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Diener der Finsternis

Diener der Finsternis

Titel: Diener der Finsternis
Autoren: Dennis Wheatley
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nur an die Fälle von Exorzismus.«
    »Du willst mich zum Narren halten!« rief Rex ärgerlich.
    »Das will ich ganz bestimmt nicht«, versicherte de Richleau ihm ernst. »Die Gerichtsakten können meine Feststellung beweisen. Du kannst also wirklich nicht sagen, niemand glaubte heutzutage mehr an Hexerei, und viele Tausende glauben auch immer noch an einen persönlichen Teufel.«
    »Ja, einfaches Volk vielleicht. Doch keine gebildeten Menschen.«
    »Jeder denkende Mensch muß zugeben, daß es so etwas wie die Macht des Bösen gibt.«
    »Warum?«
    »Mein lieber Junge, zu jeder Eigenschaft gibt es das Gegenteil. Wie könnten wir das Gute in Jesus Christus, Laotse, Aschoka, Marcus Aurelius, Franziskus von Assisi, Florence Nightingale und tausend anderen erkennen, wenn wir nicht das böse Leben von Herodes, Cesare Borgia, Rasputin, Landru, Ivar Kreuger und anderen vor Augen hätten?«
    »Das stimmt«, gab Rex nachdenklich zu.
    »Du weißt, daß durch die Konzentration der Macht des Guten das geschehen kann, was man Wunder nennt. Warum also sollte nicht auch die Konzentration der Macht des Bösen seltsame Dinge bewirken?«
    »Langsam geht mir auf, worauf du hinaus willst.«
    »Gut! Jetzt hör mir zu, Rex.« Der Herzog beugte sich vor und sprach sehr eindringlich. »Ich will versuchen, dir das bißchen, was ich selbst weiß, von der Geheimlehre zu vermitteln, die durch die Jahrhunderte auf die heutige Zeit gekommen ist. Sicher hast du schon von den persischen Mythen über Ahura Mazda und Ahriman gehört, die ewigen Mächte des Lichts und der Finsternis, die ohne Unterlaß zum Guten oder Schlechten der Menschheit miteinander Krieg führen. Alle alten Riten der Sonnen- und Naturverehrung waren nichts weiter als ein Ausdruck dieses Mythos, denn Licht bedeutet Gesundheit und Weisheit, Wachstum und Leben, während Finsternis Krankheit und Unwissen, Verfall und Tod verkörpert.
    Ich vermeide den Ausdruck Schwarze Magie, weil er für uns heute einen Beigeschmack von Albernheit hat. Sprechen wir von dem Pfad zur Linken. Auch dieser hat seine Jünger. Wie die Jogis in Tibet auf dem Weg des Lichts schreiten, folgen andere dem Weg der Finsternis, zum Beispiel die Anhänger des scheußlichen Voodoo-Kults. Er hat seinen Ursprung in Madagaskar und hat Afrika jahrhundertelang in seinem Griff gehalten. Durch die Sklavenverschleppungen hat er dann seinen Einzug auch in Westindien und sogar in den Vereinigten Staaten gehalten.«
    »Ja, darüber weiß ich Bescheid. Die Neger in den Südstaaten treiben damit immer noch ihre Possen, auch wenn sie nach außen hin Christen sind. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, daß sich ein gebildeter Mann wie Simon ernsthaft mit diesem Mummenschanz befaßt.«
    »Schon viele andere sind der Macht des Bösen verfallen, besonders die Reichen und Intellektuellen, die nach noch mehr Reichtum und noch mehr Macht verlangen. Rex, die Leute, die wir heute bei Simon angetroffen haben, sind alle miteinander Teufelsanbeter.«
    »Das Mädchen nicht! Nicht Tanith!« Rex sprang entsetzt auf. »Sie muß genau wie Simon irgendwie da hineingeschlittert sein.«
    »Möglich. Das Schlachten eines schwarzen Hahns und einer weißen Henne – ja, was gibt’s?« De Richleau unterbrach sich, weil ein Klopfen an der Tür ertönte.
    »Eure Exzellenz.« Der Diener Max verbeugte sich auf der Schwelle. »Ich dachte, ich sollte Ihnen das hier besser bringen.« Auf seiner Handfläche lag das juwelengeschmückte Hakenkreuz.
    Der Herzog sprang mit einer für sein Alter überraschenden Energie auf, stieß den Mann beiseite und raste aus der Bibliothek. »Simon!« schrie er. »Simon, ich befehle dir, dich nicht von der Stelle zu rühren!« Aber als er das Schlafzimmer erreichte, war von Simon keine Spur mehr zu sehen als das zerwühlte Bett und die auf dem Fußboden verstreute Unterwäsche.

 
IV
     
     
    »Max, wie kommen Sie daran?« Die grauen Augen desHerzogs glühten in einem gefährlichen Licht, aber seine Stimme klang ganz ruhig.
    »Ich habe es Mr. Aron vom Hals genommen, Eure Exzellenz.«
    »Warum?«
    »Er läutete und sagte, er hätte gern eine Tasse Bouillon. Als ich damit zurückkam, war er eingeschlafen. Es beunruhigte mich jedoch, daß sein Gesicht beinahe schwarz war und die Zunge heraushing. Ich bemerkte, daß sein Hals schrecklich angeschwollen war und daß ein Band tief ins Fleisch schnitt. Da ich fürchtete, er werde ersticken, schnitt ich das Band durch. Dabei fiel das Schmuckstück hinunter, und ich brachte es sofort
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