran, daß er für immer leben werde.
    Ich weiß, Scabtree und andere sehen im Krieg eine herrliche Gelegenheit, den Glauben anzugreifen. Aber ich halte diese Ansicht für sehr übertrieben. Der Feind hat seinen Parteigängern klar heraus gesagt, daß Leiden ein wesentlicher Bestandteil dessen ist, was Er Erlösung nennt, so daß ein Glaube, der durch Krieg oder Seuche zerstört werden kann, nicht einmal die Mühe der Zerstörung wert ist. Ich spreche hier von dem andauernden Leiden, das sich, wie im Kriegsfall, über eine längere Zeitspanne ausdehnt. Selbstverständlich könntest Du Deinen Mann in einem Augenblick des Entsetzens, eines plötzlichen Verlustes oder eines körperlichen Schmerzes einfangen, wenn sein Verstand vorübergehend betäubt ist. Aber auch dann habe ich gefunden, daß solche Posten fast immer verteidigt werden, wenn der Mensch das Hauptquartier des Feindes um Hilfe anruft.
    Dein Dich liebender Oheim
    Screwtape

VI
    Mein lieber Wormwood,

    Ich bin entzückt darüber, daß Alter und Beruf des Patienten seine Einberufung zum Militärdienst möglich, wenn auch nicht unbedingt sicher machen. Wir möchten ihn ja in der größtmöglichen Ungewißheit haben, so daß sein Kopf wimmelt von sich widersprechenden Vorstellungen über seine Zukunft, deren jede Hoffnung oder Furcht hervorruft. Nichts vermag das Herz eines Menschen gegen alle Bemühungen des Feindes so wirksam zu verrammeln wie Ungewißheit und Angst. Er verlangt die Hingabe des Menschen an seine gegenwärtige Aufgabe. Unser Geschäft jedoch ist es, ihr Sinnen und Denken auf das zu richten, was mit ihnen geschehen könnte.
    Dein Patient wird selbstverständlich den Begriff aufgeschnappt haben, daß er sich dem Willen des Feindes in Geduld zu unterwerfen habe. Der Feind meint damit vor allem, daß er die ihm gegenwärtig auferlegte Trübsal: die Ungewißheit und die Angst, in Geduld tragen soll. Ihnen gegenüber soll er sagen: „Dein Wille geschehe“, und der täglichen Mühe, sie zu tragen, ist auch das tägliche Brot verheißen. Deine Sache ist es nun, darüber zu wachen, daß der Patient nie das gegenwärtige Geängstet-sein als das ihm auferlegte Kreuz ansieht, sondern vielmehr nur die Aussichten, die er fürchtet. Lasse ihm diese als sein Kreuz erscheinen. Unterschlage ihm die Überlegung, daß das Befürchtete ihm ja unmöglich alles zusammen zustoßen kann, und lasse ihn versuchen, sich allen diesen möglichen Bedrängnissen gegenüber zum voraus in Standhaftigkeit und Ausdauer zu üben. Denn die Ergebung in ein Dutzend verschiedenartiger und hypothetischer Schicksalsschläge zur selben Zeit ist sozusagen unmöglich, und denen, die dies Ziel erreichen wollen, steht der Feind nur wenig bei. Die
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